Die Fürsten der See und der Erde

Das Dämmern des Zorns

von Jorina C. Havet
Rezension von Stefan Cernohuby | 13. Juni 2022

Das Dämmern des Zorns

Manche Romane, besonders bei Serien, lassen länger auf sich warten, als man sich es wünschen würde. Jorina C. Havet hat nicht einmal ein Jahr vergehen lassen, bevor mit „Das Dämmern des Zorns“ der dritte Band ihrer Buchreihe „Die Fürsten der See und der Erde“ erschienen ist. Und wie schon zwischen Band 1 und 2 gibt es keine Verschnaufpause, keine Lücken, das Werk setzt genau dort an, wo der Vorgängerroman aufgehört hat.

Nach einem auffrischenden „Was bisher Geschah“-Kapitel, bei dem einem auch die Charaktere nochmals nähergebracht werden, gibt es erstmals einen Abstecher zum Konzil der Fürsten, den eigentlichen Machthabern. Und doch klingt bereits an, dass sich die Machtverhältnisse in Kürze verschieben werden.
Sabeta von den Dherask kehrt nach Hause zurück, gemeinsam mit Ligrida von den Barbossen. Jener Frau, die sie ursprünglich mit ihrem Bruder Tristan verheiraten wollte. Dieser ist mittlerweile fast wieder der Alte, hält sich aber noch immer mit seiner Apprendi Ann versteckt – ohne zu wissen, dass seine Anwesenheit angesichts der Anreise der barbossischen Fürstentochter unbedingt vonnöten ist. Doch ihm steckt immer noch die Begegnung mit den Magischen in den Knochen und er weiß nicht, ob man ihm glauben wird, wenn er davon erzählt.
Gain trifft dagegen mit seinen Rettern auf seinen Vater, den Fürstengemahl Calrat, einen Krieger ohne jegliche Diplomatie oder Finesse. Zwischen ihnen schwelen verschiedene Konflikte, unter anderem die Tatsache, dass Gain der Höhergestellte ist. Aber auch dessen Hang zur Verhandlungen und sein Zögern im Angesicht bevorstehender militärischer Konflikte sorgen zwischen ihnen für Verstimmung.
Während sich das Wissen rund um die Rückkehr der magischen langsam verbreitet, schmieden unterschiedliche Fraktionen Pläne, um die Vorherrschaft der Dherask endgültig zu beenden – und dabei die wirkliche Gefahr zum Teil wissentlich, zum Teil unwissentlich zu ignorieren.

In diesem Roman werden Charaktere gewissermaßen gezwungen, den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung zu machen. Denn sowohl diejenigen, die sich lange vor ihrer eigentlichen Verantwortung gedrückt haben, als auch die, denen man nie wichtige Aufgaben zugestanden hat, müssen sich mit einer komplett neuen Situation auseinandersetzen. Es gibt einige überraschende Wendungen, bei denen Elemente, die bislang nur angedeutet wurden, plötzlich an Relevanz gewinnen. Man stellt fest, dass auch phantastische Welten nicht vor Veränderungen gefeit sind, dass jahrhundertealte Aufzeichnungen immer noch hilfreich sein können und vieles mehr. Man dringt als Lesender immer tiefer in die Psychen der Charaktere ein, erfährt von Hoffnungen, Ängsten und lernt auch die Gesellschaftsstrukturen besser kennen, die nicht in allen Fürstentümern gleich funktionieren. Man merkt, dass allen die Zeit davonläuft und sie gemeinsam an einem Strang ziehen müssten, um eine nahende Katastrophe zu verhindern. Und auch hier sind fiktionale Welten und die Realität (leider) manchmal nicht so sehr voneinander verschieden. Das mindert jedoch die Leseempfehlung kein bisschen.

„Das Dämmern des Zorns“ ist der dritte Roman der Reihe „Die Fürsten der See und der Erde“ von Jorina C. Havet. Langsam wird die Bedrohung greifbarer, gleichzeitig aber beginnen die unterschiedlichen Fürstentümer immer stärker gegeneinander zu intrigieren, während die handlungstragenden Charaktere gezwungen sind, sich weiterzuentwickeln. All das macht das Werk zu einem phantastischen Roman, wie er sein soll.

Details

Bewertung

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