Die Zarin

von Ellen Alpsten
Rezension von Janett Cernohuby | 23. Januar 2009

Die Zarin

Katharina I., Zarin von Russland, war eine ungewöhnliche Frau. Mit ihrem Mut, ihrem Lebenswillen und ihrem Charme schaffte sie es, zur Zarin aufzusteigen. Schon früh musste sie lernen, wie hart und grausam das Leben ist. Sie passte sich an, hielt Augen und Ohren offen und verstand es, im passenden Augenblick ihren Vorteil auszunutzen. Vom Leben dieser beeindruckenden Persönlichkeit erzählt Ellen Alpsten in ihrem Roman "Die Zarin".

Martha wächst als Tochter eines baltischen Leibeigenen auf. Von ihren Eltern wird sie für ein paar Silbermünzen an einen Kaufmann aus Walk verkauft. Doch das Leben dort ist kein Zuckerschlecken. Zwischen harter Arbeit und Vergewaltigung versucht Martha ihren Alltag zu meistern, bis ihr schließlich die Flucht gelingt. Bei der Eroberung des livländischen Marienburg durch Peter den Großen, Zar von Russland, gerät Martha in Gefangenschaft. Durch ihre aufgeweckte Art und ihre üppige Schönheit wird sie schon bald zum begehrten Objekt der Generäle. Auch Zar Peter wird auf sie aufmerksam und verliebt sich in sie. Martha folgt ihm als Wäschemagd nach Moskau und wird zu seiner Mätresse. Da Peters erste Frau kahl geschoren in einem Kloster eingesperrt ist, steht Martha nichts mehr im Wege. Zwischen Machtspielen und Intrigen gelingt es ihr, Peters engste Freundin und Vertraute zu werden. Sie trinkt ihn unter den Tisch, folgt ihm in zahlreichen Kriegszügen, schenkt ihm ein Dutzend Kinder und muss erdulden, dass viele von ihnen wieder sterben. Sie liebt ihn, kämpft um ihn und wird schließlich unter dem Namen Katharina zu seiner Gemahlin und Zarin. Als sie Peter betrügt, muss sie mit ansehen, wie er ihren Liebhaber grausam hinrichten lässt. Obwohl es zu einem Bruch zwischen beiden kommt, kann Peter nicht von ihr lassen. Denn er weiß, dass ihm niemand außer Katharina das Wasser reichen kann...

Ergreifend, einfühlsam und lebensecht erzählt Ellen Alpsten vom Leben der Wäschemagd Martha, der späteren Zarin Katharina. Sie lässt die Geschichte wieder lebendig werden und versetzt den Leser zurück in die Zeit Peter des Großen. In bunten Farben schildert sie das Leben am Hofe: Trinkgelage und wüste Feiern, Sorge um die wirtschaftliche Entwicklung Russlands und ein Zar, der unerträglich grausam zu Feinden, aber nicht minder herzlich zu Freunden sein kann. Erschreckend ist auch der Wert eines Menschen in Russland: Wenn Russland etwas im Überfluss hat, dann sind es Menschen, wie Katharina so oft bemerkt. Und so verhalten sich die Mächtigen des Landes. Sie behandeln ihre Untertanen wie wertlose Gegenstände.
Die Sprache des Buches ist flüssig, wenn auch stellenweise sehr extreme Äußerungen vorkommen. So werden Vergewaltigungen offen geschildert, ebenso Liebeszenen zwischen Peter und Katharina. Trotzdem ist dieses Buch sehr mitreißend geschrieben.
Wer sich dieses Buch zulegen möchte, sollte beim Kauf allerdings die Augen offen halten. Mir passierte es, dass ich daneben griff und eine falsch gebundene Ausgabe erwischte. In dieser fehlten die Seiten 353 bis 384. Stattdessen wurden an dieser Stelle 30 Seiten aus einem vorhergehenden Kapitel eingefügt.

Trotz dieses Fehlers ist das Werk ein gelungener historischer Roman über eine einzigartige Frau. Ellen Alpsten gelingt es, die Vergangenheit lebendig werden und den Leser in die Zeit Peter I. und Katharinas eintauchen zu lassen. Freunden historischer Literatur kann dieses Werk nur empfohlen werden.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    02/2006
  • Umfang:
    450 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783453878075
  • Preis (D):
    9,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Gewalt:
  • Erotik: