Die Fabrikantninnen: Schwesternbande

von Sarah Lindberg
Rezension von Janett Cernohuby | 24. Juli 2022

Die Fabrikantninnen: Schwesternbande

Frauen in leitenden Positionen sind heute etwas Selbstverständliches. Wenn ein Mädchen gut in der Schule ist, wenn es sich hohe Ziele steckt, studieren will um dann Karriere zu machen, dann ist dieser Weg für sie nicht versperrt. Doch in den 1930-iger Jahren sah das noch ganz anders aus. Auch wenn Mädchen damals bereits die Schule besuchen und auch Abitur machen konnten, war der berufliche Werdegang doch sehr eingeschränkt.

Von ärmlichen Verhältnissen an die Spitze einer Fabrik

Die Schwestern Emmi und Anni können unterschiedlicher nicht sein, dennoch verbindet sie ein ganz besonderes Band. Es hilft ihnen durch die schwere Zeit nach dem tragischen Tod ihres Vaters. Die Mutter versucht durch Putzen die Familie über Wasser zu halten und obendrein Emmis Schulweg zu finanzieren. Denn das Mädchen ist klug und ihr Wunsch ist es, nach dem Abitur ein Studium zu beginnen. Doch die Wirtschaftskrise der 1930-iger Jahre zerstört diesen Traum. Auf einem Fest lernen sie und ihre Schwester Anni den Fabrikantensohn Emil Wagner kennen. Emmi verliebt sich in den attraktiven Mann, der jedoch nur Augen für ihre Schwester Anni hat. Schon bald verloben sich die beiden und Anni wird die Gattin des reichen Zuckerfabrikanten. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit ihr. Ihre Schwiegermutter drangsaliert sie und als Anni schwanger wird, bahnt sich bereits das nächste Unglück an. Als wäre das nicht schon alles schlimm genug, steht Deutschland vor dem Beginn des zweiten Weltkrieges.

Bewegende Familiengeschichte

Sarah Lindberg, das Pseudonym der Kinderbuch-Bestsellerin Antje Szillat, erzählt eine mitreißende und bewegende Familiensaga, in der viel von ihrer eigenen Familiengeschichte hineingeflossen ist. Angesiedelt in den 1930-iger Jahren bis Kriegsende, erzählt das Buch von Emmi und ihrer Schwester Anni, deren Leben von Leid, zahlreichen Schicksalsschlägen aber auch Glück gekennzeichnet ist. Gleichzeitig ist es eine Geschichte über starke und tapfere Frauen, die sich trotz aller Widrigkeiten nicht unterkriegen lassen. Die für ihre Familie kämpfen und nach vorne schauen. Hürden, die ihnen in den Weg gelegt werden, lassen sie nicht verzweifeln, sondern an ihren Aufgaben wachsen. Vor allem Emmi ist es, die bereits sehr früh Reife und Verantwortung zeigt und damit ihrer Mutter unter die Arme zu greifen versucht. Währenddessen versucht Anni ihre Jugend zu genießen. Beide Mädchen haben Träume, oft scheint es, als würden diese wahr werden, doch dann lauert das Schicksal hinter der nächsten Ecke, um mit voller Härte zuzuschlagen.
Die Ereignisse spielen vor einem geschichtsträchtigen Hintergrund - die Weltwirtschaftskrise der 1930-iger Jahre, der Aufstieg Hitlers, der zweite Weltkrieg. Dennoch rücken diese in den Hintergrund, um der Familiengeschichte Platz zu machen. Sie ist es, die den Lauf der Ereignisse bestimmt und das Wesen des Romans ausmacht. Hier geht es um große Gefühle und eine dicht erzählte Familiensaga, deren Fortsetzung im Herbst auf uns wartet.

„Die Fabrikantinnen: Schwesternbande“ ist ein atmosphärisch dicht erzählter Roman über drei Frauen, die zwischen den Weltkriegen versuchen, dem Schicksal zu trotzen und mutig ihren Weg gehen. Sarah Lindberg bietet uns damit nicht nur unterhaltsame Lesemomente, sondern gewährt uns auch Einblick in einen Teil ihrer eigenen Familiengeschichte.

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