Die Sündenheilerin

von Melanie Metzenthin
Rezension von Janett Cernohuby | 05. September 2011

Die Sündenheilerin

"Geschichte ist der Nagel, an dem ich meine Romane aufhänge", soll der französische Autor Alexandre Dumas einmal gesagt haben. Heute ist Geschichte der Nagel, an dem Autoren ihre historischen Liebesromane aufhängen. Und so erwartete man von einem Buch mit dem Titel "Die Sündenheilerin" eigentlich auch wieder, dass eine schwache, gepeinigte Frau gegen die Unterdrückungen ihres Geschlechts kämpft...

Nur durch Glück überlebt Lena einem Überfall durch Räuber und lebt fortan zurückgezogen im Kloster. Durch ihre Gabe, die Seelenflamme der Menschen sehen und ihre seelischen Leiden erspüren zu können, hat sie schon bald eine Aufgabe gefunden, die sie erfüllt. Eines Tages ruft Dietmar von Birkenfeld die junge Frau auf seine Burg. Seit der Geburt seines Sohnes leidet seine Gemahlin an einer unbekannten Krankheit. Dietmar sieht in Lena die letzte Chance auf Heilung. Doch die Gräfin möchte gar nicht geheilt werden, sieht sie in ihrem Leben keinen Sinn mehr. Düstere Schatten verfolgen die junge Adelige, welche auch für Lenas Schicksal von Bedeutung sind.
Lena ist nicht der einzige Gast auf Burg Birkenfeld. Philip von Ägypten trifft zusammen mit seinem arabischen Freund Said nur kurze Zeit später auf der Burg ein und es dauert nicht lange, da kreuzen sich seine und Lenas Wege. Philip gibt vor, die Heimat seines Vaters kennenlernen zu wollen. Doch Lena spürt, dass weit mehr hinter der Reise des jungen Ritters steckt. Je länger die Gäste auf Burg Birkenfeld weilen, desto mehr begeben sie sich in Gefahr. Denn während der Überfall auf Lena nicht einfach nur Werk von Räubern war, ist auch Philips wahre Herkunft nicht ganz unbedeutend für Graf Dietmar. So muss sie schon bald gemeinsam mit Philip fliehen, denn Lena schwebt in großer Gefahr...

Man soll ein Buch nicht nach seinem Einband beurteilen - oder seinem Titel. Denn hinter diesem verbirgt sich eine andere Geschichte, als man anfangs denkt. Natürlich wurde dem Roman eine ordentliche Portion Romantik beigefügt und natürlich steht Lenas Schicksal deutlicher im Vordergrund als Philips. Aber dennoch ist "Die Sündenheilerin" nicht unbedingt ein typischer historischer Frauenroman. Selbstverständlich haben wir zu Beginn eine arme, schwache Frau, der übel mitgespielt wird und die nur knapp dem Tod entkommt. Doch dann schlägt die Autorin nicht in die übliche Kerbe - die arme, schwache Frau beginnt sich zu einer Emanze zu entwickeln - sondern lässt sie weiblich bleiben. Das heißt aber nicht, dass Lena nicht für ihre Ziele zu kämpfen versteht, aber eben auf glaubwürdige Art und ohne Waffen.
In die Rolle des Kämpfers schlüpft dagegen ein Mann, Philip von Ägypten. Und mit ihm möchte man fast schon "Schade" sagen. Schade, dass nicht er der Ausgangspunkt des Romans war. Denn seine Vergangenheit, seine Herkunft und seine Geschichte hätten einen weitaus spannenderen Roman abgegeben - ohne auf Lena verzichten zu müssen. So muss man sich dagegen mit dem begnügen, was man im Laufe der Handlung über ihn erfährt.
Doch egal wem nun die größere Beachtung geschenkt wurde, eines kann dieser Roman auf jeden Fall: unterhalten. Schön gleichmäßig und ausgewogen baut die Autorin den Spannungsbogen auf. Diesen behält sie auch bis zum Ende des Buches bei, egal welche Zwischenstationen Philip oder Lena gehen. Man kommt keineswegs zu einer Stelle, die sich in die Länge zieht oder den Lesefluss bremst. Ähnliches gilt für die Personenausarbeitung. Die wichtigsten Handlungsfiguren werden deutlich, aber nicht überbetont in den Vordergrund gestellt. Daneben gibt es weitere Handlungsfiguren, die einem rasch ans Herz wachsen (oder denen man mit Misstrauen begegnet) und Randfiguren, die man nicht weiter beachtet. Lediglich an manchen Stellen erscheint Philip etwas zu flapsig und "modern" in seiner Ausdrucksweise.

Kurz gefasst präsentiert sich "Die Sündenheilerin" als ein anderer Roman, als man dem Titel nach denken könnte. Trotzdem wünscht man sich am Ende, die Ereignisse wären von Philip und nicht Lena ausgehend beschrieben worden. Vielleicht hätten sie so mehr Farbe, Abenteuer und Lebendigkeit geschaffen. Doch auch so ist "Die Sündenheilerin" ein historischer Roman, den man durchaus empfehlen kann.

Details

  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    07/2011
  • Umfang:
    459 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783492264549
  • Preis (D):
    9,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung

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