Fieberglasträume

von André Skora, Frank Hebben
Rezension von Stefan Cernohuby | 23. April 2013

Fieberglasträume

Träume von einer unbekannten und hypothetischen Zukunft sind keine Seltenheit. Manchmal handelt es sich um klassische Träume, manchmal um Tagträume und etwas seltener sogar um literarische Ergüsse unterschiedlicher Autoren zum selben Thema. Im aktuellen Fall liegt uns allerdings ein Werk mit dem Namen "Fieberglasträume" vor, das Ausflüge verschiedener Autoren in ein Genre enthält, das manche schon als tot bezeichnet haben: Cyberpunk.

Gleich zu Beginn findet sich für das Vorwort ein glühender Verfechter des Cyberpunk, nämlich der ehemalige "Shadowrun"-Chefentwickler Rob Boyle, der dem Genre noch erhebliche Lebensfähigkeit attestiert.
Peter Hohmann eröffnet den Reigen mit "Back to Basic", einem sehr gelungenen Werk, in dem letztlich ein Mann der alten Garde die Entscheidung treffen muss, ob sich ein ewiger Status Quo ändern soll oder nicht.
"Animatoo" von Niklas Peinecke bewegt sich an der Grenze zwischen Technik und Mystik. Was mit programmierbaren technischen Tatoos beginnt, endet mit der Hinterlassenschaft eines toten Mannes. Eine Geschichte, welche die richtige Stimmung findet.
"Shogun und Sparkle-Shoko" lautet der überraschende Titel des Beitrags von "André Wiesler". Dieser erzählt nicht ganz chronologisch die Geschichte einer Beziehung mit Folgen - für andere!
Thorsten Küper stellt in "Demeters Garten" ein witziges Szenario dar. Eine Forschungsanlage mit wahnsinnigen Wissenschaftlern, von der Außenwelt abgeschnitten. Und sie alle verlieren sich in verrückten und potenziell gefährlichen Projekten. Und Millionen Zuseher sind begeistert.
Frank Hebben und Christian Günther haben mit ihrem aus unterschiedlichen Perspektiven erzählten "Zeit der Asche" die wohl aufwendigste Geschichte in diesem Band geschrieben. Leider mangelt es gerade dieser zweigeteilten Kriegsdarstellung an klaren Linien und Substanz, wodurch sie nicht zum Highlight des Bandes wird.
Jan-Tobias Kitzel weiß in "Saints Glory" von einer futuristischen Art von Gladiatoren zu berichten. Doch wie jeder weiß, enden Niederlagen von Arenakämpfern oft tragisch.
"Die drei Tage des Hiob" von Peer Bieber berichten nicht nur von einem entschlossenen Mann, der durch sein Opfer eine neue Ära einleitet, die Geschichte enthält für große Cineasten auch eine wohlplatzierte Anspielung.
Jedes Werk wird durch eine abgestimmte Illustration ergänzt.

Dies ist jetzt nur eine Auswahl der enthaltenen Kurzgeschichten, soll aber als Querschnitt genügen. Die Werke können mehr oder weniger ohne Einschränkung dem Gerne Cyberpunk zugeordnet werden. Dabei wurden interessante Ideen verarbeitet, bekannte Elemente eingebunden und definitiv auch Geschichten wiederverwendet, die für spezielle Cyberpunk-Universen gedacht waren. Die Illustrationen sind dabei unterschiedlich passend, insgesamt mittelprächtig gelungen.
Erwähnt werden sollte allerdings auch das Cover des Buchs. Denn hier gibt es eine gewisse Hemmschwelle für den Käufer. Was die einen als gelungene Adaption sehen würde, könnten andere als passendes Design für einen Softporno interpretieren.
Was man allerdings darüber hinaus anmerken kann, bei "Fieberglasträume" handelt sich um eine äußerst "klassische" Cyberpunk-Anthologie. Das bedeutet, es werden im Grunde dieselben Ideen aufgegriffen, die das Genre schon zu Beginn gekennzeichnet haben. Von einem "Facelift" bedingt durch das Voranschreiten der technologischen Entwicklung in Realität ist kaum etwas zu sehen - was aber vermutlich gewollt ist. Insofern wird die Anthologie Fans klassischen Cyberpunks sowie Liebhabern von Shadowrun sicherlich zu gefallen wissen. Wer jedoch auf der Suche nach neuen Strömungen in einem bekannten Genre ist, wird hier jedoch nicht fündig werden.

"Fieberglasträume", herausgegeben von Frank Hebben und André Skora ist eine Cyberpunk-Anthologie in klassischer Manier. Auch wenn nicht alle Geschichten in diesem Buch herausragend gelungen sind, können alle Fans, die endlich mal wieder neue Geschichten aus ihrem Lieblingsgenre lesen wollen, hier beruhigt zugreifen. Revolutioniert wird der Cyberpunk durch dieses Buch jedoch bestimmt nicht.

Details

  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    03/2013
  • Umfang:
    336 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3943795403
  • ISBN 13:
    9783943795400
  • Preis (D):
    14,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:

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