Die Ritter der vierzig Inseln

von Sergej Lukianenko
Rezension von Stefan Cernohuby | 10. März 2009

Die Ritter der vierzig Inseln

Manche Leute sagen, sie wären reif für die Insel. Was sie damit zum Ausdruck bringen wollen ist, dass sie sich endlich einmal Urlaub wünschen oder weg aus dem Alltagstrott wollen. Wenn man sich aber unversehens tatsächlich auf einer Insel wiederfindet, jedenfalls auf einer wie in "Die Ritter der vierzig Inseln" von Sergej Lukianenko, wird man vermutlich anders über dieses Zitat denken.

Der vierzehnjährige Dima ärgert sich, dass im Sommer alle seine Freunde in den Urlaub gefahren zu sein scheinen, nur er muss zuhause bleiben. Langeweile grassiert. Als er bei einem Streifzug durch sein Viertel von einem Fotografen gefragt wird, ob er für die Zeitung posieren will, sagt er natürlich zu. Doch als der Mann abdrückt, wird alles um ihn herum schwarz und Dima wacht auf einem fremden Strand vor einem rosafarbenen Schloss auf. Man erklärt ihm schnell, dass er sich auf Insel Nummer 36 befand. Auf einem überdimensionalen Spielfeld gibt es 40 Inseln, die durch Brücken verbunden sind. Alle spielen das große Spiel. Dieses sagt folgendes aus. Wenn eine Inselbevölkerung es schafft, alle anderen 39 zu erobern, dürfen die siegreichen Bewohner wieder zurück auf die Erde. Dima fügt sich schnell ein, stellt dann aber fest, dass sich auf der Nachbarinsel eine gute Freundin von ihm befindet. So wird sie zum Überläufer - etwas, was bei den beinahe täglichen Kämpfen gegeneinander gar nicht gerne gesehen wird. Doch schnell wird Dima klar, dass eine Eroberung aller Inseln unmöglich ist. Er schlägt einen anderen Plan vor, nämlich eine Konföderation zu gründen. Doch leider handelt es sich nur um einen weiteren Plan, der zum Scheitern verurteilt ist. So sehen die Leidensgenossen auf Insel 36 nur eine Chance. Sie müssen gegen die Außerirdischen selbst vorgehen...

Sergej Lukianenkos aus dem Jahr 1992 stammender Roman "Die Ritter der vierzig Inseln" ist im Gegensatz zu vielen seiner neueren Werke trotz Außerirdischer eher ins Genre Fantasy, als in den Bereich Science-Fiction einzuordnen. Schwieriger ist es dann zu bestimmen, ob es sich hierbei um Jugend- oder um Erwachsenenliteratur handelt. Brutalität, Sex und politische Anspielungen weisen eher auf ein Buch für Erwachsene hin, während die Charaktere im Endeffekt alles Jugendliche an der Grenze zum Erwachsenwerden sind.
Ob nun das eine oder das andere bedeutsamer ist, lässt sich schwer ermessen. Denn die Kernaussage ist eine völlig andere. Es gibt nicht nur Fantasiewelten, in denen Kinder gegeneinander kämpfen und einander töten müssen. So etwas kommt in unserer Welt nur zu oft vor - überall auf der Welt. Die verschiedenen Inseln können problemlos als unterschiedliche Länder, Rassen oder politische Fraktionen interpretiert werden, deren Ideologie und Machtstreben den Kindern das Leben kostet. So hat Sergej Lukianenko mit "Die Ritter der vierzig Inseln" nicht nur einen spannenden Fantasyroman geschrieben, sondern gleichzeitig auch deutlich Stellung gegen den Krieg bezogen. Es bleibt zu hoffen, dass die meisten Leser diesen Sinn im Buch erkennen und sich nicht im Gegenteil eine solche Welt wünschen. Denn auch wenn Schwertduelle am Sandstrand und unbegrenzte Nahrungsmittel spannend klingen, in Wirklichkeit sind sie genauso tödlich wie Bomben oder Kalaschnikows. Insgesamt kann das Buch jedem empfohlen werden, der Fantasyromane mag und gegen ein wenig integrierte Gesellschaftskritik nichts einzuwenden hat.

"Die Ritter der vierzig Inseln" ist ein kurzweiliger und kritischer Roman von Sergej Lukianenko, der sich im Bereich Phantastik mit dem Thema Kindersoldaten auseinandersetzt. Unterhaltsam und gleichzeitig nachdenklich stimmend, kann das Buch durchaus überzeugen. Wer allerdings sorgenfreie Fantasygeschichten ohne Anlehnung an die Realität bevorzugt, sollte um diesen Roman lieber einen Bogen machen.

Details

  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    02/2009
  • Umfang:
    397 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ISBN 13:
    9783453266278
  • Preis (D):
    16,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:

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