Das Rad der Zeit - das Original
In den Klauen des Winters
von Robert Jordan
Rezension von Stefan Cernohuby
| 20. Oktober 2014
Irgendwann, im Rahmen einer gewaltigen und epischen Reihe, fällt es Autoren manchmal schwer, unberechenbar und überraschend zu werden. Dann wendet man gerne den einen oder anderen Kunstgriff an, um den Leser aufzurütteln und gewissermaßen bei der Stange zu halten. Robert Jordan hat dies mit "In den Klauen des Winters" getan und ist in jedem Fall in der Lage, mit seinem Inhalt Puritaner zu schockieren.
Vieles in der Welt ist nicht in Ordnung. Für Rand Al´Thor ist die Wurzel aller Übel darin begründet, dass die männliche Hälfte der magischen Energie, genannt Saidin, verschmutzt ist und alle Nutzer kontaminiert. Insbesondere betrifft das natürlich ihn selbst, da er als der Wiedergeborene Drache über das größte magische Potenzial überhaupt verfügt. Aus diesem Grund fasst er den irrwitzigen Plan, die Quelle von ihrer Verschmutzung zu säubern. Doch natürlich gibt es Kräfte, die genau das verhindern wollen.
Perrin steht wieder vor einer ganz anderen Situation, denn seine Frau wird entführt. Der mittlerweile sehr wölfische Perrin macht sich mit einigen Getreuen auf die Suche nach ihr. Und es ist bereits eines klar, viel Blut wird fließen.
Sein zweiter guter Freund Mat ist tatsächlich beinahe zu einem Spielzeug einer Königin geworden, keiner seiner gut geplanten Fluchtversuche hat bisher funktioniert. Doch als ihn mehrere Aes Seadai um Hilfe bitten sowie dunkle Wolken am Horizont aufziehen, rafft er sich auf, endlich wieder die Initiative zu ergreifen. Dabei macht er Bekanntschaft mit einer einschüchternden Frau, mit der ihn eine prophezeite Zukunft verbindet...
Inmitten allen Chaos wird Rand zu etwas gezwungen, was so manchen Puritaner erzürnen könnte. Er gesteht drei Frauen gleichzeitig seine Liebe und heiratet sie (gewissermaßen) alle. Kann das ein gutes Ende nehmen?
Es heißt immer, Personen wachsen mit ihren Aufgaben. Doch Rand Al´Thor hat sich kein geringeres Ziel gesetzt, als eine Konstante in seinem Universum zu verändern. Etwas, was selbstverständlich nicht jedermann gefällt. Gleichzeitig aber sind die meisten der Hauptcharaktere - er eingeschlossen - irgendwie bereits kriegsversehrt. Rand hat zwei Wunden die nicht mehr heilen und Mat kann kaum mehr gehen, geschweige denn artistische Kunststücke vollführen. Trotzdem vollbringen sie Heldentaten - oder ist es gerade deswegen? Fraglich ist, zu welchem Zweck der Autor die Multi-Beziehung des Protagonisten eingeführt hat. War er ein heimlicher Polygamist? Für die Handlung relevant ist das bisher noch nicht so sehr - abgesehen von möglichem Nachwuchs.
Zugegeben, der neunte Band der Reihe wartet mit einiger Action und sogar einigen Überraschungen auf, wirklich beeindruckt ist man als Leser aber trotzdem nicht. Letztendlich folgt ein Klimax, der eigentlich nicht mehr zu steigern sein sollte. Trotzdem wird in Band 10 ein weiteres Ereignis folgen, das mit Sicherheit noch schwieriger zu meistern sein wird. Und das ist der Punkt, wo viele Leser dann den Dienst quittieren.
"In den Klauen des Winters" ist der neunte Band der Reihe "Das Rad der Zeit" von Robert Jordan. Auch wenn der Autor mit der Handlung teilweise überraschen und provozieren kann, bleibt letztendlich das Gefühl zurück, trotzdem nur einen durchschnittlichen Roman gelesen zu haben. Vermutlich ist es schwer, einen Spannungsbogen so lange aufrecht zu erhalten - aber wenn man eine Reihe ab einem solchen Punkt trotzdem fortsetzt, muss man sich auch möglicher Kritik stellen können. Obwohl das im Fall des bereits verstorbenen Autors nun nicht mehr möglich ist.
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