Die Lüge von Feuer und Ewigkeit

von Thilo Corzilius
Rezension von Stefan Cernohuby | 23. Mai 2023

Die Lüge von Feuer und Ewigkeit

Neugier ist gleichermaßen eine nützliche wie auch eine gefährliche Eigenschaft. Ohne Neugierde würde sich vermutlich nicht viel in der Welt verändern. Doch manches Wissen ist auch gefährlich, beziehungsweise kann es gefährlich werden, wenn anderen bewusst ist, dass man gewisse Kenntnisse besitzt. Thilo Corzilius hat sich mit diesem Thema in seinem Roman „Die Lüge von Feuer und Ewigkeit“ auf mehreren Ebenen auseinandergesetzt.

Als ein Graf im Auftrag der Sturmmagier getötet werden soll, passieren unerwartete Dinge. Denn die damit beauftragte Mörderin Tali kommt zu spät – ihr eigentliches Ziel ist bereits tot. Als sie bei ihren Auftraggebern mehr über die Hintergründe des Anschlags wissen will, wagt sie sich zu weit vor und entdeckt ein Geheimnis, für das sie ebenfalls den Tod erleiden sollte. Doch sie überlebt, schwer verletzt.
Infendio, der oberste Berater des verstorbenen Grafen, erhält von dessen Witwe Jenna, den Auftrag herauszufinden, warum ihr Mann sterben musste und rekrutiert eine sehr ungewöhnliche Truppe, um dieses Ziel zu erreichen. Darunter befindet sich auch Mandris, der berühmteste Magier der Welt, den die Neugier stets dazu treibt, neue Geheimnisse zu ergründen. Die ausgestoßene Anwärterin für ein Ritterschaft Raurianne, die ihren Namen durch große Taten wieder reinwaschen will, schließt sich der gefährlichen Expedition ebenso an, wie Tali, die Rache für den Mordversuch ihrer ehemaligen Auftraggeber auf sie will. Doch das ist nicht alles, auch Gräfin Jenna selbst, ihr Ratgeber Infendio und der vorwitzige sprechende kleine Drache Glest schließen sich an. Als sie das Geheimnis tatsächlich ergründen, lösen sie eine Kette an Ereignissen aus, welche buchstäblich den Kontinent spaltet. Die Gefährten versuchen, den Schaden, den sie angerichtet haben, wieder gut zu machen. Doch welche Chance haben einzelne Personen, inmitten von losbrechenden Kriegen und dem Eingreifen älterer Mächte?

Wissen ist Macht und die Anwendung des Wissens entscheidet über die Folgen, die der Besitz des Wissens hat – zum Positiven oder zum Negativen. So wird im Roman sowohl eine Gesellschaft präsentiert, die für einen bestimmten Wissensstand noch nicht reif ist, als auch die Frage gestellt, welchen Einfluss unbekannte und fortgeschrittene Technologien auf Völker, die mit selbigen nicht umzugehen wissen, hat. Denn auch wenn es sich hier um Magie handelt, gilt das berühmte Zitat von Isaak Arthur C. Clarke, dass jede weit fortgeschrittene Technologie für Uneingeweihte wie Magie wirken muss, auch umgekehrt. Einige Elemente der Handlung sind für die Lesenden vorhersehbar und werden im Laufe der Geschichte zusätzlich angedeutet, einige andere kommen tatsächlich überraschend. Der Moment, in dem die unterschiedlichen Handlungsstränge miteinander verknotet werden, wirkt zu Beginn ein wenig erzwungen, man kann sich jedoch letztens damit anfreunden. Denn vor allem die Spannung, die verschiedenen Ereignisse und der Anteil an nicht vorhersehbaren Wendungen machen das Buch interessant und zu einer Empfehlung.

„Die Lüge von Feuer und Ewigkeit“ ist ein Roman von Thilo Corzilius, der sich nicht nur mit der Brisanz von Wissen auseinandersetzt, sondern auch mit der Gefahr, dass Gier und Machthunger überhandnehmen und jegliche Vorsicht der Nutzung von Informationen vermissen lassen. Etwas, das eine ganze Welt – jede Welt – ins Chaos stürzen könnte. Auch wenn der Roman sein Potenzial nicht voll ausschöpft, sind die handelnden Charaktere, die Welt und letztendlich auch die Auflösung absolut lesenswert.

Details

Bewertung

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