Die Eisraben-Chroniken

Fluchbrecher

von Richard Schwartz
Rezension von Stefan Cernohuby | 17. Dezember 2018

Fluchbrecher

Wenn man behauptet, ein Fluch laste wohl auf einem, bedeutet das metaphorisch, dass man in einem bestimmten Zeitraum viel Pech hat. In Märchen, Sagen oder phantastischen Welten hat ein Fluch schon etwas mehr Gewicht. Dort benötigt es viel Anstrengung, um einen solchen zu überwinden. Richard Schwartz hat seinen neuen Roman „Fluchbrecher“ genannt. Es handelt sich bei ihm um den ersten Band der „Eisraben-Chroniken“.

Als ehemalige Kampfpilotin hat Alexandra oft dem Tod ins Auge geblickt, doch immer überlebt – im Gegensatz zu einigen ihrer Kameraden sogar ohne schwere Verletzungen. Im realen Leben ist es ihr nicht so gut ergangen, nachdem sie bei einem Unfall von einem Auto überrollt wurde und dabei beinahe irreparable körperliche Schäden davongetragen hat. Die letzte Chance ihren Tod zu verhindern, soll eine vollständige Integration ihres Verstandes in ein neuartiges Computerspiel sein. Die ständige Neurostimulanz könnte ihrem Körper dabei helfen, sich zu regenerieren. Doch als sie ihren Charakter für das Spiel erschafft und dabei eine einzigartige Rasse und eine (bislang) ebenfalls einzigartige Spielklasse erhält, merkt sie schnell, dass die Spielwelt Vorena alles andere als gewöhnlich ist. Denn aus ihren eigenen Erinnerungen und der Geschichte der Welt ist für sie eine Rolle vorgesehen, auf die sie nicht vorbereitet ist. Als dann noch ihre alte Crew aus Militärzeiten in die Spielwelt geholt wird, ist sie sicher, dass der Kybernetiker Dr. Jensen einen Plan verfolgt. Doch vorerst freundet sie sich mit ihrer Rolle als Uralte, Spellwarden und Erbin eines Reichs an, selbst als die Welt, die zuerst noch in der Beta-Phase war, plötzlich von tausenden Spielern überschwemmt wird, die sich dann überall verbreiten.

Das Werk „Fluchbrecher“ wird als LitRPG-Roman bezeichnet. Eine Bezeichnung, die bisher eher für englischsprachige Werke üblich war. Tatsächlich werden hier sowohl Elemente klassischer Pen&Paper-Rollenspiele als auch jene aus MMPORGs in die Handlung integriert. Auch wenn man als Leser eigentlich einen konventionellen Roman erwartet hat und von den Ereignissen etwas überrascht wird, ist besonders der Beginn des Romans äußerst gut gelungen. Denn die Integration einer Nicht-Spielerin in eine Welt, die teilweise für sie erschaffen zu sein scheint, wird hervorragend beschrieben. So fühlt man sich auf den ersten 200 Seiten besonders gefesselt. Danach wird das Werk mehr oder weniger zu einem konventionellen Roman, der aber dennoch sehr zu gefallen weiß. Auch einige der Nebencharaktere, egal ob Spieler oder Nichtspielercharaktere, wachsen dem Leser ans Herz und sogar ein besonderes Kutschenpferd sorgt für Unterhaltung und manches Schmunzeln. Am Ende des Werks ist, wie so oft in Computerspielen, ein wichtiger Abschnitt geschafft, aber noch längst nicht die gesamte Handlung erzählt. Insofern kann man sich, die Gunst der Leser vorausgesetzt, hoffentlich auf weitere spannende Bände über Herzogin Alexandra Eisrabe und ihre Gefährten freuen. Denn sie hätten diese allemal verdient.

Mit „Fluchbrecher“ ist Fantasy-Autor Richard Schwartz neue Wege gegangen. Mit einem LitRPG-Roman verbindet er ein klassisches Fantasy-Romankonzept mit Rollenspielelementen. Seine Geschichte über eine Pilotin, die aufgrund einer tödlichen Verletzung vollständig in ein Computerspiel integriert werden musste, beginnt herausragend und ist auch danach noch immer ein sehr guter Roman. Man darf gespannt sein, ob weitere Bände der Reihe diesen Anfangselan beibehalten können.

Details

Bewertung

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