Kochen und Backen zwischen Luppe und Weißer Elster

von Landfrauenverein Röglitz e. V.
Rezension von Janett Cernohuby | 19. Juni 2017

Kochen und Backen zwischen Luppe und Weißer Elster

Wer nach besonderer Kulinarik sucht, muss nicht immer nach exotischen Rezepten in den modernsten und trendigsten Kochbüchern suchen. Oft findet sich diese auch in Omas oder Mamas altem Kochbuch. Leckerbissen aus der Heimat geraten zwar manchmal in Vergessenheit, aber nie aus der Mode. Umso schöner, dass es von Zeit zu Zeit Kochbücher gibt, die jene Gerichte in Erinnerung rufen. Dazu gehört auch "Kochen und Backen zwischen Luppe und Weißer Elster" des Landfrauenvereins Röglitz e. V..

Köstliches aus der Auenlandschaft bei Merseburg

Traditionen sind ein Stück unserer eigenen Identität und Herkunft. Dazu gehören aber nicht nur bestimmte Feste, Kleidung und Rituale, sondern auch Speisen. Dieses Buch bietet eine umfangreiche Sammlung von Speisen, die in dieser Region beheimatet sind. Manche sind alt (Wasserspatzen) und ihre minimalistische Zusammensetzung lassen erahnen, in welchen Notzeiten sie entstanden sind. Andere hingegen spiegeln den modernen Zeitgeist wider (Mozarella-Spieße), der natürlich auch die traditionellen Gerichte verändert. Sie alle zusammen bieten eine reichhaltige, bunt gedeckte Tafel mit den unterschiedlichsten Köstlichkeiten.

Die kulinarische Reise beginnt ganz klassisch mit Suppen und Salaten, setzt sich über Kartoffel- und Gemüsegerichte, Fleischgerichte und Beilagen fort und endet mit Süßspeisen, Desserts und natürlich Kuchen. Doch auch Marmeladen, Gelees und natürlich Getränke dürfen in einem Kochbuch, das die Heimat und ihre Tradition widerspiegelt, nicht fehlen. Liest man Gerichte wie Soljanka, Pellkartoffeln und Quark, falscher Hase, Schaschlikpfanne, Soleier, Kräppel, Hefekuchen oder Speckkuchen, werden Erinnerungen an die Kindheit wach und man bekommt Lust, sofort den Kochlöffel zu schwingen.

Nicht nur Rezepte, sondern auch Geschichten

Mit dem Buch "Kochen und Backen zwischen Luppe und Weißer Elster" bekommt man aber nicht nur Rezepte geliefert, sondern auch viele Geschichten und Berichte. Sie erzählen von früher und heute, von der Auenlandschaft, ihrer Veränderung durch Industrie, dem unstillbaren Hunger nach Arbeitskräften und der Zeit bis heute. Diese Anekdoten und Berichte sind ein Stück Geschichte der Region, ein Fenster, durch das man blicken und einen kurzen Einblick erhaschen kann. Begleitet werden sie durch zahlreiche Fotos der Gegend. Was man jedoch vergeblich sucht, sind Fotos der Gerichte. Klar, wer sie schon einmal gegessen hat, weiß wie sie aussehen und was einen erwartet. Wer nicht, muss hier seine Fantasie spielen lassen. Ob das allerdings dazu motiviert, mal etwas anderes auszuprobieren, ist fraglich.
Bei den Gerichten selbst treffen wir auf solide, gute Hausmannskost. Es sind Speisen, wie sie typisch für die Region waren und sind. Zudem sind sie eine gute Mischung aus traditionellen Gerichten und modernen Rezepten. Manches wurde durch Zutaten aufgepeppt, die damals sicher überrascht hätten. Anderes hingegen behielt seine ursprüngliche Form. Überraschend ist nur, dass immer wieder auf die Zugabe von Fertigprodukten zurückgegriffen wird. Letscho aus dem Glas muss nicht sein, die Beilage ist in zehn Minuten selbst angerichtet. Ketchup aus der Flasche kann ebenfalls durch selbst eingekochte Tomatensoße ersetzt werden - und schmeckt obendrein viel natürlicher. Für ein Landfrauenkochbuch ist das eher befremdlich.

"Kochen und Backen zwischen Luppe und Weißer Elster" ist mehr als nur ein Kochbuch über die traditionelle, regionale Küche. Es ist ein Buch, das mit seinen Geschichten und Gerichten Appetit auf den Saalekreis macht. Das zeigt, dass hier Heimatpflege betrieben wird, die auch ihren Weg in ein Kochbuch findet und so auch jenen zugänglich gemacht wird, die neugierig auf andere Küchen sind, aber dennoch nach traditionellen, klassischen Rezepten suchen. Es ist allerdings schade, dass das Buch keine Fotos der Gerichte enthält.

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