Protektor

Protektor - Das Rollenspiel

von André Wiesler, Janina Wiesler, Janina Robben (Illustrator*in)
Rezension von Stefan Cernohuby | 25. Juni 2018

Protektor - Das Rollenspiel

Es gibt Romane, die grundsätzlich schon abstrus genug sind, um seriöse Leser abzuschrecken. Wenn zu selbigen nun auch noch ein Rollenspiel erscheint, können regelliebende High-Fantasy-Rollenspieler nur entsetzt den Kopf schütteln oder sich sogar am unreinen Regelwerk verbrennen, wenn sie es anfassen. André Wiesler hatte genau dieses Grundregelwerk zu „Protektor – Monsterjäger mit Sockenschuss“ vorbereitet und es wurde nun von Freunden, Mitarbeitern und Fans fertig gestellt.

Nach einer einleitenden Kurzgeschichte, die von Holger Klaus, äh, Klaus Holger handelt, wird erst einmal Grundsätzliches festgestellt. Sowohl von verwirrenden Gender-Vorlieben als auch von den sechs goldenen Regeln für das Spielen dieses Spiels wird berichtet. Humor, Incorrectness, Regelfanatiker und schlechte Witze werden alle besprochen – was Rollenspiel ist allerdings nicht, das muss 2018 eigentlich schon jeder wissen oder kann es zumindest ergoogeln. Klischees vs. Vorurteile ist eine kleine Überleitungs-Anekdote, die von einer Erklärung der eigentlichen Welt von Protektor gefolgt wird. Schnell ist klar, dass die Monsterjäger-Tiervertrauten-Nummer sich in dieser Form nicht wirklich ernst nimmt. Damit das auch ganz klar ist, trägt das nächste Kapitel den Namen „Der Humor von Protektor“. Es wird klargemacht, wie man mit Klischees und dem Durchbrechen derselben vorgeht, wie man Attribute, Fertigkeiten und Spezialisierungen verwendet und welche Vor- und Nachteile man beispielsweise verwenden könnte. Es gibt auch einen Crashkurs, wie man Würfelproben ablegt und wie Konflikte mit NSCs oder (Protektor bewahre) mit Mitspielern abgehandelt werden. Und es wird auch näher ausgeführt, wie man cheatet. Manchen Spielern muss man dies zwar nicht mehr erklären, aber bei Protektor ist das mitunter sogar erwünscht – und in den Regeln. Charaktererschaffung und Archetypen gehen meist Hand in Hand und das ist auch hier so und keineswegs humorfrei. Dann kommt ein Abschnitt nur für Spielleiter, über den man allen Lesern, die nicht selbst Spielleiter sind, natürlich nichts verraten darf – nur kein ungebührliches Interesse, bitte! Man findet noch Regeln für Verfolgungsjagden, Okkult-Ottos geilen Shit (also eine Menge über Monster und so), drei Abenteuer, zugehörige Skizzen, Übersichtsseiten relevanter Regeln und zu guter Letzt auch einen Charakterbogen.

Schattenwolf

Schon zu Beginn des Spiels wird klar, dass dem Schöpfer der Welt und des Rollenspiels selbige zwar sehr am Herz gelegen hat, er dafür jedoch sein Konzept nicht verraten wollte. Davon zeugen die verschiedenen Warnungen schon zu Beginn, wer dieses Buch am besten zur Seite legen und zu einem anderen Rollenspiel greifen sollte. Dominant bleibt auch immer der André Wielser eigene Humor, der manchmal zielsicher ins Schwarze trifft und manchmal eher ein wenig ratlos und verwirrt zurücklässt. Das Rollenspiel selbst hat nicht viele Regeln und die vorkommenden sind auch vernachlässigbar, da das Spiel vermutlich auch ohne sie funktionieren würde – was aber auch im Buch angedeutet wird. Im Vordergrund steht tatsächlich der Spaß daran, abstruse Abenteuer zu erleben, Klischees zu durchbrechen und damit einen witzigen Abend zu verbringen. André Wiesler hatte für das Rollenspiel im Rahmen eines zweiten Crowdfundings Unterstützung gesucht und die gesteckten Finanzierungsziele so weit übertroffen, dass es sogar zu einem André-Wiesler-Con hätte kommen sollen. Hätte, leider, weil er überraschend und unerwartet im Jahr 2017 verstorben ist. Zum Glück gibt es viele Menschen, die das, was er geschaffen hat, nicht unvollendet lassen wollten. Darunter Janina Robben und Judith C. Vogt, die sich sehr ins Zeug gelegt haben, um das existierende Rohgerüst zu einem fertigen Werk zu veredeln. Es hat sich in jedem Fall gelohnt. „Protektor – Das Rollenspiel“ ist ein Rollenspiel, das man gerne spielt, und am Liebsten mit seinem Schöpfer gespielt hätte – sei es nur, um Klaus Holger und Kuhnigunde einmal in Aktion zu erleben. Es ist ein Jammer, dass das nicht mehr möglich ist und genau deshalb sollte man das tun, was man damit in jedem Fall kann: Spaß haben!

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„Protektor – das Rollenspiel“ dreht sich um Protektoren und ihre Tiergefährten, um Menschen die von dunklen Mächten gezeichnet sind und Helden, die keiner übermächtigen Organisation angehören. Es geht um abstruse Abenteuer, um den niemals ernsten Kampf gegen dunkle Mächte. Protektor ist ein Rollenspiel, in dem Humor und Spaß im Vordergrund stehen und in dem Regelfanatiker nichts verloren haben. Und das ist sehr gut so.

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Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Illustration:
  • Spieltiefe:

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