Daisy Sisters

von Henning Mankell
Rezension von Stefan Cernohuby | 05. September 2009

Daisy Sisters

Längst ist bekannt, dass Henning Mankell sich nicht nur Krimis widmet. Tatsächlich hat er schon lange, bevor seine Werke hierzulande wirklich bekannt wurden, Bücher geschrieben, die in seiner Heimat durchaus Beachtung gefunden haben. Eines davon ist der Roman „Daisy Sisters“, dessen Erzählung sich über mehrere Jahrzehnte erstreckt und sich dabei mit diversen Themen beschäftigt.

Das Jahr 1941 ist auch für die Einwohner von Schweden alles andere als gewöhnlich. Gleich vor der eigenen Haustür tobt der zweite Weltkrieg und man lebt in Angst. Das hält die beiden Brieffreundinnen Elna und Vivi allerdings nicht davon ab, eine gemeinsame Radtour zu machen, als sie sich zum ersten Mal persönlich treffen. Leider läuft diese nicht ganz so harmlos ab. Als sie sich mit zwei Soldaten einlassen, wird Elna betrunken gemacht und vergewaltigt. Zu allem Überfluss wird sie schwanger und ungeschickte Abtreibungsversuche scheitern. Ihr Leben als Jugendliche ist zerstört.
1956 ist ihre Tochter Eivor vierzehn Jahre alt. Da macht sie eine Bekanntschaft, die auch ihr später noch viele Probleme bereiten wird. Ihr Nachbar Anders beherbergt einen jugendlichen Straftäter namens Lasse Nyman. Mit diesem versteht sie sich gut, lange Zeit gibt es auch keine Probleme. Als sie sich einmal mit ihrer Mutter streitet, beschließt sie mit Lasse auszureißen. Doch der Jungkriminelle hat keine wirklichen romantischen Absichten. So erfährt sie das gleiche Schicksal wie ihre Mutter, abgesehen davon, dass sie nicht schwanger wird. Trotzdem bleibt Eivor wenig Zeit zur Selbstentfaltung. Nur wenige Jahre später, kurz nachdem sie von daheim nach Göteborg gezogen ist, um dort zu arbeiten, lernt sie einen Mann kennen. Sie versteht sich sehr gut mit ihm, das einzige womit er nicht zu Recht kommt sind ihre eigenständigen Ideen. Quasi als Revanche für eine ihrer „Flausen“ hat er ungeschützten Sex mit ihr und sie ist wird sofort schwanger. Just, bevor sie einen besseren Job bekommen hätte. Das gleiche passiert nur zwei Jahre später, als sie wieder halbtags arbeiten gehen möchte. Doch ihr und ihrer Mutter, die gelegentlich noch Kontakt mit ihrer alten Freundin Vivi hat, bleiben weitere Schicksalsschläge nicht erspart. So steht für Eivor auch noch ein Wiedersehen mit ihrem Jugendfreund Lasse Nyman aus, das ebenfalls nicht ohne Folgen bleiben soll...

Der im Jahr 1982 entstandene Roman „Daisy Sisters“ erzählt von verschiedenen Zeitperioden, unterschiedlichen Personen und ähnlichen Schicksalen. Dabei wechselt der Roman mehrfach die Perspektive. So wird zum Teil aus Sicht des Alkoholikers Anders erzählt, aus jener des komplizierten und etwas verwirrten Erz-Sozialisten Rune und natürlich aus jener von Mutter und Tochter, Elna und Eivor. Henning Mankell greift historische Ereignisse auf, nutzt sie aber nur für den Rahmen seiner Erzählung. Er schreibt von Emanzipation und ihren Grenzen. Er erzählt von Fehlern, die immer und immer wieder gemacht werden und davon, dass ein Lerneffekt oft sehr spät einsetzt. Mankell diskutiert politische Sichtweisen und stellt auch in Frage, inwieweit diese innerhalb von niedrigeren sozialen Schichten überhaupt verstanden werden. Insgesamt ist allerdings trotzdem nicht völlig klar, worauf der Autor eigentlich hinauswollte. Abgesehen davon, dass man seine Biologiekenntnisse ein wenig anzweifeln muss (werden doch im Roman viermal Frauen umgehend bei einmaligem ungeschütztem Sex schwanger), lässt einen das Buch etwas ratlos zurück. So bleibt ein wenig der Eindruck, dass „Daisy Sisters“ um des Schreibens Willen selbst geschrieben wurde. Wenn einen das als Leser anspricht, kann man gerne zugreifen - Mankells Schreibstil ist ja durchaus lesenswert. Ansonsten weist das Buch ein bisschen zu wenig klare Linien auf.

„Daisy Sisters“ aus der Feder von Henning Mankell, ist einer seiner frühesten Werke. Leider scheint der Autor damals noch nicht genau gewusst zu haben, welche Art von Roman er eigentlich schreiben wollte. Nicht Fisch und nicht Fleisch kann das Buch eigentlich nur all jenen empfohlen werden, die sich für schwedische Geschichte interessieren und Mankells Worte lieben. Denn an Worten besteht in diesem Buch kein Mangel.

Details

Bewertung

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