Die Schmetterlingsjägerin

von Kerstin Cantz
Rezension von Janett Cernohuby | 25. Januar 2009

Die Schmetterlingsjägerin

Lautlos gleiten die farbenprächtigen Gaukler durch die Lüfte, landen auf Sommerwiesen und trinken den Nektar von Blumen. Schmetterlinge. Diese wunderschönen und zarten Tiere sind eine wahre Freude für das Auge, bedenkt man doch, dass sie anfangs nicht mehr waren als eine hässliche Raupe. Wer Schmetterlinge fängt, möchte deren Schönheit dauerhaft aufbewahren. Ein Hobby, für das man viel Feingefühl besitzen muss, wie auch die Protagonistin von Kerstin Canthz historischem Roman "Die Schmetterlingsjägerin".

Dieser entführt nicht nur seine Leser in die unbekannte Welt Brasiliens.
Nele ist eine junge Frau, die in Bremen des Jahres 1824 lebt. Jedoch sieht man ihr dies nicht an, hat ihr Köper mit zwölf Jahren doch beschlossen, aufzuhören zu wachsen. Doch dies ist nicht das einzige Schicksal, dass die Familie hart getroffen hat. Der Vater starb vor einigen Jahren und seither müssen die Frauen um ihre Existenz kämpfen. Doch diese scheint gesichert zu sein, als ein Plantagenbesitzer um die Hand von Neles Schwester anhält. So geben Mutter und Töchter ihr Leben in Bremen auf und reisen in das fremde und unbekannte Land. Nicht lange nach ihrer Ankunft eröffnet sich Nele ein völlig neues Leben. Die brasilianische Kaiserin Leopoldine von Habsburg bitte die junge Frau zu sich an den Hof. Erst sollte sie nur als Gesellschafterin für deren Tochter Maria da Gloria arbeiten, doch schon bald zieht die Kaiserin Nele in ihr Vertrauen. Leopoldine führt ein einsames, trostloses Leben am brasilianischen Hof. Vom Hof aufgrund ihrer Herkunft gehasst, vom Kaiser gedemütigt und von dessen machtgieriger Mätresse milde belächelt, zieht sich die Kaiserin immer mehr zurück. Sie sehnt sich nach Wien zurück und hofft, in Nele eine neue Freundin zu finden.

Ähnlich wie eine Raupe, die ihr hässliches Äußeres verpuppt und dann als wunderschöner Schmetterling wiederkommt, erhofft sich auch der Leser von diesem Buch eine Prachtentfaltung. Der Anfang beginnt vielversprechend. Man erfährt von Nele und dem harten Schicksalsschlägen in ihrer Familie, man freut sich mit ihnen über das vielversprechende Werben des Bräutigams aus Brasilien und reist mit ihnen voller Spannung in das fremde Land. Doch dann folgt Seiten- und Kapitelweise nichts. Die Ereignisse ziehen sich schier unglaublich in die Länge. Man liest über die Familienangelegenheiten Neles, bedauert die vom Kaiser abgeschobene Leopoldine und fragt sich, worauf die Autorin eigentlich hinaus will. Die Leser, die dennoch nicht aufgeben, werden auf den letzten hundert Seiten dann doch noch belohnt. Denn nicht nur findet Nele ihre lang vermisste Schwester wieder, sondern es kommen endlich auch die versprochenen Intrigen. Der Kaiser gewährt seiner Mätresse immer mehr Privilegien, während seine Gemahlin immer mehr ins Aus gerät. Bis sie schließlich kurz vor Ende des Buches von ihrem Mann fürchterlich verprügelt wird und an den Folgen stirbt.
Doch auch wenn die Autorin am Ende die Handlung spannend werden lässt, insgesamt ist kann das Buch nicht überzeugen. Zu lange weiß der Leser nicht, worauf alles hinauslaufen soll. Ein roter Faden, der sich durch die Geschichte zieht, ist nur schwer zu finden. Hinzu kommt, dass der ständig wechselnde Erzähler für Unruhe sorgt und sich der Leser auf keine feste Handlungsperson fixieren kann.
Brasilien ist als Handlungsort ein erfrischend exotisches, fremdes Land. Trotzdem gelingt es der Autorin nicht, dieses ihren Lesern glaubhaft näher zu bringen. Zwar beschreibt sie durchaus diese fremde Welt, verliert sich aber oft in zu langatmigen, mit Adjektiven gespickten Erläuterungen von Orten und Plätzen. Geschichtliche Fakten kommen zu wenige vor und insgesamt ist es mehr ein Frauenroman vor historischem Hintergrund als ein historischer Roman. Auch die Anlehnung an Günter Grass´ Blechtrommel - bezogen auf die Protagonistin - stößt eher bitter auf.

Insgesamt kann "Die Schmetterlingsjägerin" von Kerstin Cantz nicht überzeugen. Die Handlung zieht sich über lange Strecken einfach nur zäh dahin, ohne mit wirklicher Spannung aufzuwarten. Die vielen Frauenschicksale lassen das Buch obendrein zu reiner Frauenliteratur werden, was besonders Freunde historischer Romane sehr enttäuschen dürfte. Denn diese werden sich nach Lesen des Klappentextes wohl etwas anderes vorgestellt haben. Somit kann man nur schwer zum Kauf dieses Werks raten.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    05/2008
  • Umfang:
    494 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ISBN 13:
    9783453290389
  • Preis (D):
    19,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung