Evolver

von Smash into Pieces
Rezension von Stefan Cernohuby | 30. November 2018

Evolver

Schweden ist ein Land, aus dem viele erfolgreiche Musiker stammen und aus dem viel gute Musik kommt. Das ist kein neues Phänomen, sondern eines, das schon länger andauert. Was mit „ABBA“ oder „Ace of Base“ begonnen hat, setzte sich etwa mit „Roxette“, „The Cardigans“ oder auch „Mando Diao“ fort. Auch die schwedische Band „Smash into Pieces“, bisher eher bekannt in Schweden selbst, unternimmt einen weiteren Anlauf, die musikalische Welt im Sturm zu nehmen.

Viertes Album zum zehnjährigen BestehenViertes Album zum zehnjährigen Bestehen

„Evolver“ heißt jenes vierte Album, das 2018 erschienen ist. Und es zeigt unter anderem einen (R-)Evolver, der auf den Kopf einer maskierten Gestalt gerichtet ist. Bei dieser handelt es sich um den „Apocalypse DJ“, dessen Evolution ebenso im Booklet dargestellt wird, wie die Gegenüberstellung von Kindheitsfotos und aktuellen Bildern der anderen Bandmitglieder. In seinem Fall scheint sich nur die Maske weiterentwickelt zu haben. Ohne den unnötigen Ballast des Vorwissens um die bisherigen musikalischen Veröffentlichungen konnten wir uns „Evolver“ widmen und wollten wissen, ob „Smash into Pieces“ ihre Rolle als Geheimtipp im Bereich Alternative und Poprock verdient haben.

Die einzelnen Tracks

„Like This!“ ist der Titel des ersten Songs, der zuerst mit Saxophon oder Trompete beginnt, dann jedoch auf eingängiges und ein wenig synthetisch klingendes Schlagzeugt setzt. Auch Rhythmus und der Gesang erinnern an bereits Dagewesenes.
Wer ein Womanizer ist, muss ein Spiel spielen. Vermutlich heißt das Lied daher deshalb „The Game (Womanizer)“. Der Song startet zuerst wie ein Roxette-Song, versucht dann aber eine Mischung aus klassischem Poprock und aktuellen Chartstürmer darzustellen. Mit der zusätzlich ständig vorhandenen Bearbeitung des Gesangs hat man ebenfalls kein gutes Bauchgefühl.
Auch „Breaking Out“ beginnt mit einem Standard-Rhythmus plus Delay, mit beinahe Nickelback-rauem Gesang, klingt aber absolut nicht nach musikalischer Befreiung. Im Gegenteil.
Weil man aber trotzdem immer auf der Suche nach Erfolg ist, sucht man ihn im „Superstar in Me“. Davon handelt der gleichnamige Song, der von etwas übersteigertem Selbstvertrauen in der Jugend berichtet. Erneut gibt es viele verzerrte Töne und mehr Synthetik als Rock, was gerade bei diesem Stück sehr schade ist – denn hier wäre Potential dagewesen. Weniger Echos und mehr Rock, hätten hier Wunder gewirkt.
In „In need of Medicine“ greift erstmals eine zweite Stimme ins musikalische Geschehen ein. Doch es kommt nicht das klassische Roxette-Feeling auf, was wieder an der Post-Production liegt, die beispielsweise das Schlagzeug überwiegend nach aus der Dose klingen lässt – vermutlich nicht zu Unrecht.
Nach etwas, das man schon ewig in den Charts auf und ab hört, klingen die ersten Gesangspassagen von „Ride with me“. Hier ist auch textlich kein Land zu gewinnen – Stichwort: Bonnie & Clyde und crazy, crazy.
Wenn man in etwas, was man tut, sehr erfolgreich ist, schafft man es vermutlich in eine „Hall of Fame“. Der Song schlägt erstmals etwas düsterere Töne an, was die verzerrten Gitarren und die ebenfalls etwas verfremdete Stimme überraschend gut zueinander passen lässt. Bisher der erste (düstere) Lichtblick auf dem Album, bei dem der Sänger auf die „other side“ gehen möchte.
„Paradise“ kehrt leider wieder zu dem bisherigen Konzept zurück, ist wieder standardmäßig und nicht herausragend.„Paradise“ kehrt leider wieder zu dem bisherigen Konzept zurück, ist wieder standardmäßig und nicht herausragend.Der nächste Song heißt „Lullaby“ und besteht ebenfalls aus bekömmlichem Rhythmus und leicht verzerrtem Gesang. Kein Song, der sich im Ohr festsetzt.
Danach heißt es „My Beast“, ein Song, der zumindest textlich etwas Düsternis behandelt. Hier wird ohne den bisher beinahe allgegenwärtigen synthetischen Drumbeat gearbeitet – und das bekommt dem Song gut. Der zweite gute Song auf dem Album, der auch trotz stellenweise mehrfach aufgenommene Stimme funktioniert.
Gegen Ende eines Albums sollte es nach oben gehen. Kein Wunder also, dass ein Song „High on Life“ heißt. Und obwohl alles wieder recht standardmäßig zugange geht, ist das ein Lied mit Happy Sound, das tatsächlich funktioniert. Man nimmt dem Song sogar sein Instrumentensolo ab.
Mit „My Precious“ gelingt dem Album ebenfalls ein versöhnlicher Abschluss. Hier passen Hauptstimme, Background-Vocals und Rhythmus. Halb-düster bildet das Lied einen angenehmen Fade-Out.

Eine Gesamtbewertung von „Evolver“ fällt etwas schwer. Ohne die vorangegangenen Alben zu kennen, ist die musikalische Entwicklung nicht ganz nachzuvollziehen und die Assoziation mit dem R-Evolver passt rhythmisch überhaupt nicht. Die erste Hälfte des Albums wirkt eher wie Munition, die im Zweifelsfall nicht zündet, bis man der Musik erstmals bei „Hall of Fame“ positiv gegenübersteht. Drei weitere Songs können überzeugen, was insgesamt aber nur 4 von 12 bedeutet. Vielleicht ging die Entwicklung der Band hier versuchsweise in eine andere Richtung – nicht völlig erfolgreich. Da der Tonträger aber glücklicherweise gegen Ende eher unseren Erwartungen entsprochen hat, kann man ihn insgesamt als durchschnittlich bezeichnen. Etwas, das schade ist, denn Potenzial wäre definitiv mehr vorhanden gewesen.

Tracklist

1. Like This!
2. The Game (Womanizer)
3. Breaking Out
4. Superstar in Me
5. In Need of Medicine
6. Ride with U
7. Hall of Fame
8. Paradise
9. Lullaby
10. My Beast
11. High on Life
12. My Precious

Details

Bewertung

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