Drachenlanze

---

Es heißt eigentlich, man solle Bücher nicht nach deren Einband beurteilen. Im Fall vieler englischsprachiger Fantasyromane in den 1980-ern zum ersten Mal erschienen, ist das gar nicht so einfach. Sie wurden in der Übersetzung in mehrere Bände aufgeteilt und erschienen lediglich als Taschenbücher. So auch die Reihe „Die Chroniken der Drachenlanze“ von Margaret Weis und Tracy Hickman, die nun als edler Hardcover-Sammelband erschienen sind.

Die Geschichte beginnt in einem kleinen Dorf namens Solace, in dem sich eine Gruppe Freunde wie verabredet in einem besonderen Gasthaus trifft, das in einen gewaltigen Vallenholzbaum gebaut ist. Es ist ein Tag, an dem sich alles ändert. Denn an ihm hat die Suche nach einem Hinweis auf ein Zeichen der alten, vergessenen Götter, welche einst ein feuriges Gebirge auf eine Stadt schleuderten und ein dunkles Zeitalter anbrechen ließ, ein Ende. Die Barbarin Goldmond und ein blauer Kristallstab lösen ein Chaos aus. In dessen Folge müssen die Freunde Tanis der Halbelf, Flint der Zwerg, die Zwillinge Caramon und Raistlin und der Kender Tolpan Barfuß gemeinsam mit Goldmond und ihrem Begleiter Flusswind fliehen. Es ist der Beginn einer Reise, während ein Krieg einsetzt und Goblins und bislang unbekannte Drakonier die Lande überrennen. Schnell müssen sie feststellen, dass bösartige Drachen mehr als nur eine Legende sind. Unzählige Abenteurer, einzigartige Nebencharaktere und eine überraschende Handlung lassen eine Gruppe einfacher Abenteurer plötzlich zu entscheidenden Charakteren inmitten eines neu aufflammenden Kriegs zwischen Gut und Böse werden. Einen Krieg, den unmöglich alle überleben können.

Was Margaret Weis und Tracy Hickman in ihrer ersten Drachenlanzen-Reihe (im Original „Dragonlance“) besonders gut gelingt, ist, Charaktere mit komplett unterschiedlicher Motivation darzustellen. Ja, auch Boromir im „Herrn der Ringe“ hat fragwürdige Dinge getan. Doch nur, um das in seinem Augen Richtige zu tun. Dieser Narrativ wird ab einem bestimmten Zeitpunkt über Bord geworfen und verschiedene Charaktere haben komplett unterschiedliche Ziele, obwohl sie zeitweise zusammenarbeiten oder sogar langjährige Freunde sind. Und auch auf die Frage, ob eine Freundschaft stärker ist, als eine vielleicht von Eigennutz getriebene Motivation, erfolgt nicht immer die Antwort, die man beim Lesen erwarten würde. All das hatte große Auswirkung auf die Darstellung von Charakteren in Romanen und wirkt bis heute nach, wo man selbige mittlerweile als „morally grey“ bezeichnet. Für alle, welche die Chroniken der Drachenlanze noch nicht kennen, bietet sich jetzt die einzigartige Möglichkeit, die gesamte Reihe in einem Rutsch zu lesen – und das auch noch in einem wundervoll gestalteten Band, der auch eine farbig illustrierte Karte des Kontinents Ansalon. Dieser kann allen Fans guter Fantasy nur ans Herz gelegt werden. Denn dieses Buch hat den Einband, den es verdient!

Könnte Ihnen auch gefallen: