So weit der Wind uns trägt

von Ana Veloso
Rezension von Janett Cernohuby | 05. Februar 2010

So weit der Wind uns trägt

Ein Windhauch fährt durch einen Baum, reißt ein Blatt ab und trägt es auf seinen Armen davon. Wohin? Dies vermag nur der Wind zu sagen. Ähnlich wie diesem Blatt geht es auch den handelnden Personen aus Ana Velosos Roman "So weit der Wind uns trägt", der nun im Argon Verlag als Hörbuchfassung erschien.

Juju wächst als Tochter eines reichen Großgrundbesitzers im Portugal des Jahres 1908 auf. Bereits in Kindertagen verband sie eine große Freundschaft zu Fernando, dem Sohn eines armen Bauern. Entgegen den Wünschen ihrer Eltern treffen sich die beiden heimlich und irgendwann wird aus der kindlichen Freundschaft Liebe. Doch beide wissen, dass zwischen ihnen der Klassenunterschied steht. Doch für Fernando stellt dies kein unüberwindbares Hindernis dar. Er beschließt, Karriere beim Militär zu machen und somit die Sympathie der Familie Carvalho zu erlangen. Seine Pläne behält er jedoch für sich und verschwindet für einige Zeit aus Jujus Leben. Diese lernt in der Zwischenzeit den jungen und attraktiven Rui kennen, der auch schon bald um ihre Hand anhält. Von ihren Eltern gedrängt, willigt Juju in diese Hochzeit ein. Doch dann taucht Fernando wieder auf, der mittlerweile sehr viel aus seinem Leben gemacht hat. Juju verfällt ihm erneut und beide verleben einige glückliche Augenblicke. Als Juju jedoch bald schon die Folgen jener Treffen bemerkt, drängt sie schon kurz darauf auf die baldige Hochzeit mit Rui. Fernando ist entsetzt, dennoch wird das Schicksal die beiden Menschen auch in den nächsten Jahren immer wieder die Wege kreuzen lassen...

"So weit der Wind uns trägt" ist eine rührende Liebesgeschichte vor den historischen und politischen Ereignissen des Portugals zwischen 1908 und 1974. Gleichzeitig ist es auch eine gefühlvolle und bittersüße Familiensaga. Den Fokus der Handlung legt die Autorin aber zweifellos auf das Leben von Juju und Fernando, sowie deren Kindern. Die historischen Ereignisse, zwei Weltkriege, der Sturz der Monarchie und des Militärregimes in Portugal, rücken dabei jedoch stark in den Hintergrund. Nur beiläufig werden diese Ereignisse erwähnt, haben sie doch auf beide Familien nur wenig Auswirkung. Dafür ist die Liebesgeschichte umso dramatischer und unerfüllter. Nur kurze Momente sind den beiden Liebenden Juju und Fernando gegönnt. Denn stets erinnern sich beide ihrer Pflichten ihren Familien gegenüber und ordnen sich den gesellschaftlichen Zwängen unter. Dies ändert sich erst in der zweiten Generation, jener, die von Jujus Tochter Laura erzählt. Doch auch sie scheint unglücklich verliebt und mit dem falschen Mann verheiratet. Letztendlich ist es erst Jujus Enkel, der anscheinend nach anfänglichen Schwierigkeiten den richtigen Weg erkennt und diesen letztendlich auch geht.
Allerdings bringt dieses auch eine gewisse Monotonie mit sich. Denn egal ob der Leser nun Jujus Leben verfolgt oder das ihrer Tochter oder ihres Enkels, die Ereignisse scheinen sich - zumindest auf der Gefühlsebene - stets zu wiederholen und alle drei begehen die gleichen Fehler. Lediglich Ricardo lernt letztendlich dazu - doch auch erst, nachdem ihn Fernando zurechtgewiesen hat.
Neben dieser scheinbar eintönigen Handlung sind es auch die Erzählweise und die Personen, die nicht völlig überzeugen können. Während Juju durch ihre lange Anwesenheit in der Geschichte Persönlichkeit und Ausstrahlung erhält, bleiben ihre Nachfahren ein wenig blass. Man kann als Leser oder Hörer keinen rechten Zugang zu ihnen finden und betrachtet sie somit als notwendigen Teil der Handlung. Auch die ständigen Zeitsprünge irritieren. Kaum hat man sich in einen Zeitraum hineingehört, sich mit den Ereignissen vertraut gemacht und kann sich das Leben der Personen bildlich vorstellen, bricht die Autorin diesen Strang auch schon wieder ab und wandert einige Jahre in der Zeit vorraus.
Der Hörbuchproduktion kann jedoch nichts Negatives nachgesagt werden. Die Sprecherin Brigitte Assheuer lässt Orte und Personen durch ihre unverwechselbare Stimme zum Leben erwachen und entführt den Leser so in die Handlung. Hier haben die Herausgeber eine sehr gute Wahl getroffen.

Zusammengefasst bleibt "So weit der Wind uns trägt" daher leider eine luftige Angelegenheit. Zu monoton und sprunghaft ist die Handlung, zu wenig erfährt man tatsächlich über das Portugal in dieser Zeit. Wem jedoch große Familiensagas und Liebesgeschichten zusagen, der wird hier auf jeden Fall eine unterhaltsame Hörbuchproduktion vorfinden.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    04/2008
  • Umfang:
    6 CDs
  • Typ:
    CD
  • ISBN 13:
    9783866104846
  • Spieldauer:
    472 Minuten

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Erotik:
  • Extras:
  • Grafik: