Operation Romulus


Das Geheimnis der verschwundenen Nazi-Elite
von Carsten Zehm
Rezension von Stefan Cernohuby | 20. November 2017

Operation Romulus

Um historische Ereignisse ranken sich oft Geheimnisse und Legenden. Besonders dann, wenn sich einige Details nicht hundertprozentig erklären lassen. Im Zusammenhang mit dem zweiten Weltkrieg und dem Verschwinden zahlreicher Nazis, ihrer Familien und ihrer Geheimprojekte gibt es heute noch unzählige Annahmen, Mutmaßungen und Verschwörungstheorien. Der deutsche Autor Carsten Zehm hat ausführlich recherchierte geschichtliche Fakten als Basis für seinen Agententhriller „Operation Romulus“ verwendet, der auch einige der gängigen Verschwörungstheorien streift.

Die wenigsten würden den Deutsch-Norweger Johann Göbbs für einen Glückspilz halten. Der Ex-Pilot ist nach einem Bombenanschlag aufgrund einer schwer verletzten Hand fluguntauglich und hat auch sonst zahlreiche Andenken an die Explosion. Die Narben und der Tinnitus sind dabei noch die harmloseren Begleiter. Die Tatsache, dass Göbbs seitdem die Stimme seines Großvaters in seinem Köpf hört, die in den ungünstigsten Zeitpunkten Kommentare abgibt, ist dabei beinahe schwerwiegender. Denn obwohl er deutscher Wehrmachtspilot war, ist Göbbs kein Nazi. Er ist Spion für die Engländer. Als er in seinem aktuellen Zustand vom Reichluftfahrtsministerium in eine Verwaltungsposition abgeschoben wird, kommt er seinem eigentlichen Ziel näher. Denn während die Alliierten vorrücken, gibt es noch Geheimprojekte, welche die Niederlage des dritten Reichs hinauszögern könnten. Eines davon ist die Horten IX, ein Nur-Flügler mit beträchtlichem Zerstörungspotenzial. Als Göbbs den Auftrag erhält, einen wichtigen Ingenieur namens Steinbauer in eine geheime Basis zu fliegen, ist das erst der Auftakt für eine Verfolgungsjagd durch ganz Europa, die letztendlich noch ein völlig anderes Ziel haben soll …

Der Autor gibt ins seinem Buch an, dass er insgesamt vier Jahre an der Entstehung desselben gearbeitet hat. Etwas, dass man dem Werk durchaus anmerkt, besonders bei den akribischen Beschreibungen von nachgewiesenen historischen Ereignissen. Rund um die tatsächlichen Ereignisse hat Carsten Zehm eine Agentenstory erschaffen, die man gut und gerne einem Superagenten anvertrauen würde. Dass sich der Protagonist trotz seiner körperlichen Einschränkungen und entgegen den Anweisungen seiner Vorgesetzten auf eine schwierige und langwierige Mission einlässt, ist ziemlich heroisch. Ein bisschen zu viel wird lediglich der „Running Gag“ um die neun Leben einer Katze und die verschiedenen Begründungen dafür, warum es nicht nur sieben sind wie in Deutschland. Amüsant ist auch der Umgang mit einigen der heute immer noch gängigen Verschwörungstheorien und wie diesen bereits zu ihrer Zeit begegnet wird. Das verleiht dem Roman noch einen versöhnlichen Abschluss. Nicht ganz klar ist die Motivation und die Brutalität von einigen Nebencharakteren, die relativ einfach umrissene Aufträge mehrfach in Gewaltexzesse ausarten lassen. Davon aber einmal abgesehen, stößt der Leser in „Operation Romulus – Das Geheimnis der verschwundenen Nazi-Elite“ auf eine spannende, unterhaltsame und actionreiche Geschichte. Einen Thriller, der sich an historischen Ereignissen bedient und einige ins Reich der Mythen gehörige Elemente einbindet, wobei trotzdem einige Fragen offenbleiben. Dies ist jedoch gewollt und sicher gut so.

Mit „Operation Romulus – Das Geheimnis der verschwundenen Nazi-Elite“ hat Carsten Zehm erstmals nach Fantasy und Krimis einen Ausflug ins Genre der historischen Thriller unternommen. Man merkt dem Werk die akribische Recherche im Vorfeld an und verfolgt die Handlung gefesselt bis zum Schluss, wo letztendlich alle Leben einer häufig erwähnten Katze aufgebraucht sind. Ein spannender Roman, den man nur empfehlen kann.

Details

Bewertung

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