Bardenlieder vom Silbersee, Die Drachenreiter

Schattenreich

von Manuela P. Forst
Rezension von Stefan Cernohuby | 01. Mai 2017

Schattenreich

Dunkelheit wird nicht von Ungefähr oft mit etwas Geheimnisvollen, potentiell Gefährlichen gleichgesetzt. Denn im Dunklen sieht man nichts. Man weiß nicht, was auf einen zukommt. Halbschatten und Dämmerung sind fast ebenso schlimm, denn man weiß nie, ob man dem, was man sieht, wirklich trauen kann. Dieser Wahrheit muss sich auch die Protagonistin von Manuela P. Forsts Roman „Schattenreich“ stellen, dem zweiten Band der Reihe „Die Drachenreiter“.

Für Linara gibt es kein Zurück. Sie will um jeden Preis herausfinden, aus welchem Grund ihre Familie sterben musste. Dazu dringt sie unter die Erde vor, wo sie endlich Antworten erwartet. Gleichzeitig müssen Aster und Cirano ohne sie weitermachen. Die Drachenreiter erproben ihre Fähigkeiten und ihnen gelingt es sogar, ihren beiden Feuerdrachen einen neuen Trick beizubringen. Doch die Drachenreiter stehen auf einer ganz anderen Abschussliste.
Die Halblingsfrau Sindra will auch ein fliegendes Tier, ist aber zu klein für einen Drachen. Als ihr ein Gnom einen Tipp für einen Einbruch gibt, hat sie noch keine Ahnung, was sie erwartet. In der Zwischenzeit hat Linara eine Entdeckung gemacht – oder besser gesagt, sie wurde entdeckt, nämlich von dunklen Elfen, die unter der Erde leben. Diese sehen sie als potenzielle Nachkomme früherer Feinde und wollen alles von ihr erfahren, was Linara eigentlich selbst in Erfahrung bringen wollte. Doch ihre Worte stoßen auf taube Ohren und ihre „Gastgeberin“ Lisyla Pencury schreckt nicht davor zurück, sie zu foltern, um an die Wahrheit zu gelangen...

„Schattenreich“ ist mit knapp 270 Seiten kein kurzes Buch. Es ist allerdings kein eigenständiges Epos. Und das müsste es sein, wenn die Autorin all ihren Handlungssträngen die gleiche Aufmerksamkeit angedeihen lassen würde. Daher musste sie hier Abstriche machen und jeder ihrer wichtigen Charaktere bekam nur Abschnitte, in denen er sein eigenes Schicksal bestimmen konnte. Das ist einerseits schade, andererseits trotzdem fast zu viel. Man springt von einer Situation in die andere, während man gerade mit der Protagonistin mitfiebert und sich fragt, welch grausame Folter man ihr wohl angedeihen lassen will und liest dann etwas über eine flauschige und niedliche, geflügelte Hundekreatur. Vielleicht wäre es hier besser gewesen, den beiden Hauptpersonen ihr eigenes Buch zu gestatten, anstatt hier miteinander um Platz zu ringen. Auch die Motivation und vor allem die blinde Sturheit der Antagonistin ist herauszuheben, die nicht einmal im Traum daran denkt, dass die Worte von Linara, tatsächlich nichts über ihre Vergangenheit zu wissen, möglicherweise doch der Wahrheit entsprechen könnten. Das macht ihr Vorgehen ein wenig vorhersehbar und sie als Bösewichtin trotz ihrer beeindruckenden Macht und Fähigkeiten ein wenig zweidimensional. Demensprechend ist „Schattenreich“ leider nicht ganz so gelungen wie der Vorgänger „Schickalsschläge“. Die Illustrationen im Buch stammen wie gewohnt von der Autorin selbst und werten einige Stellen definitiv auf – vor allem wenn man Hundewelpen mag. Als Gesamtkomposition ist das Werk dennoch leider nur durchschnittlich gelungen.

„Schattenreich“, der zweite Band der Reihe „Die Drachenreiter“, aus „Bardenlieder vom Silbersee“ kann leider nicht auf ganzer Linie überzeugen. Monika P. Forst versucht hier, zu vielen Charakteren Platz zuzugestehen, was leider auf Kosten der Haupthandlung geht. Hier wäre es vielleicht besser gewesen, die Ereignisse auf mehrere Bücher aufzuspalten. Dank der zahlreichen Illustrationen, die gleichermaßen bedrohliche Situationen wie auch niedliche Wesen zeigen, kann man dem Werk insgesamt ein durchschnittliches Zeugnis ausstellen.

Details

Bewertung

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