Bardenlieder vom Silbersee, Die Drachenreiter

Schicksalsschläge

von Manuela P. Forst
Rezension von Stefan Cernohuby | 29. März 2016

Schicksalsschläge

Eines der schlimmsten Dinge, die einem widerfahren kann, ist die Erinnerung an die eigene Vergangenheit zu verlieren. Nicht zu wissen wer man ist, zu wem man gehört, wen man kennt, kann sehr belastend für die Person werden. Wenn dieser Zustand allerdings von außen zugefügt und beibehalte wird, birgt dies eine weit größere Brisanz in sich. Im Fantasywerk „Schicksalsschläge“, dem ersten Buch der Reihe „Die Drachenreiter“ von Manuela P. Forst spielt eine solche Situation eine tragende Rolle.

Als das Elfenkind Linara ihren Vater bei der Jagd begleitet, geht dieser Ausflug nicht friedlich zu Ende. Denn ihr Dorf wurde von Schattenelfen überfallen und ausgelöscht. Auch ihr Vater entgeht den Mördern aus dem Untergrund nicht, nur sie selbst überlebt. Sie wird vom menschlichen Waffenmeister Makantheo gefunden und wie eine eigene Tochter aufgezogen. Ganz nebenbei trainiert er sie auch in den Waffenkünsten. Die Erinnerung an ihre Kindheit hat er mit einem kleinen Zauberspruch unterdrückt. Als Linaras Adoptivbruder Atharis sie jedoch für seine Drachenreiter rekrutiert, erinnert sie sich immer wieder an kurze Momente, aber vorerst nicht mehr. Obwohl ihr Misstrauen entgegenschlägt, beweist sie sich gegenüber der bunten Truppe, die auch einen Halbling beinhaltet. Als sie gemeinsam mit ihren Gefährten einen Elf aus der Gefangenschaft eines Oger-Magiers befreit, werden es mehr – und diesem Elf namens Jacharthis wird klar, dass es mit ihr eine ganz eigene Bewandtnis hat. So bliebt Linara eines Tages nichts anderes übrig, als sich ihrer Vergangenheit zu stellen...

Manchmal ist Fantasy eine große Saga, die Geschichten aus früheren Zeitaltern zur Basis hat, uralte Legenden behandelt und Protagonisten einer Bestimmung folgen lässt, die bereits vor Äonen vorhergesagt wurde. Und manchmal ist Fantasy einfach noch Fantasy, ohne viel Ballast aufzubauen. Das illustrierte Werk „Schicksalsschläge“ von Monika P. Forst gehört definitiv in die zweite Kategorie. Hier versucht man nicht künstlich ein Epos zu erschaffen, die Protagonistin findet sich selbst in ihre Rolle hinein, ohne viel von ihrer Vergangenheit zu wissen. Auch weiß man nicht genau, wie die Welt funktioniert – noch nicht. Es gibt wohl Magie, außergewöhnliche Kreaturen und Kriege auf der Welt, in der die Handlung angesiedelt ist. Doch alles ist noch eher diffus, fokussiert auf die handelnden Charaktere und ihre Wahrnehmung. Dass dies nicht unbedingt schlecht ist, vermag das Buch zu beweisen. Denn weder fühlt man sich in der Handlung schlecht aufgehoben, noch kann man den Charakteren mangelnde Tiefe attestieren. Für die etwas mehr als 200 Seiten Länge wird die richtige Menge an Information eingeflochten – mehr wird es wohl erst in den Folgebänden geben, wenn die Protagonistin auf der Suche nach ihrer Vergangenheit mehr herausfindet. Aber wer Fantasy, wie man sie auch aus Rollenspielen kennt, mag, ist mit diesem Werk sicher nicht schlecht beraten.

„Schicksalsschläge“, das erste Buch der Reihe „Die Drachenreiter“ von Manuela P. Forst liefert dem Leser Fantasy, nahezu ohne pathetisches Epos. Auch wenn das Werk selbst nicht allzu lang ist, kann man auf den 200 Seiten das finden, was die Geschichte braucht, begleitende Illustrationen und erste Andeutungen davon, wie die Welt funktioniert, in der die Charaktere sich zurechtfinden müssen. Wer mehr wissen will, muss sich wohl auch den zweiten Band der Reihe zulegen.

Details

Bewertung

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