Im Schatten der Kirchenburgen

von Der Wunderwaldverlag
Rezension von Stefan Cernohuby | 19. April 2015

Im Schatten der Kirchenburgen

Möchte man eine Sammlung an Kurzgeschichten herausgeben, gibt es zahlreiche unterschiedliche Ansätze. Entweder schreibt man Autoren an, um gezielt zu einem Thema Geschichten zu schreiben, oder man veranstaltet eine Ausschreibung mit mehr oder weniger konkreten Rahmenbedingungen und wählt dann die besten Einsendungen aus. Bei etwas exotischeren Themen kann dies dann ein längerer Prozess sein, wie wohl auch bei der im Wunderwald veranstalteten Ausschreibung "Im Schatten der Kirchenburgen".

Nach einem Vorwort von Herausgeberin und Verlegerin Manuela Stadelmann, in der sie unter anderem von den Schwierigkeiten der Teilnehmer mit den Begriffen Wehrkirche und Kirchenburg erläutert - so erreichten viele Einsendungen den Verlag, die nur mit normalen Burgen und Schlössern zu tun hatten -, beginnt die Zusammenstellung der eigentlichen Erzählungen.
Die Geschichten im Buch sind in unterschiedlichen Zeiten angesiedelt. So beginnt Zurückgedrehte Zeit" von Dagmar Dusil beispielsweise in der Gegenwart, bietet dann aber einen Rückblick in die Jungend eines Charakters. Leider kann diese erste Geschichte im Buch sprachlich nicht überzeugen.
"Der ziegelrote Schopf" von Bele Freudenberg führt dagegen tatsächlich zurück ins Mittelalter, als Wehrkirchen den Zweck erfüllten, vor Angreifern zu schützen. Auch wenn es hier eher um eine kleine Fehde geht als um eine wirkliche Belagerung.
Mehrmals wird in den folgenden Geschichten das Thema aufgegriffen, dass die ehemaligen Kirchenburgen als Verstecke im zweiten Weltkrieg dienten. Auch eine geistige Zeitreise, ein Blick in eine ferne Zukunft und korrupte Kirchenoberhäupter sind Themen, die rund um eine Wehrkirche angesiedelt sind.

Das Hauptproblem der vorliegenden Anthologie ist vermutlich, dass es sich um ein sehr spezielles Thema handelt. Schreibt man "Fantasy" oder sogar "Asia-Fantasy" für eine Anthologie aus, gibt es bestimmt schon zahlreiche Autoren, die bereits ein Ass, beziehungsweise eine Geschichte im Ärmel haben, die sie dann nur aus selbigem schütteln müssen. Geschichten zu diesem Band mussten nicht nur eigens geschrieben werden, es musste auch vernünftig recherchiert werden. Und trotz der sicher strengen Vorauswahl kann bei weitem nicht jede im Buch enthaltene Geschichte überzeugen. Möglicherweise die Hälfte von ihnen, bei großzügiger Auslegung. Laut dem Verlag wollte man hier erstmals auch auf Hinterlassenschaften im ehemaligen Siebenbürgen und die dort immer noch lebende deutsche Minderheit hinweisen. Das ist in Ansätzen passiert. Trotzdem vermag das Werk insgesamt nicht wirklich zu überzeugen, wobei auch der Verzicht auf ein Inhaltsverzeichnis überrascht. Da der Preis aber nur knapp sieben Euro beträgt und die thematische Ausrichtung sehr speziell ist, kann man dem Werk trotzdem zugestehen, dass es nicht unterdurchschnittlich ist.

"Im Schatten der Kirchenburgen" ist eine im Wunderwaldverlag erschienene Anthologie mit einer starken thematischen Begrenzung. Vermutlich war das der Grund, warum die Geschichten selbst nicht restlos überzeugen können, es gibt starke Schwankungen in der Qualität der Erzählung. Leider ist das Werk daher nur durchschnittlich gelungen.

Details

  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    05/2014
  • Umfang:
    104 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3940582689
  • ISBN 13:
    9783940582683
  • Preis (D):
    6,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik: