Der Seele Trost


Mein Trauer-Tagebuch
von Beatrix Schulte
Rezension von Janett Cernohuby | 10. März 2018

Der Seele Trost

Er ist ein Tabuthema, über das wir nicht reden wollen, mit dem wir uns nicht beschäftigen wollen und über das wir nicht nachdenken wollen. Doch irgendwann tritt er in unser Leben, klopft lautstark an unsere Türen, um jemanden mitzunehmen und andere mit großem Schmerz zurückzulassen: der Tod. Sobald er auftaucht, ist nichts mehr, wie es einmal war. Unser Leben gerät aus den Fugen. Wir haben das Gefühl zu fallen und finden nirgends Halt. Beatrix Schulte bietet uns etwas zum Festhalten. Etwas zum Kraft tanken und Mut schöpfen: ein Trauertagebuch das unserer Seele Trost spenden will.

Der Seele Trost. Mein Trauer-Tagebuch

Dem Schreiben wohnt eine ganz besondere Kraft inne. Es ist ein Akt, der uns zu kreativem Arbeiten bringt, der Gedanken und Gefühle zu Worten werden lässt, die uns einen Weg zeigen können. Es ist eine schöpferische Beschäftigung, in der wir versinken und die neue Welten entstehen lässt. Schreiben befreit uns, hilft uns Dinge zu verstehen - und kann sogar Trost spenden. Besonders dann, wenn wir den Verlust eines geliebten Menschen verkraften müssen, kann Schreiben uns helfen, aus dem tiefen Loch der Traurigkeit, Trostlosigkeit und Verzweiflung herauszufinden. Es bringt Erinnerungen zu Papier, die somit nicht verloren gehen können. Erinnerungen an die Person, die wir verloren haben; Erinnerungen an gemeinsame Ausflüge und Erlebnisse. Durch das Niederschreiben können wir sie aber auch immer wieder durchleben und uns an das Schöne erinnern.

Die Trauer niederschreiben

Doch was muss ein Trauer-Tagebuch beinhalten? Wie muss es aufgebaut sein? Denn jeder Trauernde reagiert anders. Bei keinem Hinterbliebenem funktioniert die Trauer nach einem Modell oder einem festen Ablaufplan. Trauer ist etwas sehr Individuelles, kann bald schon verflogen sein, nur um dann lange Zeit später wieder auszubrechen. Auf jeden Fall kann Schreiben dem Trauernden helfen, wieder Halt und Orientierung zu finden. Es kann ein Trost sein und eine Stütze, um sein Leben zu ordnen und ganz neu zu beginnen. Denn das müssen wir, schließlich gehen wir unseren Weg nach einem Todesfall ohne denjenigen weiter, von dem wir uns verabschieden mussten.
Trauer folgt also keinem Muster, daher ist es wichtig, dass auch ein Trauer-Tagebuch keiner strengen Ordnung folgt. Das vorliegende tut dies nicht. Es kann frei benutzt werden. Der Trauernde selbst bestimmt, wie oft und wie viel er hier eintragen möchte. Welche Seite er füllen und auf welche Fragen er eingehen will. Beim Befüllen der Seiten ist nur eines wichtig: sich Zeit zu nehmen. Für sich, für seine Trauer und für die Gedanken, die man in diesem Tagebuch festhalten möchte.
Bei den im Buch enthaltenen Übungen sind natürlich sehr viele Emotionen im Spiel. Es sind ganz persönliche Gedanken und Gefühle, die man hier zu Papier bringt. Wie es einem an bestimmten Tagen, zu bestimmten Tageszeiten geht. Wovon man träumt, was einen bewegt, welchen Gedanken man nachhängt. Welche Wünsche hat man, welche Aktivitäten einem Spaß machen und Kraft geben. Wofür man dankbar ist. Das Tagebuch bietet viel Raum, um sich an den Verstorben zu erinnern. Was mochte er oder sie? Was hat man gemeinsam unternommen, worüber hat man sich zusammen gefreut. Das Buch regt an, Briefe zu schreiben. An den Verstorbenen, an sich selbst, an andere Trauernde. Es lädt ein, ein Gedicht zu verfassen. Und noch eines. Und noch eines. Damit schreibt man sich nach und nach den Kummer, den Schmerz und die Trauer von der Seele, bringt sie zu Papier, macht sie spürbar und verarbeitbar. Man gibt seinen Gefühlen eine Stimme, wächst innerlich und kann im Leben wieder vorwärts sehen.

Die Zeit nach dem Tod eines geliebten Menschen, die tiefe Trauer, ist etwas, das sehr schwer bewältigt und überwunden wird. Jeder Hinterbliebene ist anders in seiner Trauer, kann sie anders verarbeiten. Durch das Aufschreiben seiner Gefühle und Gedanken lässt man nicht nur das Herz zu Wort kommen, man findet auch eine Möglichkeit, sich selbst zu ordnen, nach vorne zu schauen, Trost zu finden und voll Hoffnung und neuer Kraft weiterzugehen. Das Trauer-Tagebuch von Beatrix Schulte gibt hierfür viele Anregungen und kann in dieser schweren Zeit eine Stütze sein.

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