Die große Erzferkelprophezeiung

Nimmerzwerg

von Christian von Aster
Rezension von Stefan Cernohuby | 31. Oktober 2021

Nimmerzwerg

Was sich eine gute Prophezeiung nennen will, braucht drei Abschnitte. Insbesondere eine solche, die Titelgeberin für eine Trilogie ist. Eine Weisheit, die auch Christian von Aster völlig verinnerlicht hat. Seine Reihe „Die große Erzferkelprophezeiung“ geht nun mit „Nimmerzwerg in die dritte und letzte Runde. Man darf also gespannt sein, was der Autor dem Schicksalszwerg diesmal für Grausamkeiten antut. Es wird mit Sicherheit eine Menge zu lachen geben.

Der Schicksalszwerg ist ein relativ freies Konstrukt aus improvisierter Weissagung und strikter Notwendigkeit. Dies hat dazu geführt, dass die Mitglieder desselben nach einem überstandenen Abenteuer auf einem Floß aus feuerfesten Rüstungen inmitten eines Magmasees herumtreiben. Als sie von dort gerettet werden, ist das eine typische Situation Marke: „vom Regen in die Traufe“, auch wenn diese Bezeichnung angesichts der Umgebungstemperaturen nicht völlig passend erscheint. Sie werden von einem zwergischen Piraten gefangengenommen, der sich nicht nur das abartige Artefakt aneignet, sondern auch beschließt, die gefangen genommenen Zwerge in die Sklaverei zu verkaufen. Doch hier hat die Vergangenheit mitsamt längst vergangenem Wissen ein gewichtiges Wort mitzureden, auch wenn eine Ratte die beste Zuhörerin ist. Während sich die Mitglieder des Schicksalszwergs als Sklaven mit trollischen Besitzern herumschlagen müssen, wechselt in der alten Heimat mehrfach die Rolle des Anführers. Dabei geht es nicht nur brutal zu, sondern teilweise auch nicht mit rechten Dingen. Letztendlich erwartet sowohl die Gefährten als auch ihre Widersacher ein Geheimnis, das vor allen Zwergen seit Äonen verborgen geblieben ist. Das Wissen um den einen, der niemals ein Zwerg war: den Nimmerzwerg.

Man kann den vorliegenden Band mit einem lachenden und einem weinenden Auge lesen. Denn in „Nimmerzwerg“ werden eindeutig alle Charaktere in den Dienst der Handlung gestellt – und das voll und ganz. Während sie in den vorherigen Bänden viel Zeit hatten, ihren Charakter zu entwickeln und ihre eigenen Talente und Schrulligkeiten zu entwickeln, werden sie nun von einer spannenden Situation zur nächsten getrieben – teilweise sogar mit Peitschenhieben. Kaum kann man sich an stoischen Kommentaren des blinden ehemaligen Zwergengenerals erfreuen, noch an Fazzgadts Gemurre und seinem Verantwortungsbewusstsein für seinen zurückgebliebenen Schlüpfling. Es gibt wenig Möglichkeit zum Durchatmen, Geheimnis für Geheimnis wird freigelegt, wie Schichten einer Zwiebel. Und letztendlich muss man sich als Leser mit dem Gedanken anfreunden, dass die Welt der Zwerge, so wie man sie in der Reihe von Christian von Aster kennengelernt hat, zu Ende gehen muss. Was mit dem Andenken der Zwerge passiert, steht jedoch auf einem anderen Blatt. Spannend, unterhaltsam, humorvoll und gewissermaßen mit der Essenz der Zwergigkeit versehen, ist der „Nimmerzwerg“ ein Roman, der jedem Liebhaber guter Fantasy die sich selbst nicht zu ernst nimmt, unbedingt zu empfehlen ist.

„Nimmerzwerg“ ist der dritte und letzte Band der Trilogie „Die große Erzferkelprophezeiung“ von Christian von Aster. Seine Zwerge, allen voran der aus mehreren Personen bestehende Schicksalszwerg, müssen noch ein letztes Abenteuer bestehen, bevor das Volk der Zwerge für immer untergeht – oder doch gerettet werden kann. Oder ist das vielleicht dasselbe? Gewohnt humorvoll und sehr spannend bringt der Autor seine Geschichte hier zu Ende. Für alle Kenner des Autors und Fantasyfans ist es absolute Pflichtlektüre.

Details

Bewertung

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