Sumerland

Band 1: Prinzessin Serisada

von Johannes Ulbricht
Rezension von Stefan Cernohuby | 21. Juni 2017

Band 1: Prinzessin Serisada

Die Zeiten ändern sich, die Technik ändert sich und letztendlich auch die Art und Weise, wie unterschiedliche Medien miteinander interagieren. Wenn nun ein Buch erscheint, das dadurch beworben wird, dass es Fantasy-Roman und Spiele-App in einem sein soll, weckt das durchaus Interesse. Insofern wollten wir uns Prinzessin Serisada, den ersten Band der Reihe „Sumerland“, wie auch das zugehörige Spiel heißt, näher ansehen.

Eine namentlich nicht bekannte Ich-Erzählerin beschreibt, wie sie ihren Alltag verbringt. Dieser ist zwiegespalten. Einerseits lebt sie ihr langweiliges Leben mit Job und Beziehung, immer noch verfolgt vom Geist ihres verstorbenen Ex-Freundes. Andererseits wirft sie immer mehr Blicke in eine andere Welt, die so viel interessanter scheint. Da ist das Sumerland, wo sich Prinz Zazamael aus seiner Stadt Waylhaghiri aufgemacht hat, um den Wilden Wein zu finden. Ein Utensil, von dem er sich erhofft, endlich die Fusion seiner Stadt zu Ende zu bringen – ein Prozess, der schon viele Male schiefgegangen ist. Und da ist Waylhaghiri selbst, die babylonische Stadt, in die sich die titelgebende Prinzessin Serisada aufgemacht hat. Als Widersacherin von Zazamael will sie eine Revolution in Gang bringen. All das wird von der Ich-Erzählerin betrachtet, wobei ihr Verstand ziemlich zerrüttet wirkt. Zu allem Überfluss muss sie sich dann noch mit ihrer Nichte Susanne auseinandersetzen, die behauptet, die andere Welt selbst erfunden zu haben...

Das klingt nach einer vielschichtigen und verwirrenden Geschichte, könnte man annehmen. Dies ist auch der Fall, jedoch ist die Verwirrung deutlich stärker ausgeprägt als die Vielschichtigkeit. Wo kommt nun die bereits in der Einleitung erwähnte App ins Spiel, könnte man fragen. Gar nicht. Die App betrifft ein Augmented-Reality-Spiel, das in der Welt angesiedelt ist, die im Roman beschrieben wird. Damit hat es sich aber weitgehend. Man kann unter anderem auf der Website die Stadt Waylhaghiri betrachten, dreidimensionaler als es auf einem Buchcover möglich ist. Zurück zur Handlung. Die Ich-Erzählerin des Buchs wirkt deutlich verwirrt, scheint unter mehreren Zwangsstörungen zu leiden, abgesehen davon, dass sie ständig Blicke in andere Welten wirft und die Geschichte dessen, was sie dort sieht, weitererzählt. Da sie ihr eigenes Leben aber völlig Gefühlskalt und berechnend sieht und selbst ihre Vergangenheit nur mit großer Distanz erörtert, macht sie ziemlich unsympathisch. Die beiden gegensätzlichen Protagonisten der zweiten Welt symbolisieren typische weiblich-männliche Gegensätze, die hier personifiziert auftreten. Leider wirken die Nebencharaktere, die zu Haufe sterben, derartig austauschbar und irrelevant, dass auch hier keine Lesefreude aufkommt. Kenner der „Sumerland“-App, die eine andere Art Ausflug in die Fantasiewelt aus ihrem Spiel machen wollen, kommen möglicherweise auf ihre Kosten. Quereinsteiger haben es jedoch besonders aufgrund der konfusen Erzählform und den Sprüngen in Kürzestkapiteln nicht leicht. Zudem vermag die Handlung nicht wirklich zu fesseln. Insofern kann der Kauf dieses Romans nur wahren Fans empfohlen werden.

„Prinzessin Serisada“ ist der erste Roman der Reihe Sumerland von Johannes Ulbricht. Das interessante an dem Thema, dass es sich um die Welt hinter einer Augmented-Reality-App handelt, tritt leider ziemlich in den Hintergrund. Das liegt in erster Linie am sprunghaften Erzählstil, ziemlich flachen Charakteren und einem roten Faden, dem man erst nachjagen muss. Dementsprechend kann man das Buch wirklich nur Kennern empfehlen. Als konventioneller Fantasyroman kann das Werk nicht überzeugen.

Details

Bewertung

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