Mein zauberhafter Buchladen am Ufer der Seine

von Rebecca Raisin
Rezension von Emilia Engel | 09. Februar 2018

Mein zauberhafter Buchladen am Ufer der Seine

Leidenschaftlichen Lesern und Buchliebhabern  ist der Traum von einer eigenen Buchhandlung, in der man kuschlig lesend sitzen kann und in prachtvollen und geschichtsträchtigen Büchern blättern kann, nicht unbekannt.  Allein beim Gedanken daran steigt ein wohlig warmes Gefühl in einem auf. Auch der Traum in Paris zu leben, in der Stadt der Liebe, in der es so viele wunderbare Plätze und Menschen zu entdecken gibt, lebt in den Herzen vieler. Lasst uns einen Teil des Weges mit Sarah Smith gehen und sehen, ob sie eine Kombination dieser beiden Elemente meistern kann.

Sarah lebt ihre Leidenschaft für Bücher und ihre Geschichten in ihrer eigenen kleinen Buchhandlung in einer verschlafenen kleinen Stadt in Amerika aus. Vom Wesen her ist sie eher zurückhaltend und es mangelt ein wenig an Selbstbewusstsein. Ihre große Liebe, Ridge, ist freier Journalist und jettet für seine Storys in der Weltgeschichte umher. Die Abstände, in denen sie sich nicht sehen, werden immer größer und das lastet schwer auf Sarah.
Als Sarah ein Angebot ihrer Freundin Sophie aus Paris bekommt, spontan für ein paar Monate ihre Buchhandlungen zu tauschen, willigt sie überraschenderweise sofort ein. Endlich will sie mehr als immer nur in ihrem kleinen Städtchen zu sitzen. So wagt sie sich in die Stadt der Liebe mit der Hoffnung im Herzen, dass Ridge sie dort besuchen kommt und sie dort gemeinsam Paris entdecken. Trotz ihrer Ängste und Zweifel freut sie sich auf die Arbeit in der großen, alteingesessen und weltberühmten Buchhandlung ihrer Freundin.
Doch als Sarah dort ankommt, kommt alles ganz anders.  Anstatt sich von ihrem Jetlag erholen zu können, wird sie sofort hineingezogen in den Strudel der Arbeit, der in der großen, wunderschönen Buchhandlung wartet. Sie muss feststellen, dass die Arbeitsmoral und die Arbeitseinteilung ihrer Mitarbeiter nach dem Prinzip Laissez-faire läuft und jeder tut, was er will. Als einzige Angestellte ihrer Buchhandlung ist sie es nicht gewohnt Befehle zu erteilen oder ihren Willen durchzusetzen. Allerhand Stolpersteine werden ihr in den Weg gelegt und das Geschäft scheint seit ihrer Ankunft den Bach runterzugehen. Um ihre Freundin Sophie nicht zu enttäuschen, muss sie sie sich zusammenreißen und Lösungen für ihre Probleme finden. Dass auch Ridge sein Versprechen nachzukommen nicht hält, ist der Tropfen, der das Fass überlaufen lässt. Doch in all der Misere findet sie auch neue Freunde.
Ob sie die Balance findet zwischen der ungewohnt stressigen Arbeit, der Liebe, die auf dem Abstellgleis wartet, und einem Paris, das entdeckt und erforscht werden möchte, ist die Frage…

“Mein zauberhafter Buchladen am Ufer der Seine” konnte leider wenig überzeugen.  Die Geschichte hat keinen erkennbaren Spannungsbogen. Vielmehr ist es eine Aneinanderreihung von Ereignissen, denen die Spannung fehlt. An mancher Stelle scheint es auch an Logik zu fehlen. Etwa bei der Art, wie die Protagonistin und ihre Freundin aus Paris beide Buchhandlungen führen. Grundverschieden, und es scheint bei beiden ein Wunder zu sein, dass sie noch nicht bankrott gegangen sind. Vor allem die Pariser Buchhandlung - ein großes Geschäft mit mehreren Angestellten, die alle kommen und gehen wann sie wollen. Dass sich die Protagonistin als stellvertretende Geschäftsführerin nicht durchsetzen kann, ist einfach unglaubwürdig. Zumal sie selbst Geschäftsführerin eines eigenen Buchladens ist. Es gibt noch andere Details, die bei der Führung einer echten Buchhandlung untragbar wären und aufgrund derer sie nicht lange fortbestehen würde.
Für die Kulisse der Geschichte hat sich die Autorin Rebecca Raisin offenbar stark an der berühmten Buchhandlung Shakespeare & Company orientiert, natürlich mit einigen Abweichungen. Da wäre es nett gewesen, dies in einem Nachwort zu erwähnen.
Dafür, dass dieses Buch als Liebesroman gereiht wird, kommt herzlich wenig Romantik oder Liebe vor. Der Freund unserer Roman”heldin” glänzt beinahe das ganze Buch hindurch mit Abwesenheit. Die Telefonate, die beide führen, enden immer in Frustration. Etwas Liebesroman-Feeling soll wohl durch geheimnisvolle Liebesbriefe aufkommen, die Sarah durch Zufall in der Buchhandlung findet. Natürlich will sie rausbekommen, wer der Absender ist.  Aber selbst da fehlt das gewisse Etwas.
Unter einem Liebesroman der in Paris spielt, stellen wir uns jedenfall etwas ganz anderes vor. Man muss dem Buch aber zugute halten, dass es nicht so schlecht war, dass man es dann doch unbedingt zur Seite legen wollte.

Alles in allem war dieses Buch nicht zufriedenstellend. Weder konnte man sich in die Protagonistin hineinversetzen, wie es meistens der Fall ist, noch konnte man rechte Sympathie für sie und ihre Probleme aufbringen.  Letztendlich lässt sich sagen, dass “Mein zauberhafter Buchladen am Ufer der Seine” weniger für die sind, die eine Liebesgeschichte suchen, sondern für jene, die gerne lesen wie sich Menschen in den Geschichten weiterentwickeln und an sich selbst wachsen. Doch der Zauber von Paris und die hingebungsvolle Liebe zu Büchern hätten noch so viel mehr hergegeben als in diesem Buch zu finden ist...

Details

  • Autor*in:
  • Originaltitel:
    The Little Bookshop on the Seine
  • Genre:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    04/2017
  • Umfang:
    320 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ISBN 13:
    9783352008979
  • Preis (D):
    14 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Gefühl:

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