The Nightmare Chronicles

Wächterin der Träume

von Kathryn Smith
Rezension von Janett Cernohuby | 04. November 2010

Wächterin der Träume

Die Heimat, einen Ort wo man hingehört, braucht jeder. So wirklich klar wird dies aber nur denen, die eben diesen Ort nicht haben. Etwa dem Kind zweier unterschiedlicher Nationalitäten oder demjenigen, der in ein anderes Land auswandert. Man gehört zu beiden Seiten und doch zu keiner. Ähnlich geht es auch Dawn Riley, der Tochter des Traumgottes Morpheus und seiner menschlichen Geliebten. In "Tochter der Träume" haben die Leser jene einzigartige Frau kennen gelernt, die es eigentlich nicht geben dürfte. Nun führt die amerikanische Autorin Kathryn Smith die Ereignisse weiter und entführt den Leser abermals ins Reich der Träume.

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Gerade hat Dawn sich in ihrer Rolle als Tochter von Morpheus, dem Gott der Träume, und Nachtmahr eingelebt, da droht schon wieder Gefahr. Sie wird vor den Rat der Nachtmahre geladen, um dort Rechenschaft abzulegen. Der Rat, insbesondere die Oberste Wächterin, werfen ihr vor, die Gesetzte des Traumreiches gebrochen und dadurch selbiges in Gefahr gebracht zu haben. Besonders die Tatsache, dass sie einen Sterblichen mit ins Reich gebracht hat, gilt als Hochverrat, auf den bekanntlich die Todesstrafe steht. Dawn ist entsetzt, kannte sie zum einen dieses Gesetz nicht, zum anderen geschah es in einer Notsituation. Doch im Traumreich hat Dawn zahlreiche Feinde, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass es ein Halbblut wie sie gar nicht geben dürfte. So wird ihre Verteidigung nicht gerade einfach, denn ihr werden noch weitere Steine in den Weg gelegt. Schnell merkt Dawn, dass die Oberste Wächterin sie hasst und nichts unversucht lässt, Dawn zu vernichten.
Gleichzeitig häufen sich die Probleme in der "realen" Welt. Noah, Dawns Geliebter, wird zu seiner Ex-Frau ins Krankenhaus gerufen. Diese wurde brutal vergewaltigt und Noah bittet Dawn um Hilfe. Dabei denkt er nicht nur psychologische Betreuung, sondern bittet Dawn auch, Amanda in ihren Träumen beizustehen.

Oft erweist sich der zweite Roman einer Reihe als schwere Lektüre. Dies ist jedoch bei "Wächterin der Träume" keineswegs der Fall. Hervorragend gelingt es der Autorin, die Leser in den Bann der Ereignisse zu ziehen und eine spannende Handlung aufzubauen.
Und diese Handlung hat es in sich. Zum einen ist da die Vorladung vor den Rat der Nachtmahre, der Dawn des Hochverrats anklagt. Dass die Oberste Wächterin gegen Dawn ist, wird schon sehr schnell klar. Doch ihre Beweggründe werden dem Leser erst nach und nach klar. Zudem lernt die Protagonistin immer mehr das Traumreich kennen; erfährt von Intrigen, Eifersucht und Racheakten. Häppchenweise füttert die Autorin den Leser mit Informationen, gibt vieles aus der Vergangenheit von Morpheus und anderen Traumwesen erst nach und nach Preis, wodurch sie dem Buch zusätzlich Spannung verleiht.
Doch neben der Traumwelt muss Dawn auch in der wirklichen Welt zahlreiche Probleme bewältigen. An erster Stelle steht dabei ihre Beziehung mit Noah, die nicht allein durch die Vergewaltigung seiner Ex-Frau auf eine harte Probe gestellt wird. Denn Noah steht seiner einstigen Gemahlin bei, unterstützt sie und versucht mit Hilfe von Dawn ihre eine Rückkehr ins Leben zu ermöglichen. Gleichzeitig müssen sich die beiden Liebenden aber auch der Tatsache stellen, dass Dawn zu zwei verschiedenen Welten gehört, was nicht immer leicht für das Paar ist. Es gibt also reichlich Stoff, der den zweiten Band der Nightmare Chronicles zu einem spannenden und fesselnden Lesevergnügen macht.
Dennoch hat "Wächterin der Träume" auch ihre Schwachstelle. Und das ist eindeutig die Beziehung zwischen Noah und Dawn - oder vielmehr die Art, wie die Kathryn Smith diese ausschmückt. Denn die Autorin erotischer Romane spart nicht damit, Bettszenen ausführlich und lang zu beschreiben. Und sie spart nicht damit, die beiden Liebenden regelmäßig ins Bett zu schicken. Egal ob in der realen Welt oder im Traumreich. Wem diese exzessiven Beschreibungen von Bettszenen gefallen, der wird seine Freude am Lesen haben. Wer jedoch eine Liebesszene als eher nette Ingredienz in einem Roman sieht, dem werden sie schon bald stören und er wird anfangen, die Seiten zu überblättern. Denn die Autorin gibt sich keineswegs damit zufrieden, in ein paar Zeilen die Liebeszenen zu beschreiben. Tatsächlich können manchmal mehrere Seiten daraus werden. Eine Tatsache, aufgrund derer man die Altersempfehlung des Verlages (für Mädchen ab 16 Jahren) noch einmal überdenken sollte.

Doch trotz der übertriebenen Erotikszenen ist "Wächterin der Träume" ein hervorragender Fantasyroman, voller Spannung und Romantik. Der Autorin ist es gelungen, einen packenden zweiten Band zu verfassen, der den Leser einmal mehr ins Reich der Träume entführt. Wen ausgiebig beschriebene Bettszenen wenig interessieren, dem kann man nur raten, diese zu überblättern. Denn die Handlung, die sich dazwischen befindet, ist mitreißend und packend und sollte daher keineswegs versäumt werden.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:

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