Mord in Metropolis

von Robert Baur
Rezension von Stefan Cernohuby | 12. Mai 2014

Mord in Metropolis

Zukunftsvisionen haben Menschen schon seit vielen Jahrhunderten. Natürlich waren es stets Ideen, deren Eckpfeiler in jener Zeit verwurzelt waren, aus der sie stammten. Auch im beginnenden 20. Jahrhundert gab es bereits positive und negative Vorstellungen von einer futuristischen Gesellschaft. Eine der bemerkenswertesten künstlerischen Umsetzungen der damaligen Zeit fand in dem Film "Metropolis" statt, einer der letzten großen deutschen Produktionen. Robert Baur hat einen Kriminalroman im Umfeld dieses Filmprojektes angesiedelt.

Selbst in den Goldenen Zwanzigern war Polizeidienst kein Zuckerschlecken. Nicht nur weil Berlin eine gewaltige Stadt ist und das organisierte Verbrechen im Aufschwung ist, auch die Korruption in offiziellen Stellen und Behörden ist weit verbreitet. So ist es kein Wunder, dass der ehemalige Kommissar Robert Grenfeld seinen Abschied genommen hat. Doch seitdem er den Dienst quittiert hat, ist er ständig am Trinken, hat sich in seinem Haus eingeschlossen und auch seine Frau hat sich auf einen längeren Urlaub begeben. Als er plötzlich Besuch seines ehemaligen Vorgesetzten erhält, der ihn für eine spezielle Ermittlung zurück in den Dienst holen will, ist er gleichermaßen interessiert wie auch abgestoßen. Doch der Hintergrund des Falls lässt ihn nicht los, handelt es sich doch um eine Reihe von Vorfällen am Drehort des Monumentalfilms "Metropolis", eines letzten großen Stummfilms und Expertengebiets seiner Frau. Widerwillig lässt er sich doch auf die Ermittlung ein und findet sich in einem Mahlstrom an Intrigen wieder. Große Konzerne planen Übernahmen, ehemalige Serienmörder haben sich aufs Set geschmuggelt und wollen die Handlung des Films ändern. Und im Mittelpunkt des Chaos stößt er auf eine junge Frau, die offenbar in alle Angelegenheiten, auch die weiteren Morde verstrickt zu sein scheint. Als Grenfeld zu viel Risiko eingeht, gerät er selbst in Lebensgefahr...

Krimis, die in anderen Zeiten angesiedelt sind, sind immer ein wenig heikel. Zum einen muss die Authentizität der jeweiligen Zeitperiode gewährleistet sein, zum anderen die Krimihandlung überzeugen. Robert Baur ist die Mischung definitiv gut gelungen. Auch wenn die zeitliche Komponente nicht immer zu hundert Prozent überzeugend ist, kann man sich doch mit den meisten Abschnitten anfreunden. Hier überzeugt mehr die Handlung um den ehemaligen Kommissar, der abschnittsweise als Spielfigur auf einem Schachbrett missbraucht wird, bis er sich dagegen wehrt, hin und her geschoben zu werden. Die Handlung passt überraschend gut in eine Szenerie, in der sich die deutsche Filmproduktion der damaligen Zeit ein letztes Mal aufbäumt, um sich der amerikanischen Großmacht entgegenzustellen, die technologisch und vor allem marketingtechnisch viel weiter ist. Die innere Zerrissenheit Deutschland und das weitere Fortschreiten der Geschichte spiegeln sich in dem Aufeinandertreffen der verschiedenen Gesellschaftsgruppen im Roman wieder. Immigranten, Verbrecherringe und rechtsradikale Strömungen sind alle relevant für die Auflösung des Krimis, der letztendlich nicht rein positiv endet. Dennoch kann man den Roman Krimiliebhabern und auch Filmkennern empfehlen. Denn er ist nicht nur spannend sondern bietet auch Einblick in eine Szenerie, unter der man sich heutzutage kaum mehr etwas vorstellen kann.

"Mord in Metropolis" ist ein Roman, der fiktive Inhalte in ein reales, historisches Setting einbindet. Obwohl nicht jede Szene aus den 20ern des letzten Jahrhunderts zu sein scheint, können Ablauf und Szenerie dennoch überzeugen. Die vielschichtige Handlung und die vielen interessanten Informationen über den titelgebenden Monumentalfilm machen das Buch sehr lesenswert, selbst wenn man nicht unbedingt ein allzu großer Krimifan ist.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    02/2014
  • Umfang:
    374 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3839215463
  • ISBN 13:
    9783839215463
  • Preis (D):
    11,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik: