Die Chroniken des Hagen von Stein

Teufelshatz

von André Wiesler
Rezension von Stefan Cernohuby | 29. November 2017

Teufelshatz

Werwölfe und Vampire haben in vielen Erzählungen ihren Platz. Meist werden sie als Gegner oder unversöhnliche Feinde dargestellt, seltener als Verbündete. Aber noch kein Autor hat sich an die Zusammenhänge zwischen den beiden Mythengestalten auf eine Weise angenähert wie André Wiesler. „Teufelshatz“ ist der zweite Band aus seiner Reihe „Die Chroniken des Hagen von Stein“, in dem sich die Verbindung zwischen Gegenwart und Vergangenheit langsam zu schließen beginnt.

Als Hagen von Stein durch einen Hexenzauber dazu gebracht wurde, das Fleisch seines eigenen Kindes zu essen, war sein Leben verwirkt. Er wurde getötet und durch Zauberei zu einer ewigen Existenz als Untoter verdammt. Als Bletzer muss er fortan den nicht in Ungnade gefallenen Wariwulf im Prag in der Zeit des zweiten Prager Fenstersturzes und darüber hinaus dienen. Dabei ist interessant, dass ein Bletzer unserem heutigen Verständnis eines Vampirs ziemlich nahe kommt.
Doch Hagen hat kein Interesse daran für alle Ewigkeit ein Sklave einer immer dekadenteren Gesellschaft zu bleiben und entwickelt einen Plan, mit dem er selbst Untote schaffen möchte. Seine blutigen Experimente führen dazu, dass die Unterart der uns heute bekannten Vampire geschaffen wird und nachträglich auch eine pervertierte Werwolfart.
Georg von Vitzthum hingegen muss im Köln des Jahres 2007 anderen Spuren nachgehen. Zum ersten Mal führt er einen Kampf auf Leben und Tod mit einem Wesen der Finsternis und versucht in seiner Funktion als Inquisitor, das Übel selbst an der Wurzel zu packen. Doch hier überschätzt er sich und überlebt nur durch die Hilfe einer Hexe. Diese Dame erweist sich als sehr schicksalhafte Bekanntschaft, was weitreichende Folgen auf seine weiteren Ermittlungen hat. Eine seiner letzten Erkenntnisse im zweiten Roman der Reihe betrifft tatsächlich den immer noch im Dunkeln wandelnden Hagen von Stein, der ein neues, erschütterndes Ziel hat...

Wem der Einband des Werks „Teufelshatz“ düster und beunruhigend erscheint, erhält einen schwachen Vorgeschmack, wie es im Roman selbst zugeht. Denn Sonnenschein, Freude, Freundschaft und Liebe sind Begriffe, die man mit dem Buch eher nicht assoziiert. Im Gegensatz zum Vorgänger, in dem Hagen von Stein noch ein freudiger Diener Gottes war, wird seine nunmehrige Existenz von Düsternis und schwelendem Hass bestimmt. Auch Georg von Vitzthum, der in Köln tätige Inquisitor, hat wenige Gründe sich seines Lebens zu freuen. Neben der wenig positiven Grundstimmung sollte aber auf jeden Fall auch erwähnt werden, dass das Werk auch nicht für Leser mit schwachem Magen geeignet ist. Denn wenn in diesem Buch jemand das Herz einer anderen Person in Händen hält, ist dies gewiss nicht metaphorisch gemeint. Auch mit Gewalt und Sex wird keineswegs gegeizt. Doch diese Begleiterscheinungen können dennoch nichts daran ändern, dass es sich bei dem zweiten Band seiner Reihe „Die Chroniken des Hagen von Stein“ um einen hervorragenden Roman handelt. Von der ersten Seite an wird man von der Handlung gepackt und nicht mehr losgelassen. Denn die Spannung bleibt stets unterschwellig vorhanden.
Interessant ist auch André Wieslers Interpretation der beiden mythologischen Rassen Werwolf und Vampir, die in diesem Fall beide erst ‚erschaffen’ werden, zumindest in den uns heute geläufigsten Variationen.
Jeder Leser, der „Hexenmacher“ bereits gelesen hat und dem das Buch gefallen hat, wird auch „Teufelshatz“ begeistert verschlingen. In einer Welt ohne strahlende Helden schwankt man stets zwischen Sympathie und Abneigung für die Protagonisten der beiden (noch) getrennten Plots und fragt sich mit gewissem Unbehagen, was wohl passieren mag, wenn sich die Handlungsfäden des Inquisitors Georg von Vitzthum mit jenen des Bletzers Hagen von Stein verstricken. Eine Frage, die leider erst im Oktober dieses Jahres mit dem Band „Wolfsfluch“ beantwortet werden wird.

Der Roman „Teufelshatz“ aus der Serie „Die Chroniken des Hagen von Stein“ ist eine hervorragend gelungene Vermengung aus Fantasy und historischen Ingredienzien. Obwohl das Werk stellenweise etwas gewaltlastig sein mag, wissen die düstere Stimmung und die spannende Handlung durchwegs zu überzeugen. Es handelt sich hierbei um ein hervorragendes Buch, das jedem Liebhaber historischer Fantasy nur zu empfehlen ist.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
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