Salbei, Dill und Totengrün

von Manfred Baumann
Rezension von Janett Cernohuby | 16. Juni 2016

Salbei, Dill und Totengrün

Wer glaubt, Kräuter wären nur wildes Gestrüpp, mit denen in vergangenen Zeit geheilt wurde, denen man früher Zauberkräfte zusagte und die heute vielleicht gerade noch gut genug zum Würzen von Speisen sind, der irrt gewaltig. Denn Kräutern haben viel mehr zu bieten. Geschmack, Heilkunst und vor allem Spannung und Unterhaltung. Letztere ist in Manfred Baumanns Anthologie "Salbei, Dill und Totengrün" zu finden, in denen Kräuter zu den wichtigsten Zutaten von kurzen Krimis werden.

Salbei gilt als Allheilkraut, das sogar den Tod bannen kann. Doch ausgerechnet unter einem Salbeistrauch findet Pater Gwendal, von allen Pater Majoran genannt, die Leiche eines Seminarteilnehmers.
Dill ist ein herrliches Gewürz für Salate, helle Soßen oder zu Fischgerichten. Auch sehr gut passt es zu toten Ehefrauen.
Apfelminze im Tee kann einen gemütlichen Abend ausklingen lassen, aber auch Betriebsgeheimnisse von einem Unternehmen zum anderen fließen lassen.
Über die Alraune gibt es zahlreiche Legenden, die nicht selten ein schreckliches Ende nehmen. Was hat es also zu bedeuten, wenn eine Leiche neben Hexenkraut gefunden wird, die obendrein eine Alraunenwurzel in der Hand hält?
Kräuter haben heilende Kräfte, doch nimmt man von bestimmten Pflanzen zu viel, können sie schnell zu einem tödlichen Gift werden. Ein Gift das hilft, brutale Ehemänner aus dem Weg zu schaffen.
Für die einen ist Immergrün ein schöner Begleiter für den Brautkranz, andere sehen darin das Totengrün, das auf Gräber gehört.

Natürlich, man muss Anthologien mögen. Denn in ihnen gibt es kurze und etwas längere Erzählungen, die spannend sind, aber dennoch nicht zu sehr in die Tiefe gehen. Charaktere werden nur oberflächlich entwickelt. Es wird nicht reflektiert, warum, weshalb und wieso sie sich verhalten, wie sie es tun. Auch nicht, welche Wurzeln ihre Taten im speziellen haben. Dafür haben Kurzgeschichten einfach nicht den Platz. Aber sie bieten stattdessen die Chance, kurze Episoden zu lesen, die als solche überzeugen und vor allem unterhalten. Bei denen man selbst überlegen kann, warum eine Entwicklung ihren Lauf genommen hat - oder auch nicht. Bei denen man über die Einfachheit von Charakteren schmunzeln, staunen oder auch den Kopf schütteln kann. Die eine Vielzahl von verschiedenen Ereignissen zeigen, bei denen man nicht allzu lange verweilen muss. Alles das trifft auf Manfred Baumanns Anthologie "Salbei, Dill und Totengrün" zu. Wenngleich alle Geschichten vom gleichen Autor stammen, sind sie doch sehr unterschiedlich. Der klassische Mord aus Rache ist ebenso vertreten, wie die verzweifelte Tat zum Selbstschutz. Eifersucht, Neid, Zufall, Glück und Unglück, Missgeschick und sogar Mysteriöses sind in dieser Sammlung zu finden. Die Protagonisten sind dabei nicht die Ermittler oder Täter, nein es sind die Kräuter, von denen immer ein anderes eine Erzählung begleitet. Baldrian kann neben seiner beruhigenden Wirkung auch zu fatalen Ereignissen führen und Dill nicht nur das Fischgericht verfeinern. Der Autor spielt mit heilenden Wirkungen der Kräuter, ebenso mit alten Geschichten und Legenden, die sie in Verruf gebracht haben. Über allem wacht Pater Majoran, der uns die mörderische Welt der Kräuter hineinbegleitet und auch wieder aus dieser entlässt.

"Salbei, Dill und Totengrün" ist eine Sammlung unterschiedlicher Geschichten und Kriminalfälle von einem gemeinsamen Autor. Manfred Baumann zeigt dem Leser, wie vielseitig Kräuter sein können - in ihrer positiven Wirkung, in ihren alten Geschichten und in ihrer Beteiligung an Morden und andere Kriminalfällen. Für Anthologie- und Kräuterliebhaber sicherlich ein spannender und würziger Lesegenuss.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Gewalt:

Könnte Ihnen auch gefallen: