Gletscher der Welt

von Jürg Alean, Michael Hambrey
Rezension von Stefan Cernohuby | 12. November 2013

Gletscher der Welt

Es gibt viele Phänomene in der Natur, die zwar auf den ersten Blick faszinierend sind, für die man allerdings nie Zeit aufbringt, um sich mit dem Thema näher zu beschäftigen. Eine faszinierende Erscheinung und gleichermaßen konservierte Erdgeschichte stellen die Gletscher der Erde dar. Das beinahe gleichnamige großformatige Buch "Die Gletscher der Welt", das im Haupt Verlag erschienen ist, bietet uns nun die Möglichkeit, sich doch noch mit diesem Thema zu beschäftigen.

Bevor sich das Werk einzelnen Gletschern widmet, werden erst einmal die Grundlagen der Materie behandelt. Unter anderem, dass etwa zehn Prozent der Erdoberfläche von ewigem Eis bedeckt sind, wie sich Gletscher im Laufe der Jahrtausende ausgebreitet und wieder zurückgezogen haben und auch wie sie entstehen. Die Bewegung, Ausbreitung und Entwicklung, sowie das Entstehen von neuen Gletschern werden in verkürzter und vereinfachter Form erklärt, damit auch Laien das Prinzip verstehen.
Danach widmet sich das Buch in einzelnen Abschnitten Gletschern in verschiedenen Teilen der Welt. Natürlich wird textlich auf Besonderheiten hingewiesen, ihre Geschichte und Ausbreitung, beziehungsweise ihr Rückgang werden beschrieben, das wirklich faszinierende an den Kapiteln sind allerdings die großen Bilder, welche die Lage erst veranschaulichen. Schon im ersten Abschnitt, der sich mit den isländischen Gletschern beschäftigt, darunter auch inmitten von Vulkanausbrüchen, weiß zu begeistern.
Skandinavien und Spitzbergen sind die nächsten beiden Kapitel, die landschaftlich kaum unterschiedlicher sein könnten, mit einer Ausnahme. Beide Gebiete beinhalten Gletscher, die sich an einem Ort eher in die Landschaft integrieren, während sie anderorts die Landschaft prägen und schon seit Jahrtausenden formen.
Von Skandinavien über Spitzbergen geht es nach Grönland, wo auch auf etwas übertriebene Meldungen zum Thema Gletscherschwund eingegangen wird. Über die tatsächlichen Entwicklungen hinaus wird auch noch eine kleine zeitliche Exkursion zum Untergang der Titanic unternommen.
Die beiden Folgekapitel, die sich noch immer der nördlichen Hemisphäre widmen, gehen unter anderem auch auf die Tierwelt im Umfeld sowie auf die Funktion der Gletscher als langsame aber unaufhaltsame Förderbänder ein.
Ein Ausflug in die Anden schneidet weitere Themen an, darunter auch die Wechselwirkung von Naturkatastrophen auf Gletscher, beziehungsweise die weiteren Folgen für Menschen.
Am meisten Eis auf dem ganzen Planeten gibt es definitiv in der Antarktis, dementsprechend natürlich auch die meisten Gletscher. Die Folge daraus ist, dass es die verschiedensten Formen und Ausprägungen gibt. Gebirge und Täler voller Eis, Eisberge in der Größe mehrerer Wohnblocks und eine daran angepasste Fauna sind nur einige interessante Punkte. Auch die Möglichkeit unter jene Gletscher zu blicken und nach Hinterlassenschaften von Leben zu forschen, das rund 800.000 Jahre früher auf dem Kontinent noch verbreitet war wird dargestellt.
Vom Südpol geht es nach Neuseeland, über den Himalaya bis zu den Alpen, zu denen es von den Autoren jedoch bereits ein eigenes Buch gibt, weswegen das Kapitel relativ kurz gehalten ist.

Die Adjektive um ein Buch zu beschreiben, das sich einerseits versucht, wissenschaftliche Fakten zu vermitteln und andererseits die Schönheit einer ganz eigenen Art von Landschaft, Lebensraum und jahrtausendealter Hinterlassenschaft zu dokumentieren, lassen sich nicht ganz einfach finden. Beeindruckend und informativ finden sich selten gemeinsam im gleichen Satz. Doch hier passt die Kombination einfach. Wer sich die Zeit nimmt, nicht nur die vielfältigen, unterschiedlichen Darstellungen von Gletschern in all ihren Formen durchzublättern, sondern auch die zahlreichen Texte zu lesen, die sich um Entstehung, Entwicklung und Zukunft von Gletschern auf der Erde drehen, sowie die Zyklen, in denen sich die Temperaturen auf der Erde wieder ändern, kann eine ganze Menge lernen. Nicht nur wie sich wo welcher Gletscher entwickelt, das ist nur ein Bestandteil des großen Ganzen. Das eigene Bild von unserem Planeten und der Wechselwirkung seiner unterschiedlichen Bestandteile und miteinander interagierenden Systeme kann dementsprechend verbessert werden. Beeindruckend ist allerdings auch der Preis des vorliegenden Bandes, denn die knapp 50 Euro sind keine Kleinigkeit. Der Preis ist für Inhalt und Bilder jedoch mehr als angemessen.

"Gletscher der Welt" ist ein beeindruckendes Werk der Geografen, Geologen und Glaziologen Dr. Jürg Alean und Michael Hambre. Ein Band der weder versucht die Leser lediglich mit Wissen zu traktieren, noch einzig und allein durch berührend schöne Bilder punkten will. Hier ist es die Mischung, die das gelungene Endergebnis ausmacht. Jedem der sich schon immer für Gletscher, ihre Geschichte, Entwicklung und ihr Aussehen interessiert hat, kann dieses Werk nur empfohlen werden. Einzige Bedingung ist, dass man dafür bereit sein muss, rund 50 Euro zu zahlen.

Details

  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    09/2013
  • Umfang:
    296 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ASIN:
    3258078033
  • ISBN 13:
    9783258078038
  • Preis (D):
    49,9 €

Bewertung

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