Glück in Wien

von Christine Grän, Hannelore Mezei
Rezension von Stefan Cernohuby | 14. Juni 2018

Glück in Wien

Das Glück ist ein Vogerl, sagt man in Wien. Fragil, hübsch anzusehen und etwas flatterhaft. Hat man sein Glück immer dabei, wenn man selbiges im Namen trägt? Wohl kaum. Dementsprechend ist der Kriminalroman „Glück in Wien“ vermutlich nicht das, was er zu sein scheint. Also eben kein euphorisches Märchen über einen Helden, für den am Ende alles gut ausgeht.

So ist es. Denn Martin Glück sitzt im Keller. Buchstäblich. Sein Chef hat ihn für ein ganzes Jahr in eine Abteilung versetzt, in der er keinen Schaden anrichten kann, wie erst kürzlich. Zumindest theoretisch kann das der Chefinspektor Glück nun wirklich nicht, doch er langweilt sich so schnell und geht gerne Dingen auf den Grund. Und da ist sein Kollege, der Franz Fassbender, von allen nur „Fassl“ genannt - wohl auch wegen seiner Statur. Der ist eher gemütlich und manchmal ein bisschen überfordert mit den schwierigeren Fällen. Und der hat auch gar nichts dagegen, dass ihm Martin ein bisschen hilft. Vor allem wenn es um einen Fall im Bekannten- und Verwandtenkreis geht. Denn da ist Romana, seine Tante. Die hat etwas geerbt. Beziehungsweise soll sie, denn plötzlich kommt eine ungute Bewegung in die Masse an Erben und Legaten, denn die beginnen der Reihe nach zu versterben, und zwar eher unerwartet. Also hört sich Martin gemeinsam mit Franz ein wenig um, er etwas mehr als sein Kollege. Und er findet sich in einem Kabinett aus Intrigen, Lügen und Erpressung wieder. Mit Apothekerinnen, Drogensüchtigen, Tierpflegern, alternden Schauspielerinnen und Adelsmäusen. Und jeder hat einen dunklen Fleck in seiner Vergangenheit...

Mag man Romane mit viel Lokalkolorit, Wien und hat vielleicht sogar den ersten Fall von Martin Glück, mit dem Namen „Glück am Wörthersee“ gelesen, gibt es Grund genug sich auch dem zweiten Band der Reihe von Christine Grän und Hannelore Mezei zu widmen. Das Tempo der Geschichte bleibt immer moderat, was an den Nebencharakteren, den unterschiedlichen Perspektiven und nicht zuletzt an Wien liegt. Ja, Martin Glück versucht das eine oder andere Mal aufs Gaspedal zu steigen und die Ereignisse zu beschleunigen, aber da kommen dann Bekanntschaften, interessierte Kolleginnen und der eine oder andere Kochkurs dazwischen. Der Protagonist ist ein Mensch, dem die Wahrheit für einen Polizisten offenbar zu sehr am Herz liegt, der irgendwie Glück bei den Frauen hat und doch wieder nicht. Und ja, inmitten dieser vielen Dilemma, der anstrengenden Nebencharaktere, Intrigen, Verhöre und dem Versuch, seine Tante und seine Mutter zufriedenzustellen, löst er dann auch noch den Kriminalfall – rechtzeitig, um die Zahl der Toten einstellig bleiben zu lassen. Wer sich damit anfreunden kann, wird einen soliden, wenngleich nicht außergewöhnlichen Krimi in Wien lesen.

„Glück in Wien“ ist der zweite Fall von Chefinspektor Martin Glück und gewissermaßen die Fortsetzung von „Glück am Wörthersee“. Erben und Sterben in Wien, verzwickte Verwandtschafts- und Bekanntschaftsverhältnisse und ein nicht gerade vom Glück verfolgter Protagonist. Das sind die Ingredienzien des vorliegenden Krimis. Lokalkolorit und nett gezeichnete Nebencharaktere ergeben so einen gelungenen, wenngleich nicht herausragenden Roman.

Details

Bewertung

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