Der Metzger

Der Metzger kommt ins Paradies

von Thomas Raab
Rezension von Stefan Cernohuby | 05. Mai 2013

Der Metzger kommt ins Paradies

Bestimmte Redewendungen haben trotz ihres offenkundig schönen Inhalts einen bitteren Beigeschmack. Beispiele dafür wären, wenn jemand "im Himmel" oder "ins Paradies gegangen" ist. Dass dies aber auch unangenehm werden kann, wenn es nicht unbedingt um einen versteckten traurigen Hintergrund geht, beweist Thomas Raab mit seinem neuesten Roman. Dieser trägt den Titel "Der Metzger kommt ins Paradies".

Für die einen ist es das Paradies auf Erden, für den anderen die Hölle. Willibald Adrian Metzger, Restaurateur und seit geraumer Zeit mit seiner großen Liebe liiert, hat leider nicht in jeder Hinsicht dieselben Interessen wie sie. So ist es leider auch der Fall, wenn es sich um das präferierte Urlaubsziel geht. Da würde sich der kulturinteressierte Metzger lieber an einen Ort begeben, an dem es kühl aber interessant ist. Seine Angebetete Danjela Djurkovic zieht es da eher nach Italien. Und durch ein verspätetes Geburtstagsgeschenk ist der Metzger auf dem falschen Fuß erwischt, in einen Zug verfrachtet und in die Region transportiert worden, in der man am Strand ohnehin nur deutsch versteht.
Doch neben den teutonischen Reisegenossen gibt es noch andere Vorkommnisse, die dem Metzger auf den Magen schlagen. Es sind nicht nur kleine Hunde, die ermordet werden. Auch einige immigrierte halblegale Verkäufer von noch weniger legalen Substanzen müssen daran glauben. Doch leider ist das längst nicht alles. Und weil manche Nachwehen aus dem Urlaub dem Reisenden bis nach Hause folgen, haben der Metzger und seine Danjela noch einiges zu erdulden, bis sich ersterer letztendlich zu einem großen Schritt, bei dem es kein Zurück mehr gibt, durchringen kann.

In heißen Gefilden kommt man leicht ins Schwitzen. Aber steht dem Leser zwangsläufig der kalte Angstschweiß auf der Stirn, wenn ein Protagonist wie der Metzger aus seiner gewohnten Umgebung gerissen und nach Italien verpflanzt wird? Nicht zwangsläufig, denn zuerst werden eher die Lachmuskeln strapaziert, wenn man liest, dass für den eigenbrötlerischen Restaurator das Glas mit dem Chianti immer nur halb leer ist. Und auch durch die Tatsache, dass die Vorkommnisse an sich weder vor grauenhaften Erlebnissen künden, noch eine übermäßige Versetzung mit hormonschwangeren Szenen aufweisen. Doch die parallel gelagerte kriminelle Handlung kommt darüber hinaus nur sehr langsam in Fahrt. Tatsächlich wird sie für die Charaktere erst im letzten Drittel der Handlung relevant, des Metzgers Hobby-Nachforschungen einmal beiseitegelassen - zuvor läuft sie mehr oder weniger parallel zu den Erlebnissen der Haupt- und Nebencharaktere ab. Das Endergebnis also als Krimi zu bezeichnen ist beinahe übertrieben. Metzger-Abenteuer würde es wohl eher treffen. So ist das Buch für Fans der Reihe sicherlich sehr zu empfehlen. Ob aber auch "normale" Krimifans vollständig zufrieden sein werden, darf zumindest bezweifelt werden. Da der Preis zudem rund 20 Euro beträgt, könnten mögliche Quereinsteiger unter Umständen etwas negativ überrascht werden.

"Der Metzger kommt ins Paradies" von Thomas Raab stellt zwar nicht das Ableben des Protagonisten in Aussicht, ist aber trotzdem nicht frei von negativen Elementen. Doch obwohl das Italien-Drama humorvoll und unterhaltsam ist, kann man das Werk nur bedingt als Krimi bezeichnen. Kenner der Reihe werden jedoch trotzdem auf ihre Kosten kommen. Der relativ hohe Preis und die Tatsache, dass es sich um ein Hardcover handelt, könnte jedoch bei einigen Käufern in Wechselwirkung mit den zuvor erwähnten Details negative Auswirkungen haben.

Details

  • Autor*in:
  • Serie:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    03/2013
  • Umfang:
    288 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ASIN:
    3426199556
  • ISBN 13:
    9783426199558
  • Preis (D):
    19,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung

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