Schwarzmondlicht

von Melanie Vogltanz
Rezension von Stefan Cernohuby | 02. Dezember 2019

Schwarzmondlicht

Ausgrenzung und Verfolgung sind Themen, die leider nie ihre Aktualität verlieren. Gründe, um jemanden auszugrenzen, zu drangsalieren und letztendlich sogar zu töten, findet man immer, wenn man danach sucht. Melanie Vogltanz hat in ihrem Roman „Schwarzmondlicht“ jedoch ein etwas anderes Bedrohungsszenario geschaffen. Eine Stadt voller Magie, Totgeglaubter und doppelter Spiele.

Laura hat einen Job in einem Coffeeshop und lernt dort einen seltsamen Jungen namens Kiro kennen. Seine täglichen Besuche werden zu einem Ritual, das urplötzlich abbricht, als der Junge nicht mehr auftaucht. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse. Sie wird ungerechtfertigt gekündigt, ihr Vater kommt bei einem Wohnungsbrand ums Leben und sie selbst wird von Kiro aus dem Inferno gerettet. Laura wird langsam klar, dass bei seinem Auftauchen nicht alles mit rechten Dingen zugeht.
Auch Hiroshi Taoyama hatte schon öfter Kontakt mit Übersinnlichem. Das liegt daran, dass er selbst eine Art Seher ist. Immer wieder sieht er Fragmente aus der Zukunft und weiß Dinge, kann diese dann aber nicht mehr verändern, was schon in seiner Jugend zu traumatischen Erfahrungen geführt hat. Als er deshalb seinen Job verliert, wird er von einer seltsamen Frau aufgesucht, die von seinen Fähigkeiten weiß und an diese glaubt.
Sowohl Laura und Kiro als auch Hiroshi erfahren von einem Zirkel, dem einst die meisten Magier angehörten und dessen Mitglieder von 20 Jahren und jetzt plötzlich wieder ermordet werden. Welche Rolle spielt Dr. Hansen, der betreuende Arzt von Kiro, und was hatte es mit dem Pärchen Andreas und Eloin zu tun, die eine ganz spezielle Beziehung zueinander hatten?

Handlungsaufbau und Stimmung werden konstant vorangetrieben und man verliert sich schnell in den beiden unterschiedlichen Erzählsträngen. Puzzleteil für Puzzleteil fügt sich aneinander, zusammen bilden sie ein immer kompletter werdendes Bild der Gesamtsituation. Es geht um Macht, um Altruismus und um Fehlentscheidungen. Man wird lange im Unklaren darüber gelassen, wessen Absichten aus der Not heraus entstanden und welche Entscheidungen aus Gier getroffen wurden. Wer wessen Werkzeug war und ist und schlussendlich auch, was in der Vergangenheit wahr und was gelogen war. Grundsätzlich ist „Schwarzmondlicht“ ein gelungenes Werk, dem man kaum anmerkt, dass es sich um die überarbeitete Version eines früheren Romans handelt. Lediglich in zwei Details unterscheidet sich das Buch von aktuelleren Romanen der Autorin. Zum einen zeigt das Finale nicht die gleiche Konsequenz wie neuere Werke, zum anderen könnte man den Plot zumindest in einigen Aspekten auf eine relativ populäre Filmreihe umlegen. Wer diese aber nicht kennt, wird diese Ähnlichkeiten nie sehen – und sie sind auch gewissermaßen weit hergeholt und vermutlich nur für ein spezielles Klientel von Lesern interessant. Denn auch diesen kann man den Roman bedenkenlos empfehlen. Witzig könnte man vielleicht auch noch empfinden, dass die Transformation von Charakteren in Vögel eine nicht unwesentliche Rolle einnimmt, auch wenn diese nicht zum Tanzen aufgelegt sind.

„Schwarzmondlicht“ ist ein Roman von Melanie Vogltanz. Genauer gesagt ist es eine neue Version eines sehr frühen Werks, das man laut eigenen Aussagen der Autorin vielleicht besser nicht kennt. Stimmung, Handlungs- und Spannungsboden sind sehr gut gelungen, lediglich die letzte Kompromisslosigkeit, für die die anderen Romane der Autorin bekannt sind, fehlt hier noch etwas. Und wenn man möchte, kann man als Genrekenner einige Parallelen zu einer Filmreihe sehen. Das macht das Werk aber nicht weniger lesenswert.

Details

Bewertung

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