Rabenschatten

Der Herr des Turmes

von Anthony Ryan
Rezension von Stefan Cernohuby | 14. Oktober 2015

Der Herr des Turmes

In feudalen Systemen gab es eine ganze Menge verschiedener Rollen und Titel, die jemand innehaben konnte. „Der Herr des Turmes“ ist allerdings eine eher ungewöhnliche Bezeichnung. Gleichzeitig ist es allerdings der Titel des zweiten Bandes der Reihe „Rabenschatten“ von Anthony Ryan. Ein Roman, der schon von vielen Lesern sehnlich erwartet wurde. Wir waren gespannt, ob der zweite Teil der Reihe qualitativ an den ersten anschließen kann.

Das Buch beginnt wieder aus der Perspektive des Gelehrten Lord Vernier, der von einem volarianischen General gefangen genommen wird. Er wird gezwungen, die Geschichte einer Belagerung aus Sicht des Eroberers zu beschreiben. Bis ein seltsamer, verwahrloster Mann auftaucht und ihn nach Vaelin Al Sorna fragt.
Der von vielen totgeglaubte Protagonist der Reihe kehrt nach seinem unfreiwilligen Insel-Aufenthalt zu seinem König zurück. Dieser überträgt ihm eine wichtige Aufgabe. Er soll in Zukunft über die Nordlande wachen und wird daher zum „Herren des Turms“ ernannt. Eine junge Frau namens Reva, die ihn eigentlich auf einer heiligen Mission hätte töten sollen, nimmt er stattdessen unter seine Fittiche und bildet sie aus. Er selbst steht nicht nur einer Invasion gegenüber, sondern einer viel größeren Herausforderung.
Die Königstochter Lyrna wird mit einer diplomatischen Mission betraut, die sie zu Beginn als unerträglich empfindet. Doch als sie damit beginnt Verantwortung zu übernehmen, sich um ihre Untertanen zu sorgen und tatsächlich eine gemeinsame Basis für Verhandlungen mit dem Feind findet, steht sie vor ganz anderen Problemen.
Frentis, ein ehemaliger Schützling von Vaelin, ist in volarianische Gefangenschaft geraten und wird als Gladiator in den Gruben eingesetzt. Als er jedoch an eine uralte Frau in einem jungen Körper verkauft wird, ändert sich sein Schicksal, wenngleich nicht zum positiven. Denn die Frau versucht mögliche Prophezeiungen durch die Ermordung der Betroffenen auszulöschen und hält Frentis in magischen Fesseln gefangen.

Im Vergleich zum ersten Roman gibt es mehrere relevante Handlungsstränge. Die Geschichte des Protagonisten wurde ja bereits im Vorgängerband ausgiebig beleuchtet, so kann man jetzt andere Schwerpunkte setzen. Das geschieht auch, denn alle verschiedenen Handlungsstränge finden vor dem Hintergrund einer feindlichen Invasion statt. Auch anderen Charakteren wird mehr Raum eingeräumt, den diese nutzen um sich zu entwickeln. Amüsant ist auch, dass der Schwertmeister Al Sorna seine Waffe nur genau einmal im Buch zückt –weil er sie sonst nicht nötig hat. Die übernatürlichen Verwicklungen, wie Prophezeiungen und beinahe unsterbliche magisch veranlagte Menschen, werden stärker in die Handlung eingebunden und lassen noch zahlreiche Möglichkeiten für die Vertiefung in weiteren Bänden offen. Obwohl nicht alle Abschnitte des Buchs chronologisch verlaufen, sondern teilweise bereits vorgegriffen und nachher nochmal erzählt werden, ist das Werk sehr spannend, unterhaltsam und eine würdige Fortsetzung von „Das Lied des Blutes“. Auch wenn es vielleicht nicht ganz an den ersten Roman herankommt, kann man das Werk allen Kennern und Liebhabern guter Fantasy nur empfehlen. Man darf gespannt sein, wie die Reihe weitergeht.

„Der Herr des Turmes“ ist der zweite Band von Anthony Ryans Reihe „Rabenschatten“. Ein Fantasyroman, wie man ihn sich nur wünschen kann. Die konsequente Fortführung der Geschichte aus dem ersten Band, gepaart mit einer spannenden Handlung, interessanten und sich weiterentwickelnden Charakteren und letztendlich einer Bedrohung, der alle gemeinsam Herr werden müssen. Kurzum, ein Pflichtkauf für Fans guter Fantasy und ein Werk, das wir nur empfehlen können.

Details

Bewertung

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