Die Chroniken des Hagen von Stein

Hexenmacher

von André Wiesler
Rezension von Stefan Cernohuby | 29. November 2017

Hexenmacher

Wenn es heißt, dass Hexen hexen, ist eigentlich alles klar. Wenn ein Roman allerdings den Titel „Hexenmacher“ trägt, führt das in jedem Fall zu einiger Verwirrung. Denn kann man eine Hexe „machen“? Eine gute Frage, denn auch ohne den gleichnamigen Roman von André Wiesler gelesen zu haben, kann man sich einige Szenarios einfallen lassen, wie jemand ungewollt zur Hexe wird. Falsche Anschuldigungen, ein wütender Mob oder ein übereifriger Inquisitor sind nur einige Beispiele. Ob der Roman allerdings davon handelt?

Nicht ganz. Oder nicht nur. Aber zuerst zurück an den Start. André Wiesler mag so manchem Leser von Shadowrun oder dem schwarzen Auge durchaus ein Begriff sein. Rollenspieler haben sicher auch schon von LodlanD gehört, einem Rollenspiel bei dem er federführend ist.
Nun hat André Wiesler es geschafft, seinen ersten eigenständigen Roman auf den Markt zu bringen, der gleichzeitig auch Auftakt zu einer Serie sein wird.
„Hexenmacher“ kann erzähltechnisch in zwei unterschiedliche Fragmente aufgeteilt werden. In einem wird von einem modernen Inquisitor namens Georg von Vitzthum erzählt, dem ein geheimnisvoller Foliant in die Hände fällt. Dieser behandelt das Leben eines gewissen Hagen von Stein.
Bei diesem handelt es sich um den zweiten Teil der Erzählung. Hagen von Stein ist ein Krieger Gottes im Spätmittelalter. Zusätzlich ist er allerdings Werwolf. Von Neid und Hass seines Bruders verfolgt, versuchen er und seine Leidensgenossen stets einer gerechten Sache zu dienen. Eine schwierige Angelegenheit, angesichts einer Kirche, die nur zu gerne Abnormitäten und Ketzer verbrennt. Überdies gibt es noch andere Gefahren für den jungen Mann. Denn weit tödlicher als durch Stahl kann ein Werwolf durch Liebe verletzt werden...
Diese Ereignisse haben Auswirkungen bis in unsere Zeit.

Stilistisch souverän hat André Wiesler seinen ersten - wenn man so will „unabhängigen“ - Roman veröffentlicht. Dass es sich bei diesem um den ersten Band einer Serie handelt, merkt man allerdings nicht, bevor man den Einband aufschlägt. Etwas, was man dem Verlag durchaus ankreiden könnte. Dem Roman tut dies qualitativ keinen Abbruch. Gekonnt und spannend werden die unterschiedlichen Handlungsstränge vorangetrieben, auch wenn der mittelalterliche Part der Erzählung irgendwie farbiger wirkt. Möglicherweise liegt dies aber auch daran, dass dieser einen viel größeren Teil des Romans einnimmt. Dramatisch wird Hagen von Steins Leben während Erfolgen und weitaus bedeutenderen Schicksalsschlägen geschildert. Einer Erzählung, der man gerne weiter folgen will.
So ist ein erneuter Pilotversuch von André Wiesler voll geglückt, auch wenn der Roman selbst nicht zweifelsfrei beantwortet, wie nun Hexen eigentlich „gemacht“ werden. Jeder, der die Thema Werwolf, Hexen, Mittelalter und geheimnisvolle Kulte kombiniert sehen möchte, kann mit „Hexenmacher“ die eine oder andere positive Überraschung erleben.

Der Roman „Hexenmacher“, quasi André Wieslers Debüt in einem eigenen Universum, ist spannend, vermittelt mittelalterliches Flair und lässt den Leser so leicht nicht los. Auch wenn der Band von außen nicht sofort als Startroman einer Serie erkennbar ist, wird mit ihm der erste Stein einer Legende losgetreten, die sich um das Leben eines gewissen Hagen von Stein rankt - man verzeihe das Wortspiel. Lesern, die fantasylastige Romane in dunklen Zeitaltern mögen, kann der Roman wärmstens ans Herz gelegt werden. Aber auch gelegentliche Genießer des Genres werden ihre Freude mit „Hexenmacher“ haben.

Details

Bewertung

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  • Erotik:
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