Das Rad der Zeit - das Original
Die Rückkehr des Drachen
von Robert Jordan
Rezension von Stefan Cernohuby
| 15. Februar 2010
Wenn man in eine Kette aus Ereignissen hineingezogen wird, ist es sehr schwer, dem Fahrwasser des Schicksals wieder zu entkommen. Diese Analogie könnte man auf zahlreiche Helden anwenden, die eigentlich längst dachten, ihre Bestimmung bereits erfüllt zu haben. Genauso geht es auch den Helden des Romans "Die Rückkehr des Drachen", im dritten Band der Reihe "Das Rad der Zeit" von Robert Jordan.
Rand steht vor zahlreichen Problemen. Nachdem er sich selbst als Wiedergeborener Drache" ausgerufen hat, beginnen ihm immer mehr Leute zu folgen. Problematisch ist daran allerdings, dass er weder seine magischen Kräfte benutzen sollte - diese könnten ihn angeblich unweigerlich in den Wahnsinn treiben - noch allen Verbündeten trauen kann. So gibt es viele, die ihm übles wollen, vor allem unter den schwarzen Ajah, einer bösartigen Splittergruppe der Aes Sedai. Perrin macht immer mehr Erfahrungen mit seinen Träumen, die ihn offenbar in eine völlig andere Ebene treiben. Dort trifft er nicht nur bereits tote Freunde, sondern auch neue Herausforderungen.
Nynaeve, Egwene und Elayne geraten unversehens in ein Abenteuer, als sie den Auftrag erhalten, die schwarzen Ajah zu enttarnen. Eine gefährliche Aufgabe, die ihr Leben mehr als nur einmal in Gefahr bringt.
Auch Mat kann zum ersten Mal richtig in Aktion treten. Nachdem er von seinem unheilvollen Dolch getrennt wurde, sprüht er wieder voller Leben. Und dabei zeigt sich seine besondere Begabung, nämlich jener, Wahrscheinlichkeiten zu manipulieren. Kurz gesagt, er hat eigentlich immer Glück. Als er auf seinen früheren Reisegefährten Thom trifft, überredet er den frustrierten und verzweifelten Gaukler, ihn auf einer Botenreise zu begleiten. Doch diese Mission hat weit mehr Bedeutung, als es auf den ersten Blick scheint...
Ein wichtiger Aspekt für längere Reihen ist der Fokus der Erzählung. Denn wenn es gelingt, diesen richtig zu verschieben, kann man auch aus einer nicht so gelungenen Handlung noch einiges herausholen. Im Fall von "Die Rückkehr des Drachen" war dies aber gar nicht notwendig, denn die Handlung ist gelungen. Trotzdem wechselt der Brennpunkt der Ereignisse etwas mehr von Rand al´Thor zu seinen Gefährten. Eine sehr gute Entscheidung. So wird Mat, der in den früheren Bänden hauptsächlich als farbloser und relativ gieriger Zeitgenosse dargestellt wurde und sich maximal durch seine Beschwerden hervortun konnte, plötzlich zu einer wichtigen Person. Er entwickelt Mut, zeigt Geschick und beweist auch, dass er versteht, was wahre Freundschaft bedeutet. Daher kann man diesen Roman insgesamt immer noch als Steigerung im Vergleich mit den Vorgängern bezeichnen. Robert Jordan scheint sich zu diesem Zeitpunkt erst richtig warm geschrieben zu haben. Der Band ist spannend, unterhaltsam und nicht zu Klischeelastig. Zudem hat sich der Autor sichtlich von Vorbildern gelöst, die speziell den ersten Band der Reihe nicht nur geprägt, sondern beinahe schon verzerrt hatten. Hat man "Die Rückkehr des Drachen" gelesen, versteht man auch, wie die Begeisterung zu "Das Rad der Zeit" aufkommen konnte. Der Roman ist daher mehr als nur empfehlenswert und für wahre Fantasyfans eigentlich beinah eine Pflichtlektüre.
"Die Rückkehr des Drachen" von Robert Jordan stellt in der Neuauflage der Reihe "Das Rad der Zeit", mit dem Untertitel "Das Original" den bisherigen Höhepunkt dar. Eine spannende und mitreißende Geschichte wird durch überzeugende Charaktere ergänzt und zeigt keine direkten Abhängigkeiten mehr zu anderen Fantasyserien, an die sie teilweise angelehnt waren. Das macht den Roman zu einem hervorragenden Werk, das alle Freunde der Phantastik zumindest einmal gelesen haben sollten.
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