Kinder beschützen!


Sexueller Missbrauch - Eine Orientierung für Mütter und Väter
von Carmen Kerger-Ladleif
Rezension von Katrin Hof | 06. Juli 2016

Kinder beschützen!

Die mediale Berichterstattung zu unfassbaren Verbrechen an Kindern nimmt immer mehr zu. Es sind Schlagzeilen die schockieren, verunsichern und betroffen machen. Kinder sind das kostbarste Geschenk auf Erden. Deshalb tragen Eltern die Verantwortung sich mit Gefahren auseinanderzusetzen und das Kind vor Risiken des sexuellen Missbrauchs zu schützen. Wie kann ich mein Kind schützen? Was kann ich bei einem Verdacht tun? Wie kann ich meinem Kind nach einem sexuellen Übergriff helfen? Ausführliche Informationen darüber erhalten Eltern in „Kinder beschützen! Sexueller Missbrauch – Eine Orientierung für Mütter und Väter“ von der Expertin Carmen Kerger-Ladleif, die in diesem Sachbuch ihre langjährige Praxiserfahrung weitergibt.

Sexueller Missbrauch von Kindern ist ein Tabuthema, mit dem Eltern erst konfrontiert werden, wenn bereits ein Verdacht besteht oder es zu einem sexuellen Übergriff gekommen ist. Vielen Eltern fehlt das Wissen darüber, wie sie ihr Kind vor einem derartigen traumatischen Erlebnis, das langfristig schwerwiegende Folgen hat, schützen können. Manche haben Schwierigkeiten dabei, die Signale zu erkennen und sind unsicher darüber, wie sie im Verdachtsfall mit dem Kind und der belastenden Situation umgehen sollen. Den Eltern ist oftmals nicht bewusst, welche bedeutende Rolle sie als wichtige Bezugspersonen in dieser Situation einnehmen. Es erfordert auch viel Mut, um im Rahmen der Sexualaufklärung diese Thematik anzusprechen. Aber genau diese Ermutigung ist wesentlich, um das Kind vor der Gefahr des sexuellen Missbrauchs zu schützen.

Das umfassende, praxisnahe Handbuch „Kinder beschützen!“ von Carmen Kerger-Ladleif, das sich sehr kompetent und ausführlich mit sexuellem Kindesmissbrauch beschäftigt, ist ein hilfreicher Leitfaden für Mütter und Väter. Neben faktischem Wissen, das auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert, bekommen die Eltern Empfehlungen, anwendbare Tipps sowie praxisorientierte Beispiele, die den Zugang zum Thema erleichtern sollen. Die Hauptthemen dieses Buches umfassen Informationen über Formen und Folgen des sexuellen Missbrauchs, die häufigsten Täterstrategien sowie Ratschläge, wie der Missbrauch erkannt werden kann.
Nach der Einleitung wird die gesamte Bandbreite der vorliegenden Thematik in zehn Kapiteln umfangreich und verständlich dargestellt. Zu Beginn unterstützt die Autorin die Eltern dabei, die richtigen Worte zu finden, um das Kind mit seiner eigenen Sexualität vertraut zu machen und es über sexuelle Grenzüberschreitungen aufzuklären. Anschließend werden praxisrelevante Elternfragen wie beispielsweise „Warum machen die Täter das?“ beantwortet. Das nächste Kapitel widmet sich der Prävention von sexuellem Missbrauch, die ein wichtiger Baustein der Erziehung ist. Die Eltern erfahren darin, wie sie ihr Kind bestärken können und anhand eines Beispiels wird demonstriert, wie ein Gespräch über sexuellen Kindesmissbrauch ablaufen kann. Besonders für verunsicherte Eltern, die ihr Vertrauen in Vereine und Einrichtungen verloren haben, liefert eine Checkliste, mit der abgeschätzt werden kann, ob das Kind in der Institution sicher aufgehoben ist, die nötige Transparenz und Orientierung. Zuletzt geht die Autorin auf eine besondere Zielgruppe ein, die einem erhöhten Risiko ausgesetzt ist, Opfer von sexueller Gewalt zu werden, nämlich Menschen mit einer intellektuellen Beeinträchtigung. Die nächsten beiden Abschnitte befassen sich mit sexuellem Missbrauch im familiären Kontext und berücksichtigen auch den Aspekt, dass es Eltern gibt, die in ihrer Kindheit selbst Opfer waren. Wie im Falle eines Verdachts mit der Situation umgegangen werden soll, wird im darauffolgenden Kapitel aus unterschiedlichen Sichtweisen behandelt. Mit großer Sorgfalt wird hierbei auf die Rolle der Väter eingegangen und wie diese ihr betroffenes Kind unterstützen können. Im Anschluss daran thematisiert die Autorin die Gefahren, die in den sozialen Medien lauern. Sie erklärt, wie Täter beispielsweise über das Internet Kontakt mit Kindern aufnehmen, wie Eltern diese Risiken minimieren können und worauf sie achten sollten. Die letzten beiden Abschnitte beschäftigen sich mit psychologischen Themen wie dem Trauma und die Resilienz, unter der man die Fähigkeit, belastende Lebensereignisse zu bewältigen, versteht.

Das Buch „Kinder beschützen“ zeichnet sich durch fachliche Kompetenz und ein breites Spektrum an sachlich fundierten, aktuellen und vielfältigen Schwerpunkten zum Thema „Sexueller Missbrauch“ aus. Obwohl die Thematik schwierig ist, nähert sich die Autorin ihm sorgfältig und mit verständlichen, einfühlsamen Worten an und bietet sowohl Eltern als auch professionellem Fachpersonal einen umfassenden Einblick in dieses komplexe Fachgebiet. Dabei bezieht sie auch aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse mit ein und greift Themen wie beispielsweise soziale Medien und sexuelle Übergriffe unter Kindern auf. Besonders erwähnenswert ist das Einbeziehen von Vätern, deren Rolle in diesem Buch große Bedeutung zugemessen wird. Die enthaltenen Fallbeispiele und Anregungen veranschaulichen praxisnahe und gut anwendbare Strategien, die sich auf unterschiedliche Problematiken beziehen. Die schön gestalteten Bilder und Zitate nehmen der belastenden Thematik die Schwere und machen Mut. Auch die zahlreichen weiterführenden Literaturempfehlungen bieten eine hilfreiche Orientierung, um sich mit manchen Themenfeldern genauer zu beschäftigen.

„Kinder beschützen!“ von Carmen Kerger-Ladleif ist ein vielseitiges, informatives und praxisnahes Handbuch über sexuellen Missbrauch. Es dient nicht nur Eltern sondern auch Einrichtungen und Institutionen als wertvoller Leitfaden, um sich mit den Gefahren und Risiken auseinander zu setzen und die notwendigen Schritte einzuleiten, falls ein Verdacht des Missbrauchs vorliegt. Breit gefächert und sorgfältig gibt das Buch Müttern und Vätern Hilfestellungen, wie sie ihr Kind präventiv schützen können. Der Autorin gelingt es mit diesem Buch einen wichtigen Erziehungsauftrag zu leisten und bietet eine Orientierungshilfe an, die Eltern ermutigen soll, sich näher mit diesem tabuisierten Thema zu beschäftigen.

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