Markus Heitz im Interview, Oktober 2009

Beitrag von Stefan Cernohuby | 01. Oktober 2009

Der 1971 in Homburg geborene Markus Heitz wird schon seit Jahren zu den erfolgreichsten und bekanntesten deutschen Autoren in den Sektoren Science-Fiction und Fantasy gezählt. In den letzten Jahren konnte er zahlreiche Werke äußerst erfolgreich unter das erfreute Leservolk bringen. Darunter befand sich auch der Roman „Die Mächte des Feuers“, in dem es um einen Kampf zwischen Drachen und Menschen in einer ansonsten nahe unserer Realität angesiedelten Welt geht. Die Fortsetzung dieses Werks trägt den Namen „Drachenkaiser“ und ist wie sein Vorgänger im Piper Verlag erschienen.

Die Buchpremiere zu diesem Werk fand am 24. September 2009 in München statt, und konnte auch via Janetts Meinung über Stream Live verfolgt werden. Zum Entstehen und Inhalt dieses Werks haben wir Markus Heitz um ein kurzes Interview gebeten. Einer Bitte, der er gerne nachgekommen ist.

Janetts Meinung: Nach den zahlreichen Erfolgen in den letzten Jahren kann man sich Buchhandlungen ohne Markus Heitz in den Bereichen Horror, Fantasy und Science-Fiction kaum mehr vorstellen. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass ein neuer Roman so große Resonanz, ausgedehnte Lesereisen und sogar eine Live-Übertragung der Buchpräsentation zur Folge hat. Gelingt dir literarisch einfach alles, was du anfängst, oder macht es nur den Eindruck?
artist 25806Markus Heitz: Das Wichtigste für mich ist: locker bleiben.
Ich setze um, was mir Spaß macht und nicht, was ein eventueller Markt verlangen oder ein Verlag fordern könnte. Das ist der falsche Weg, zumindest für mich. Gutes Beispiel dafür: Nächstes Jahr kommt mit der SpaceOpera ein Genre ins Spiel, das im Buchsektor nicht dafür bekannt ist, fette Gewinne abzuwerfen. Dennoch schreibe ich gerne SpaceFiction und tue es. Ich habe das Glück, dass mich die Verlage derzeit machen lassen und ich mit meinen Sachen Leserinnen und Leser finde.
Das kann sich ändern, und das ist mir bewusst. Umso wichtiger, dass ich schreibe, was ich schreibe. Die Idee für die SpaceOpera spukt seit 2003 in meinem Kopf herum und muss endlich aufgeschrieben werden. Ich mag die Abwechslung, die verschiedenen Genres, von Phantastik bis SpaceFiction. Aber das ist noch lange nicht alles.

JM: Viele Leserstimmen haben nach „Die Mächte des Feuers“ beklagt, dass es zu wenige Szenen gab, die aus Sicht der Drachen erzählt waren. Haben dich diese Wünsche dazu motiviert, im zweiten Band einen des der feuerspeienden Ungetüme ins Zentrum der Geschichte rücken zu lassen?

MH: Nun ja, sie waren auch schon im ersten Band im Zentrum. Zu viel 'Optik' auf den Drachen hätte mir im ersten Band die Geschichte zerlegt. Die bessere Gelegenheit dazu bot sich im zweiten Band. Gerade Nie-Lung hat verflucht viel Vergnügen bereitet, wenn er im Käfig liegt und mental kommentiert, was Menschen über ihn sagen.

JM: Autoren haben meist eine eigene Beziehung zu ihren Charakteren, die sich manchmal etwas anders entwickeln, als ursprünglich angedacht. Ist dir schon einmal ein Charakter auf der Nase herumgetanzt, beziehungsweise hast du eine besondere Zu- oder Abneigung für einen der Charaktere in deinem neuen Roman?

MH: Nein, habe ich nicht. Ich mag Nie-Lung sehr gern, Zadornov ist nicht weniger cool. Der schwarze Drache hat - falls es eines Tages einen dritten Band geben sollte - großes Potential, den chinesischen Drachen noch in den Schatten zu stellen.
Unabhängig von den Romanen brechen gelegentlich Charaktere aus oder entfernen sich ein bisschen weiter als gedacht vom Plot. Aber ich habe ihnen gute Leinen angelegt. Ich kriege sie alle wieder zurück.
JM: Wie würdest du „Drachenkaiser“ kurz zusammenfassen, um den Roman Lesern, die sich deinen Werken bisher noch nicht gewidmet haben, schmackhaft zu machen?

MH: Kommen Sie, staunen Sie und erkunden Sie den Kern einer jeden Wirtschaftskrise und treffen Sie die Meister der Manipulation: Drachen! Ihre Gefolgsleute sitzen überall und lieferten sich schon in der Geschichte der Menschheit harte Kämpfe... nur Silena und ihre Freunde stellen sich ihnen in den Goldenen 20ern entgegen. Werden sie es schaffen, die totalen Herrschaftspläne der Drachen zu vereiteln? Und warum sind die östlichen und die abendländischen Drachen so verschieden? Was eint und was trennt sie?

JM: Auch wenn du in unterschiedlichen Genres schreibst, haben deine Romane doch alle gewisse Gemeinsamkeiten. Shadowrun stellt eine Mischung aus Science-Fiction und Fantasy dar. Deine Horrorromane haben immer phantastische Beiklänge, bei der Zwergen- und Ulldart-Reihe handelt es sich um reine Fantasyromane. Hast du schon einmal überlegt, ob du auch Romane schreiben und veröffentlichen möchtest, die keinen Bezug zum Bereich Fantasy haben?

MH: Oh, es wird sicherlich eines Tages einen Krimi von mir geben. Darauf freue ich mich schon. Vielleicht noch ein bisschen was Historisches, mal was ganz Albernes, mal was Zeitgenössisches, mal was Literarisches. Es kommt noch was.

JM: Deutschsprachige Fantasy hat mittlerweile ja Tradition. Es gibt einige Altmeister, etablierte Autoren und jedes Jahr diverse Newcomer. Welchen Rat würdest du dem Autorennachwuchs im Bereich Fantasy auf den Weg geben?

MH: Immer das eigene Ding machen. Das ist im Endeffekt bei den Leserinnen und Lesern glaubwürdiger als jeder Versuch, auf einer Welle mitzureiten.

JM: Gibt es ein Thema, zu dem du schon immer mal etwas schreiben wolltest, an das du dich bisher aber noch nicht herangetraut hast?

MH: Nein. Nein, gibt es wirklich nicht. Ich traue mir sehr viel zu. Warum ich das selbstbewusst verkünde? Na ja, ich fühle mich beim Schreiben ziemlich sicher. Aber auch ein Scheitern wäre mal eine Erfahrung. Keine schöne, aber mit Sicherheit bereichernd. Man weiß nie, wie Projekte enden.

JM: Laut eigenen Aussagen bist du schon gut mit weiteren Projekten versorgt. Kannst du uns einen kleinen Ausblick geben, womit wir als nächstes rechnen können?

MH: Tatsächlich ist das Jahr 2010 schon sicher, was die Romane angeht. Es wird zu Jahresbeginn und -ende je einen Vampirroman geben, im Frühsommer erscheint die DarkSpaceOpera. Der erste Vampirroman trägt den Arbeitstitel 'Judassohn' und wird sich um Dominic de Marat drehen sowie einige 'alte Bekannte' aus Ritus, Sanctum, Kinder des Judas sowie Blutportale beinhalten. Die Welten rücken zusammen. Der Arbeitstitel der DarkSpaceOpera lautet 'Collector'. Dann ist 2010 schon wieder vorbei und eventuell Mitte 2011 kommt der zweite Teil der Albae.

Markus Heitz im Interview, Oktober 2009