Trail to Heka


Seth auf der Suche
von Melanie Vogltanz
Rezension von Stefan Cernohuby | 09. Januar 2024

Trail to Heka

Wie bekommt man einen altägyptischen Gott nach Kanada? Man stiehlt ihm etwas, das ihm sehr wichtig ist. Was jetzt wie ein Rätsel klingt, ist in Wahrheit der Plot des neuesten Romans von Melanie Vogltanz, im Kemet-Universum. „Trail to Heka – Seth auf der Suche“ lautet der Titel des Werks, in dem der Herr von Ombos nicht nur alte Weggefährten wieder trifft, sondern auch neue Menschen kennenlernt. Mit beidem hat er bekanntlich Probleme.

Seth Ombos ist tot, es lebe Reid Sejad. Durch die Intervention eines Freundes hat der feurige Chaosgott eine neue Identität und muss nun etwas Gras über die Sache wachsen lassen, die ihn momentan dazu zwingt, seine Wüstenheimat zu meiden. Als er mit seinem Motorrad die Grenze nach Kanada überquert, hat er eine gewisse Vorstellung davon, dass dies kein Urlaub werden wird. Was ihn aber tatsächlich erwartet, ist dann doch eine negative Überraschung. Neben dem Einheimischen Ned, der ihm nur ein wenig auf die Nerven geht, ist das Treffen mit der Göttin Wadjet schon unangenehmer. Die feurige Viperngöttin bestätigt, was er schon wusste. Jemand hat seinen Stab gefunden. Den, in dem ein Großteil seiner Macht steckt. Und schlimmer noch, der Chaosgott Yam hat ihn an sich gebracht. Unter Drogen gesetzt, von seinen Freunden getrennt, beginnt eine Suche an der Seite einer Göttin, die offenbar einen Stock im Arsch hat. Es wird so schlimm, dass er sich sogar selbst eingesteht, Totengott Mafed zu vermissen. Das sagt schon einiges über die Ist-Situation aus. Und die Konfrontation mit mehreren Göttern macht es nicht unbedingt besser.

Die Einleitung war etwas irreführend. Denn im Grunde hat niemand Seths Stab gefunden. Er ging verloren und tauchte genauso wie der Herr von Ombos irgendwann wieder in der Realität auf. Man könnte jetzt natürlich annehmen, dass ein Gott einen Teil von sich selbst spürt und ihn so leicht finden kann, aber das wäre sicherlich zu einfach. Also begibt er sich auf eine Suche, bei der kein Auge trocken bleibt – sogar wortwörtlich gesehen. Emotional ist der Trip nicht einfach für Seth. Er hat Besserung gelobt, versucht sein feuriges Temperament im Griff zu behalten, keine Leichen seinen Weg säumen zu lassen und nichts unabsichtlich niederzubrennen. Man kann schon hier festhalten, dass nicht alles so einfach machbar sein wird. Man begegnet beim Lesen einigen Bekannten aus der ägyptischen Mythologie und vielleicht auch einigen Göttern, denen man nicht so oft in der Literatur begegnet. Allerdings stellt man sich beim Lesen durchaus die Frage, wer noch aller in Heliopolis, Nevada, vorbeischauen könnte? Denn Potenzial gibt es da noch eine Menge!

„Trail to Heka“ ist der erste Solo-Roman im „Kemet“-Universum von Melanie Vogltanz. Nach Kurzgeschichte, Novelle und einem gemeinsamen Roman mit Jenny Wood erhält Chaosgott Seth nun sein erstes Abenteuer in Romanlänge. Wie sich der feurige Chaot im eher kühlen Kanada schlägt, muss man allerdings selbst herausfinden. Wer Abenteuer mit Göttern, Humor und zerfetzten Bandshirts mag, ist hier definitiv an der richtigen Adresse.

Details

Bewertung

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  • Humor:
  • Gewalt:
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