Das Spiel

von Monika Runa Chaloun
Rezension von Stefan Cernohuby | 18. Februar 2010

Das Spiel

Es gibt sehr viele Spiele und vieles, das sich als Spiel interpretieren oder bezeichnen lässt. Wer sehr weit geht, betrachtet möglicherweise das ganze Leben als Spiel. Diese Betrachtungsweise könnte natürlich untermauert werden, wenn man ganze Leben ausspielen könnte. Munika Runa Chalouns Roman "Das Spiel" beschäftigt sich gewissermaßen mit diesem Thema. Man darf gespannt sein, was sie dem Leser präsentieren möchte.

Zuallererst begrüßt sie den Leser mit einem ausführlichen und ziemlich philosophischen Vorwort, das von richtig, falsch, von Veränderungen und vom Hausbauen erzählt - in metaphorischer Hinsicht selbstverständlich.
Danach beginnt das eigentliche Werk, mit einem Epilog. Ja, das ist durchaus interessant. In kursiver Schrift begleitet man den jungen Tobias von seinem Zimmer, in dem er gerade im Internet surft, hinein in selbiges und eine völlig andere Welt. Denn in dieser spielt man das ultimative Spiel. Ein Spiel, zu dem nur diejenigen zugelassen werden, die wirklich mutig genug sind. Denn hier werden Personen in unterschiedlich viele Ichs zerlegt, die danach die Leben anderer als schauspielerische Leistung durchleben müssen. Allerdings ist die Angelegenheit nicht wirklich geschauspielert, da die unterschiedlichen Persönlichkeitsfragmente ihren Ursprung vergessen. So spielen sich Tobias und seine kennengelernten ebenso multiplen Freunde von einfachen Spielen, hin zu wirklich komplexen Szenarien. Als "Regenbogen-Familie" erleben sie immer neue Abenteuer und lernen sowohl in geistiger, als auch in emotionaler Hinsicht dazu. Ob Indianermädchen, Sohn eines Adeligen, als Vergewaltigungsopfer oder als Mörder, sie nehmen jede Rolle freudig ein. Gleichzeitig liest man, wie der junge Peter seine erste Liebe erlebt, obwohl er eine seltsame Begegnung hatte, die mit einem außerirdischen Versorgungsraumschiff zu tun hatte.

Die Autorin Monika Runa Chaloun versucht mehrere Dinge unter einen Hut zu bringen. Eine Geschichte um denjenigen, der "Das Spiel" spielt, also Tobias, sowie eine zweite, die sich um den jungen Peter rankt. Dabei entsteht eine verblüffende Dualität. Während sich Peter um seine Freunde und Freundinnen sorgt und sie dabei "das Wohl aller" verfolgen, erleben Tobias und seine "Spielkameraden" immer schlimmere Situationen. Zahlreiche Vergewaltigungen, unzählige Tode scheinen niemanden abzuschrecken, im Gegenteil. Vielmehr wird danach getrachtet eine noch größere Tiefe der erlebten Gefühle zu erreichen. So möchte eine Person, die selbst früher nur vergewaltigt wurde (im Spiel!), endlich selbst einmal die Rolle eines Vergewaltigers einnehmen. Erst beim Thema Mord wird spürbar, dass sich das geschehene - also die eigenen Taten - irgendwie auf die Psyche auswirken.
Zu Beginn des Buchs behauptet die Autorin, dass es kein Zufall ist, dass der jeweilige Leser selbiges in seinen Händen hält. Das ist es in diesem Fall tatsächlich nicht. Denn dieser Leser wurde mit damit betraut, eine Rezension über das Werk zu verfassen. Und nach dem zu Gemüte führen von "Das Spiel" möchte der Verfasser dieser Rezension kein Haus gemeinsam mit der Autorin bauen, denn damit begründet sie ihre philosophischen Vergleiche. Denn irgendwie ist ihr die Balance abhanden gekommen. Das Bauwerk dieses Romans wirkt zu unstrukturiert, um wirklich gefallen zu können. Monika Runa Chaloun versucht den Leser dazu zu ermutigen, sich selbst richtig wahrzunehmen, den Wert des Lebens zu schätzen und dabei seine Phantasie nicht zu vergessen, doch leider gelingt es ihr nicht wirklich. Daher ist der Roman eher nur Lesern zu empfehlen, die sich gerade auf einem Selbstfindungstrip befinden. Nach dieser Lektüre wird es ihnen vermutlich besser gelingen, da sie die hier angeführten Fragmente sicherlich zu einem konsistenteren Aufbau bringen können. Allerdings könnte hier der unglaubliche Preis von 27 Euro abschrecken.

Der Roman "Das Spiel" von Monika Runa Chaloun versucht zu vermitteln, den Wert des Lebens zu schätzen. Durch zwei eher fragwürdige Parallelhandlungen und das brachiale Einsetzen von Vergewaltigungen und Morden kann das Buch in keiner Hinsicht überzeugen. Wer sich allerdings an philosophischen Gedankengängen anderer Leute erfreut, kann sich diesem Werk gerne widmen, wenn ihn der Preis nicht abschreckt. Ob es dann aber gefällt, ist wieder eine völlig andere Frage.

Details

Bewertung

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