Raumhafen Adamant

Die vergessene Schlacht

von André Wiesler
Rezension von Stefan Cernohuby | 02. Januar 2011

Die vergessene Schlacht

Das Gedächtnis ist eine seltsame Angelegenheit. Manche Dinge sind so fest in der Erinnerung verankert, dass man keine Möglichkeit hat, sie je wieder zu vergessen. Andere schlüpfen einem wie beiläufig zwischen den Fingern hindurch, um nie wiederzukehren. André Wiesler bietet in seinem neuesten Roman, der den Titel "Die vergessene Schlacht" trägt, ein Musterbeispiel dafür, in welchen Fällen ein Ereignis besser vergessen wird. Ob das Werk, das die Hintergrundgeschichte des Rollenspiels "Raumhafen Adamant" erzählt, dauerhaft in Erinnerung bleibt, wollen wir uns näher ansehen.

Der Planet Alpha Teta 43/347/12 ist ein ziemlich langweiliger Steinbrocken im All. Die Tage, an denen er ein ergiebiger Bergbauplanet war, sind seit geraumer Zeit vorbei. Daher hat das mächtige Kebil-Konsortium beschlossen, ihn zu terraformen und einen Vergnügungs- und Urlaubsplaneten aus ihm machen. Das will dem Stationskommandanten Bethel kein bisschen gefallen, besonders, als sich herausstellt, dass für diese Aufgabe ein ganzer Trupp K´schigoten abgestellt worden ist. Denn diese übellaunigen, krötenartigen und kriegerischen Zeitgenossen haben keine Lust, auf irgendjemand Rücksicht zu nehmen, schon gar nicht auf mögliche einheimische Lebensformen. Auch Gosen, der Fleutar-Sicherheitschef der Station, ist mit der Gesamtsituation unzufrieden, sieht aber Potenzial für Verbesserung, besonders in dem Chaos, das sich blitzschnell anbahnt. Denn die Klone Alpha und Beta stoßen auf Überreste einer früheren Zivilisation. Sie versprechen eine vorzeitige Terraformung zu verhindern und benötigen dabei jede mögliche Unterstützung. Darunter befinden sich unter ande der grilbenische Pilot Joschek, die mirkulanische Kommunikationsoffizierin Flutfuri und die Menschenfrau Lasa. Doch neben vielen tödlichen Scharmützeln lauert im Hintergrund immer noch ein gefährliches Geheimnis: Die vergessene Schlacht.

André Wiesler hat die Möglichkeit bekommen, sein Rollenspiel "Raumhafen Adamant" mit einem Roman vorzustellen und diese Chance genutzt. Nicht nur stellt er so gut wie jede Rasse mit ihren Charakteristika vor, er bringt auch Charaktere mit ein, die auch im Spiel selbst eine Rolle spielen. Die Handlung selbst wogt hin und her, ist aber vor allem actionreich und kurzweilig, was über einige kleinere Schwächen hinwegsehen lässt. Als kreativ zu bezeichnen ist allerdings die Absatzsetzung, vor allem im ersten Drittel des Buchs. So wird teilweise zu völlig anderen Szenen gesprungen, ohne einen einzigen Zeilenumbruch zu machen, an anderen Stellen werden in einzelnen Kapiteln Absätze gemacht. Hier hat das Lektorat von Ulisses Spiele - einem Verlag, der bisher nicht gerade bekannt für Romanveröffentlichungen - offenbar einige Kleinigkeiten übersehen. Abgesehen davon handelt sich der Inhalt des Buchs um einen wilden Ritt, bei dem man aufpassen muss, nicht abgeworfen zu werden. Denn so amüsant und unterhaltsam die Geschichte auch ist, wechseln die Situationen und Machtverhältnisse doch sehr schnell. Insgesamt kann man festhalten, dass es sich bei "Die vergessene Schlacht" definitiv um einen sehr guten Roman handelt, um die Welt rund um das Rollenspiel "Raumhafen Adamant" den Lesern vorzustellen. Betrachtet man allerdings das Buch alleine, kann man es als solides Mittelmaß einstufen. Liebhaber turbulenter Science-Fiction können jedoch bedenkenlos zugreifen.

Mit "Die vergessene Schlacht" ermöglicht André Wiesler Lesern einen ersten Einblick in die Welt seines Rollenspiels "Raumhafen Adamant". Die unterhaltsame und kurzweilige Geschichte des Werks lässt über einige kleinere Schwächen hinwegsehen und offenbart ein äußerst vielfältiges Universum. Gemessen an anderen Science-Fiction-Romanen ist das Buch solider Durchschnitt und ist definitiv in der Lage, auch Quereinsteigern zu gefallen.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
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  • Anspruch:
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  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung

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