Gebrauchsanweisung für...

Gebrauchsanweisung für das Münchner Oktoberfest

von Bruno Jonas
Rezension von Stefan Cernohuby | 24. August 2010

Gebrauchsanweisung für das Münchner Oktoberfest

Es gibt gewisse deutsche Worte, die sich auch im englischen Sprachgebrauch festgesetzt haben. Darunter gehört unter anderem "Kindergarten", aber auch das Wort "Gemütlichkeit" ist, wenngleich etwas anders ausgesprochen, Teil des englischen Sprachgebrauchs. Verstanden wird darunter die Lebensart und Stimmung, wie sie hauptsächlich auf dem Münchner Oktoberfest anzutreffen ist. Kein Wunder, dass man daher eine "Gebrauchsanweisung für das Münchner Oktoberfest" braucht.

Wer an Bayern denkt, denkt oft an München und wer an München denkt, dessen Gedanken wandern recht schnell weiter in Richtung Münchner Oktoberfest. Doch wer weiß schon wirklich etwas über diese alljährliche Festivität, abgesehen davon, dass Bier dort nur literweise - also Maß - ausgeschenkt wird? Bruno Jonas, der bekannte bayrische Kabarettist, ist daher sicher die richtige Person, um einem Ortsfremden die Mentalität, den philosophischen Hintergrund und auch die versteckten Bräuche eines der größten Volksfeste der Welt näher zu bringen. Denn zuerst ist es wichtig, die Psyche und das Streben eines Bayern zu verstehen, denn schließlich wird man mit der Akzeptanz der Regeln des Oktoberfestes gewissermaßen selbst zum Bayer. Die richtige Kleiderordnung ist wichtig, obwohl die wenigsten wissen, dass im Grunde auch Jeans völlig angemessen wären, handelt es sich bei ihnen doch um eine ureigene bayrische Erfindung. Das Konjunktiv und die Möglichkeit, dass alles völlig anders ist, als es eigentlich wirkt, ist für einen Bayern genauso wichtig wie die Perspektiven, die einem ein Rausch verleiht. Und zudem ist auch noch wichtig, um welche Maß es sich eigentlich handelt, bei der man betrunken geworden ist. Steigende Bierpreise dürfen ebenso wenig unbehandelt bleiben, wie die ewige Konstanz des Oktoberfestes, das sowohl Anschläge, elften Septembern und Italienern zu trotzen vermag.

In einer beispiellosen Mixtur aus tatsächlichem Wissen, kühnen Annahmen und gewagten Schlüssen präsentiert Bruno Jonas die verschiedensten wissenswerten Aspekte des Münchner Oktoberfestes. Dass er dabei einerseits in wilde philosophische Spekulationen verfällt und andererseits dem Bier sehr viel Platz einräumt, ist nicht nur verständlich sondern auch nachvollziehbar. Versehen mit passenden und keineswegs übermäßig eingesetzten Fotografien von Rudolf Klaffenböck weiß die vorliegende Gebrauchsanweisung zu überzeugen. Wer wirklich noch niemals auf der Wiesn war, kann hier einen ersten Eindruck erhaschen, was einen dort erwartet. Doch auch diejenigen, denen das Fest nicht nur ein Begriff ist, sondern einst ein integraler Bestandteil des eigenen Lebens war, können hier zahlreiche Neuigkeiten erfahren. Oder aber sie können philosophische Ergüsse zu Themen nachlesen, zu denen sie sich selbst niemals Gedanken gemacht haben - möglicherweise zu Unrecht! Dementsprechend kann das Werk trotz seines stolzen Preises von etwa 20 Euro überzeugen und jedem nur empfohlen werden, der sich dem berühmtesten bayrischen Volksfest widmen will. Und selbst für jene, die das Spektakel überhaupt nicht leiden können, sind gewisse Kapitel enthalten. Einziger Wermutstropfen: Aufgrund des Überformates ist das Buch definitiv kein Kandidat für Hosen- oder Handtasche.

Bruno Jonas erzählt in seiner "Gebrauchsanweisung für das Münchner Oktoberfest" nicht nur Dinge, die man wissen muss, sondern auch Sachen, die man über das beliebte bayrische Volksfest gar nicht wissen wollte. Wie dem auch sei, der Kabarettist tut dies auf unnachahmlich amüsante Weise, deren Ergebnis allen potenziellen Lesern nur wärmstens ans Herz gelegt werden kann.

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