Unruh - Das Ticken des Uhrwerks

von Mia Faber
Rezension von Stefan Cernohuby | 19. August 2016

Unruh - Das Ticken des Uhrwerks

In der Ruhe liegt die Kraft, so heißt es in einem alten Sprichwort. Wenn dies jedoch der Fall ist, stellt sich vermutlich die Frage, was dann in der Unruhe liegt? Um dies herauszufinden, muss man sich vermutlich den Steamfantasy-Roman „Unruh – Da Ticken des Uhrwerks“ von Mia Faber zu Gemüte führen. Das bei Art Skript Phantastik erschienene Werk klingt in jedem Fall verheißungsvoll.

Nicht überall in der Welt geht man gleich mit jenen Kindern um, die ein zahnradförmiges Mal auf der Stirn haben. Manche werden damit geboren und Eltern betrachten es als Segen, in anderen Gegenden betrachtet man ein solches Zeichen als schlechtes Omen und Missbildung. Saya hat man schon von Geburt an als Auserwählte betrachtet und sie soll nun bei einem Meisterhüter namens Darmandres ausgebildet werden. Coro dagegen musste sich seit dem Auftauchen seines Mals verstecken und nun will man ihn töten. Nur durch viel Glück und beherzten Einsatz all seiner Kräfte schafft er es am Leben zu bleiben.
Die Wege von Saya und Coro kreuzen sich zum ersten Mal, als ihr Lehrmeister – den Saya noch gar nicht offiziell kennengelernt hat – von Coro verletzt wird, der sich instinktiv verteidigt. Doch Darmandres hat viele Geheimnisse. Eines davon ist seine dunkle Hälfte, die er vor der Welt verborgen und in sich abgeschlossen hat. Jener S’adeff ist eine durch und durch von Gefühlen und Trieben gesteuerte Person, das genaue Gegenteil von Darmandres. Jedes Mal wenn er auftaucht, gibt es großen Ärger. Doch keinen so gewaltigen wie durch den Angriff der Rebellin Sitadeij, welche das Volk gegen die Meisterhüter aufbringt. Saya findet sich mitten in einem auflodernden Konflikt wieder, in dem es um verbotenes Wissen, die Vergangenheit und nicht weniger als das Schicksal der ganzen Welt geht...

Wenn eine Welt untergeht und Menschen überleben, sollte man annehmen, dass Erinnerungen und Überlieferungen an die Vergangenheit zurückbleiben. Das tun sie auch, zumindest so lange bis jemand sie zu unterdrücken beginnt. Dieses Gefühl beschleicht den Leser bereits zu Beginn des Romans, wenn bekannte Flussnamen angedeutet werden und Charaktere Wegsteine passieren, auf denen „Vindobona“ steht. Der rote Faden der Handlung ist jedoch in der Anfangsphase schwierig zu erkennen. Unterschiedliche Schüler, mysteriöse Treffen der Meisterhüter und verschiedene Personen mit unklaren Plänen machen es dem Leser schwer, das große Zahnrad hinter der Handlung zu erkennen. Erst etwas später lichtet sich das Dickicht und der Leser sieht etwas klarer – wird jedoch bis zum Ende hin immer wieder durch Wendungen überrascht. Was das Genre des Romans angeht, dieses wird als Steamfantasy bezeichnet. Tatsächlich gibt es jedoch keinen „Steam“ in der Geschichte. Da das große Uhrwerk eine tragende Rolle spielt, könnte man eventuell den Begriff „Clockfantasy“ heranziehen, denn Magie ist auch allgegenwärtig. Schwierig wird es allerdings mit der Gesamtbewertung des Werks. Denn trotz einer variantenreichen und geheimnisvollen Welt fehlen der Geschichte ein wenig die Zahnräder, die deutlich ineinandergreifen. Dank spannender Charaktere und vielen Wendungen handelt es sich jedoch trotzdem um einen soliden Roman.

„Unruh - Das Ticken des Uhrwerks“ ist ein Roman in einer postapokalyptischen Welt, in der viel Wissen verloren gegangen ist und Magie und ein großes Uhrwerk zentrale Rollen spielen. Der Roman von Mia Faber stellt eine vielfältige Welt dar, die Handlung benötigt aber eine ganze Weile um über- wenngleich nicht leicht durchschaubar zu werden. Gepaart mit vielen unerwarteten Wendungen ergibt dies einen soliden, wenngleich leider nicht herausragenden Roman.

Details

Bewertung

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  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:

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