Edgar Allen Poe gilt zurecht als einer der Vorreiter der Horror- und Gruselliteratur. Das war aber längst nicht alles, tatsächlich hat er sich auch als einer der ersten prominenten Autoren dem Detektivgenre angenommen. Im Coppenrath Verlag ist nun ein Schmuckband mit einer Sammlung seiner bekanntesten Kriminalgeschichten erschienen. „Der Doppelmord in der Rue Morgue und andere Kriminalgeschichten“. Wir haben uns das Werk näher angesehen.
Ermittlungen, ohne etwas Übernatürliches?
Warum eigentlich Krimi- und Detektivgeschichten? Weil nicht alle Geschichten im Buch ein Verbrechen aufklären. Gerade die Geschichte „Der Goldkäfer“ ist mehr eine Schnitzeljagd, eine Spurensuche in der Geschichte, als die direkte Aufklärung eines Verbrechens. Auch wenn es einen legendären Captain gibt, dessen Spuren man hier folgt.
„Du bist der Mörder“ enthält eine Szene, bei der ein wenig die früheren Werke von Poe durchschimmern, um das Unerklärliche dann am Ende jedoch zu erklären und so den Schauer durch Bewunderung für Detektivarbeit zu ersetzen.
Die Klassiker rund um den Detektiv Dupin
Drei Kurzgeschichten sind es, die Poe rund um seinen Detektiv Auguste Dupin geschrieben hat. Es sind Fälle, die aufeinander aufbauen. „Der Mord in der Rue Morgue“, „Das Geheimnis um Marie Rogêt“ und „Der entwendete Brief“. In allen ist die Perspektive eine eines außenstehenden Freundes, der die Situation betrachtet. Der Detektiv geht streng deduktiv vor, hat einige Schrullen, ist aber gleichzeitig so populär, dass sich Sherlock Holmes selbst über seine Vorgehensweise in einem seiner Fälle echauffiert. So ist die eine oder andere Vorgehensweise für den britischen Meisterdetektiv „zu effekthascherisch“. Das kann man jetzt so oder so sehen. Auf jeden Fall gibt es verwirrende Morde, Geheimnisse und vieles mehr aufzuklären.
Was neben den „altbekannten“ Kurzgeschichten von Edgar Allen Poe hier maßgeblich erwähnt werden muss, sind natürlich das Layout und die Extras der Ausgabe das Schmuckbands. Die verschiedenen Hauptelemente der Geschichten auf dem Cover sind nur ein Teil. Stand-, Landkarten und Zeitungsartikel sind beinahe üblich. Interessanter sind die zusätzlichen Extras, wie der alternative Anfang der ersten Dupin-Geschichte, der eine sehr fragwürdige (aber damals zeitgemäße) medizinische Theorie enthielt, warum Dupin anderen Menschen deduktiv überlegen war. Auch Zeitungsartikel, die tatsächliche Ereignisse denen in der Geschichte gegenüberstellen, sind interessant zu lesen. Genauso wie einige Fehlinformationen, die damals die Runde machten und auch im Werk eingearbeitet wurden, so wie beispielsweise die Vorurteile hinsichtlich Orang-Utangs. All das zusammen ergibt wieder einen tollen Schmuckband für Sammler*innen.
Auch „Der Doppelmord in der Rue Morgue“ aus dem Hause Coppenrath weiß zu überzeugen. Optik und Extras sind toll, während insbesondere die Detektivgeschichten rund um Ermittler Auguste Dupin einen Keim dessen in sich tragen, was später Conan Doyle zu Sherlock Holmes inspirieren sollte. Und anders als seine früheren Horrorgeschichten, die mittlerweile etwas überholt klingen, sind die Kriminalerzählungen eher zeitlos.
Details
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Übersetzer*in:Helmut Wiemken, Christel Wiemken
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Erschienen:08/2025
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Umfang:272 Seiten
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Typ:Hardcover
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ISBN 13:9783649649748
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Preis (D):24,00 €