Civilization - Das Brettspiel

von Kevin Wilson
Rezension von Stefan Cernohuby | 05. September 2011

Civilization - Das Brettspiel

Spricht man von einem Spiel in dem es darum geht, eine Zivilisation von ihren Anfängen zu begleiten, neue Technologien zu erforschen, die Erde zu besiedeln, Kriege zu führen und diplomatisches Geschick walten zu lassen, kann es sich im Grunde nur um eines handeln: Civilization. Doch Sid Meier´s Klassiker hat es mittlerweile über seine digitale Form hinausgeschafft, denn nun ist erstmals die deutschsprachige Version seiner Brettspiel-Adaption erschienen. Ein Spiel, das wir unbedingt testen wollten.

Das im Heidelberger Spieleverlag erschienene Brettspiel kann seine Herkunft nicht leugnen, ist es doch aus einer englischen Variante von Fantasy Flightgames hervorgegangen. Dementsprechend viel Spielmaterial muss man auch aus der Packung befreien, bevor man sich an die Anleitung wagen kann, die mit 32 Seiten beinahe kurz ausgefallen ist. Zwei bis vier Spieler setzen sich nun an eine Weltkarte, die je nach Spieleranzahl anders angeordnet ist. Gleich ist allerdings immer, dass man sowohl freigelegte Startfelder als auch verdeckte übrige Kartensegmente verwendet. Diese müssen erst erforscht werden. Doch bevor es überhaupt so weit kommt, müssen zahlreiche Phasen durchlaufen werden. In der ersten Phase kann eine neue Stadt gegründet werden oder eine neue Staatsform gewählt werden. Da dies zu Beginn nicht möglich ist, springt man gleich in die zweite Phase, in der die Handelspunkte jedes Spielers berechnet werden. Diese können später für Forschung eingesetzt werden. Abgesehen davon, ist die Phase für Verhandlungen mit anderen Spielern gedacht.
Die dritte Spielphase ist jeder Stadt gewidmet. Man kann entweder Figuren, Einheiten, Gebäude oder Weltwunder bauen, sich den Künsten widmen oder Rohstoffe abbauen.
Dann erst, in der vierten Phase, kann man seine Einheiten bewegen, unter anderem um neues Land zu entdecken. Die letzte Phase des Spiels ist der Forschung gewidmet. Man entscheidet, was man erforscht, wobei man nur eine bestimmte Anzahl an Technologien in unterschiedlichen Stufen entwickeln kann.
Das Spiel ist so ausgelegt, dass man auf völlig unterschiedliche Arten gewinnen kann. So kann man versuchen doch Fortschritt zu gewinnen, indem man als erster die Raumfahrt erforscht. Man kann gewinnen indem man den anderen kulturell himmelhoch überlegen ist und genügend Kulturpunkte einheimst, um das Ende der Skala zu erreichen. Man kann als Krösus dastehen oder ganz klassisch, indem man seine Gegner militärisch dem Boden gleichmacht. So oder so, es gibt genügend Varianten.

Dass "Civilization - Das Brettspiel" nichts für Spieler ist, die sich an einen Tisch setzen und losspielen wollen, war eigentlich schon im Vorhinein klar. Denn weder FFG noch Heidelberger sind für diese Art von Spielen bekannt. Allerdings ist der Zeitaufwand, den man hier im Vorfeld benötigt tatsächlich ziemlich hoch. Etwa nach einer Stunde hat man die erste Runde geschafft. Etwa nach der dritten erkennt man dann, wie der Spielmechanismus funktioniert und dass man das Tempo auch durchaus steigern kann. Schnell wird allerdings klar, dass man in der Technologiepyramide einige Technologien beherbergt, die beinahe nie zum Einsatz kommen werden. Man merkt zwar, dass man von Spielgestalterseite her versucht hat, jede Forschungsmöglichkeit mit einem Vorteil zu versehen, der sie gegenüber der anderen gleichwertig macht. Vollständig gelungen ist dies allerdings nicht.
Die Kampfregeln sind relativ einfach, funktionieren aber dennoch reibungslos. Trotzdem ist das Spiel definitiv nicht so kampflastig wie die Vorlage des Computerspiels, denn eine Armee zu stark aufzubauen bringt einen in den anderen Kategorien zu stark ins Hintertreffen. Diesbezüglich spielen auch die unterschiedlichen Vorteile und speziellen Aktionsmöglichkeiten der verschiedenen Völker eine Rolle. Strebt man nach einen möglichst ausgeglichenen Spiel, kann man davon ausgehen, dass es durchaus vier Stunden dauern kann, bis man sich langsam einem Ende annähert. Insofern kann man das Spiel wirklich nur denjenigen empfehlen, die einerseits strategische Aufbauspiele mögen, andererseits aber auch kein Problem damit haben, längere Zeit konzentriert bei der Sache zu bleiben. Das Spiel selbst ist gut gelungen, auch wenn es einige kleinere Schwächen hat - so wie auch die Übersetzung. Es hat aber bestimmt schon jetzt seine Fans gefunden und kann auch noch einiges an Langzeitmotivation bieten - vor allem da es definitiv die eine oder andere Erweiterung geben könnte. Der Preis geht für den Umfang in Ordnung.

"Civilzation - Das Brettspiel" bietet all das, wofür das Computerspiel bekannt ist. Forschung, Stadtausbau, Kriegsführung und Diplomatie. Alle Ingredienzien sind da, wenngleich ein wenig adaptiert. So sind die Schwerpunkte und Zielsetzungen des Spiels anders gelegt, interessanterweise aber den Reiz erhöht. Abgesehen von einigen kleinen Schwächen kann man das Spiel allen empfehlen, die sich gerne taktischen Aufbauspielen widmen, sowie Liebhabern der CIV-Klassiker. Wer allerdings ein Spiel sucht, bei dem man sofort losspielen kann und das nur kurze Spieldauer verspricht, sollte an anderer Stelle weitersuchen.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Spieltiefe:
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