Frau Hoffmanns Erzählungen

von Wolfram Siebeck
Rezension von Janett Cernohuby | 26. Januar 2009

Frau Hoffmanns Erzählungen

Wer Katzen hat, weiß was für eigensinnige Tiere diese sind. Sie wollen immer das haben, was sie nicht haben können. Bekommen sie es dann doch, verlieren sie auch gleich das Interesse daran. Wenn es ums Futter geht, kann man sie ebenfalls nicht zufrieden stellen, da ihnen selbst ihr Lieblingsfutter nicht schmeckt. Darüber weiß auch der Autor Wolfram Siebeck zu berichten, der mit seiner Katze Frau Hoffmann so manche haarsträubende Situation erlebt.

Hoffmann ist alles, was man sich unter einer wohlerzogenen Hauskatze vorstellt: launisch, verwöhnt und eine absolute Feinschmeckerin. Dosenfutter lehnt sich kategorisch ab und auch die speziell biologisch-dynamischen Brekkies sind für die edle Katzendame nicht gut genug; Hühnerleber muss es sein. Doch das wird Frau Hoffmann wohl die nächste Zeit nicht bekommen, denn ihr menschlicher Trockenfutterspender plant mal wieder eine Reise. Manisch findet dies die Katze, doch eigentlich möchte auch sie einmal verreisen. Nach Berlin zum Beispiel. Zum einen gibt es dort leckere Würste, zum anderen war Frau Hoffmann noch nie in einer Hauptstadt. Und so lässt sich der Gastrokritiker dazu überreden, mit seiner Katze nach Berlin zu fahren. Doch kaum dort angekommen, gefällt es der vierbeinigen Dame schon nicht mehr. Doch sie weiß ihre Zeit mit Fernsehen und dem Lesen der Boulevardpresse zu verbringen. Und so kommentiert sie mit dem ihr eigenen Charme nicht nur politisches Geschehen, sondern auch die Skandale der Stars und Sternchen - und lässt sich natürlich auch über Hundebesitzer aus.

Hinreißend erzählt und mit einer gehörigen Portion Humor schildert Deutschlands bekanntester Gastrokritiker das Zusammenleben mit seiner Katze. Und dieses ist nicht immer leicht. Die stets locker und unbefangen begonnenen Dialoge münden schon bald in einer Diskussion und oftmals kapituliert der Mensch vor den nicht immer logischen Aussagen seines Vierbeiners. Ein wenig seltsam mag es dem Hörer zu Beginn vielleicht anmuten, dass hier Mensch und Tier im Gespräch miteinander stehen. Dabei reden sie über alltägliche Themen aus Politik, Gesellschaft und Gemütslagen. Bald schon taucht man in diese Dialoge ein und weiß, dass genauso auch die eigene Katze antworten würde. Und so wirkt die Tatsache, dass sich eine Katze im direkten Gespräch mit ihrem Menschen befindet, fast schon wieder glaubwürdig.
Das Hörbuch ist in mehrere Kurzgeschichten unterteilt, deren Hintergrundhandlung sich in Form einer Städtereise gestaltet. Somit haben diese kurzen Episoden einen gemeinsamen roten Faden, der den Hörer durch die unterhaltsamen und lustigen Meinungsverschiedenheiten von Mensch und Tier führt. Und lustig sind diese in der Tat. Ob nun über sarkastische, zynische oder ironische Bemerkungen - stets muss man über die Argumentation oder Schlagfertigkeit der Katze Frau Hoffmann einfach nur schmunzeln. Dabei sind die pointierten Aussagen zwar nicht immer mit Tiefgang, dennoch halten sie ein anspruchsvolles Niveau.
Gelesen wird das Hörbuch vom Autor selbst. Eine sehr seltene Konstellation, die gleichzeitig dieser Produktion ihren Stempel aufdrückt. Der Autor weiß, welche Stellen und Situationen er wie betonen möchte, um so der Erzählung die richtige Stimmung zu verleihen.
Ebenso gut gelungen ist die Tracksetzung. Jedes der knapp fünf Minuten langen Kapitel erhielt eine eigene Spur. So kann der Hörer jederzeit das Hörbuch unterbrechen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder an der gestoppten Stelle einsteigen. Gleichzeitig kann man aber auch die Kapitel öfters hören, die zu den persönlichen Favoriten zählen.

"Frau Hoffmanns Erzählungen" ist ein hinreißendes und äußerst witziges Katzenhörbuch. In Dialogen zwischen Mensch und Tier wird nicht nur das Zusammenleben beider dargestellt, sondern auch der außergewöhnliche Charakter dieser Vierbeiner. Jedem Katzenfan mit Sinn für Humor kann dieses Hörbuch nur wärmstens ans Herz gelegt werden.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
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  • Anspruch:
  • Humor:
  • Erotik:
    Keine Bewertung