Protektor

Protektor - Monsterjäger mit Sockenschuss

von André Wiesler
Rezension von Stefan Cernohuby | 07. März 2016

Protektor - Monsterjäger mit Sockenschuss

Um ein Held zu sein, gibt es unterschiedliche Anforderungen. In der Regel haben diese damit zu tun, sich unterschiedlichen Gefahren zu stellen, über einzigartige Fähigkeiten zu verfügen oder einfach nur im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein. Der Protagonist von André Wieslers Roman „Protektor – Monsterjäger mit Sockenschuss“ erfüllt jedoch keine einzige von diesen. Doch es gibt noch einige andere Besonderheiten an diesem Werk, auf die wir eingehen wollen.

Es gibt Verlierer, Hartz-4-Empfänger und Holger Klaus, pardon, Klaus Holger. Es beginnt schon damit, dass sich niemand merken kann, was sein Vor- und Nachname ist. Trotz eigentlich vorhandener Intelligenz und keiner völliger Unfähigkeit die Anforderungen der Arbeitswelt zu verstehen, klebt ihm das Pech seit seiner Kindheit an den Fersen. Als er eines Tages von einem alten Freund zum Ausgehen überredet wird, weiß dieser nicht, wie weit es mit Klaus bergab gegangen ist. Doch just auf dieser eigentlich hoffnungslosen Exkursion – das Äußere des Langzeitarbeitslosen spiegelt seinen Niedergang genauso wider wie sein Lebenswandel – lernt er an diesem Tag eine Person kennen, die sein Leben für immer verändern soll. Denn die geheimnisvolle und überaus gutaussehende Veronique lässt sich all seiner Tollpatschigkeit zum Trotz von ihm abschleppen und verführen – obwohl es in Wahrheit eher andersherum ist. Nach einem schmerzhaften Ende der sonst sehr tollen Nacht, hat sich einiges geändert. Er erlebt seltsame Situationen, auf seiner Hand wuchert ein schwarzes Gewächs und ältere Damen stellen ihm plötzlich hinterher. Als ihm jemand Informationen über den Aufenthaltsort der verschwundenen Veronique mitteilt, lernt er nicht nur eine Kuh kennen, sondern erfährt auch, dass er nun ein Protektor ist. Ein Beschützer der Ahnungslosen, die nicht wissen, welche Monster, Gestaltwandler, Geister, Teufel und Dämonen unter ihnen wandeln. Er soll diese Menschen, die ihn normalerweise nicht einmal mögen, gegen jegliche Unbill verteidigen. Mit Übergewicht, einer unglaublichen Menge Nerdwissen und ohne nennenswerte Fähigkeiten. Und immer wieder wirft der Protagonist einen Blick zurück in die eigene Vergangenheit – wann immer es der Situation angebracht ist.

Wie schon eingangs erwähnt, ist „Protektor“ ein Buch, das nicht auf konventionelle Weise zustande gekommen ist. Nachdem Autor André Wiesler damit bei den großen Publikumsverlagen (und dann wohl auch einigen kleineren) abgelehnt wurde, startete er ein Crowdfunding-Projekt, um das Buch doch zu realisieren. Durch eine große Anzahl an Unterstützern wurde nicht nur das Mindestziel erreicht, sondern zahlreihe Bonusziele, wodurch man sich auch auf Bonusgeschichten, Hörbücher und vieles mehr freuen darf. Eines muss man natürlich festhalten – und das wird auch schon in der Einleitung klargestellt – man darf sich hier kein Buch mit großem Tiefgang erwarten. Und auch wenn der Verfasser dieser Kritik erst einmal das große G mit vielen Os bemühen musste, um herauszufinden, was in aller Welt der Protagonist mit einem Sockenschuss zu tun hatte und was das überhaupt sein sollte, las sich jede Seite genauso. Man merkte, dass André Wiesler etwas schreiben wollte, das ihm Spaß machte und auch dem Leser Spaß machen soll. Das ist über weite Strecken sehr gut gelungen – besonders die Integration einer Kuh als Tiergefährten (!) und die Verwendung einer Unzahl an typischen Nerdzitaten setzen hier ein Ausrufezeichen. Einzig und allein die Rückblenden sind teilweise davon auszunehmen – denn nicht alle sind geglückt. Insgesamt ist das Werk aber allen Kennern seiner Bücher und Fans satirischer Fantasy zu empfehlen. Man darf sich dabei auch auf zahlreiche zusätzliche Geschichten freuen, die einerseits noch für das Crowdfunding entstanden sind, aber sicher auch nachher noch fortgesetzt werden. Und wenn man auch noch die dem eBook nachfolgenden Seiten durchblättern, kann man eines mit Sicherheit sagen. André Wiesler kann sich vermarkten – und seine Bücher. Denn wenn er keinen Verlag für sie findet, macht er sie eben selbst.

„Protektor – Monsterjäger mit Sockenschuss“ ist ein durch Crowdfunding unterstütztes Buch von André Wiesler, das im Verlag Torsten Low erschienen ist. Wie schon Titel, Klappentext und Einleitung suggerieren, nimmt sich das Werk selbst keinesfalls ernst und ist dabei witzig genug gelungen, damit der Leser ihm das auch nicht übelnimmt. Fans amüsanter, satirischer und nerdiger Fantasy können hier in jedem Fall zugreifen, zumal es ziemlich sicher auch einen Nachfolgeband geben wird. Man hat bestimmt nicht zum letzten Mal von Klaus Holger, dem Protektor, gehört.

Details

Bewertung

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