Content Matters


Der journalistische Ratgeber für Content Creator – ob selbstständig oder im Unternehmen. Für Text, Podcast und Video
von Bianca Fritz
Rezension von Michael Seirer | 07. Februar 2024

Content Matters

Was macht "guten Content" aus, welche Eigenschaften zeichnen ihn aus und wie wird er so aufbereitet, dass er bei der Zielgruppe wirklich ankommt? Bianca Fritz beschreibt in ihrem Buch wie man als Content Creatorin Themen auswählt, erstellt und damit Social Media Plattformen erfolgreich bespielt. Die Hauptzutat? Fokus auf journalistischem Arbeiten!

Social Media und die Notwendigkeit, dort irgendwie vertreten zu sein, ist unbestritten. Bücher, Webseiten und Youtube-Videos zum Thema Contenterstellung, -planung, -wiederverwendung etc gibt es viele. Oft erschöpft sich deren Inhalt aber in immer gleichen Vorschlägen für alle 365 Tage im Jahr mit bereichernden Themen wie inspirierende Zitate, Selbst-Bejahungssprüche oder Witze. KI Systeme wie ChatGPT helfen ebenfalls gerne nicht nur bei der Themenfindung und auch gleich bei der Formulierung und Formatierung der Ausgabe, die eine automatisierte Erstellung von Posts und Stories auf den üblichen Plattformen ermöglicht. Klar, der Aufwand wird dadurch immer geringer aber eben auch die Qualität und vor allem Originalität der Inhalte.

Bianca Fritz stellt einen anderen, wesentlich aufwändigeren aber im Ergebnis bedeutend lohnenswerteren Weg vor: Ausgehend von journalistischen Vorgehensweisen zeigt sie im Buch, wie Contentplanung aussehen kann, gibt Hilfestellungen zu Rechercheplanung und -durchführung. Eigene Kapitel widmen sich beispielsweise Themen wie der Formulierung fesselnder Texte (die Basis von allem!) und dem Führen von Interviews. Ein besonderes Jewel ist das Kapitel zur Überarbeitung der Texte: Ausgehend von Fragen wie "Geht das einfacher?" oder "Geht das kürzer?" werden Texte eingedampft, denn: Guter Stil ist einfacher und verständlicher Stil.

Das wichtigste Anliegen des Buches wird allerdings gleich zu Beginn behandelt: Es geht nicht um neue Tricks, wie Algorithmen dazu gebracht werden können den eigenen Content öfter auszuspielen oder durch Filter, Video-Templates oder andere technische Tricks Inhalte zu erstellen, die "viral gehen". Bianca Fritz bearbeitet im ersten Kapitel wie "journalistisch Content sein soll" - dazu stellt sie Journalist*innen und Content Creator*innen gegenüber und zeigt, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede beide Rollen haben. Diese Überlegungen ziehen sich durch das ganze Buch und markieren einen wesentlichen Unterschied zu vielen anderen Werken im ähnlichen Umfeld: arbeitet man journalistisch übernimmt man Verantwortung für seine Fakten, recherchiert unabhängig in alle Richtungen und schützen die Privatsphäre der Menschen, über die sie berichten. Content Creator*innen entsprechen diesen Kriterien möglicherweise nicht, da sie von Kunden für Content bezahlt werden.

Ein im Jahr 2023 erschienenes Buch zum Thema Content kommt natürlich um Künstliche Intelligenz (KI) nicht herum. Das Cover betont mit einem roten Aufmerksamkeit heischenden Kreis: "Kreativ und einzigartig: mit und ohne KI". Im Buch selbst findet sich, neben einzelnen Erwähnungen im Fließtext der Kapitel, dazu ein oberflächlicher vier Seiten langer Abschnitt am Ende, das wenig Mehrwert bietet. Gerade die Kombination von journalistischem Arbeiten und dem verantwortungsvollen Verwendung von Künstlichen Intelligenzen wäre ein toller Mehrwert für dieses Buch.

Wer Contentstücken hinterherhechelt, die "viral gehen" ist bei diesem Buch falsch. Im Gegenteil: Bianca Fritz erläutert im gut strukturierten Buch wie journalistisch Content sein darf bzw. soll, wie man gute Geschichten entdeckt, sorgfältig recherchiert und schlußendlich gelungen erzählt. Ein besonders wertvolles Kapitel zeigt, wie die eigenen Texte (es geht immer besser!) verbessert werden können.

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