Fotografische Bildgestaltung


Das Handbuch für starke Bilder
von Frank Dürrach
Rezension von Michael Seirer | 20. September 2023

Fotografische Bildgestaltung

Kameras werden technisch immer besser - selbst Smartphones bieten mehrere Brennweiten, Computerfotografie und ai-basierte Bearbeitung. Aber werden die damit gemachten Fotos automatisch interessanter, spannender, ein Blickfang? Was ist überhaupt ein "starkes Bild" und woran lässt es sich festmachen? Mit seinem Buch "Fotografische Bildgestaltung" will der Autor Frank Dürrach dem interessierten Lesenden ein paar Schritte weiterhelfen.

Der erste Teil des Buches widmet sich - ganz handbuchartig - einer Nomenklatur und erklärt Begriffe wie "Akzent" (und seine Abwandlungen Einakzent, Zweiakzent, der blasse Akzent), aber auch Linien, Strukturfotos, Schablonierung, Bühne, Farbe, Flächen, Bild im Bild und Vielschichtigkeit. Es folgen Erläuterungen zu einer Stilistik, die nicht die üblichen Verdächtigen wie Architektur, Street Photography, Porträt oder Akt umfasst, sondern Stile wie Sachlichkeit, Trash, Surrealismus oder Intimer Stil nennt. Im Kapitel "Bildkomposition" schließlich finden sich Überlegungen zum Einsatz von Weitwinkel- oder Teleobjektiven, zur Schärfepositionierung, zu Bildformaten und Bildausschnitten. Im Kapitel "7 Sünden, 7 Tipps" werden häufige Gestaltungsfehler und Tipps zu ihrer Vermeidung vorgestellt. In allen Kapiteln finden sich nicht nur Fotografien des Autors, sondern auch Arbeiten verschiedener Fotografen, was für Abwechslung und spannende Umsetzungen sorgt. Jedes einzelne Foto wird im Text erläutert und man erfährt, warum es gerade dieses Foto in das Buch geschafft hat.

Den gewählten Untertitel "Das Handbuch für starke Bilder" ist etwas gewagt. Der Autor Frank Dürrach, einer der Gründer und Dozenten der Fotoakademie-Köln, hat ein Werk vorgelegt, das Begriffe klärt, um mit einem gemeinsamen Vokabular über Fotografie zu sprechen. In den Abschnitten Linien, Strukturfotografie, Schablonen, Bühne, Farbe, Flächen, Bild im Bild und Mehrschichtigkeit werden die Merkmale mit guten Beispielfotos erläutert.

Die zweite Auflage wurde um das Kapitel "7 Sünden, 7 Tipps" erweitert - und das aus gutem Grund. In diesem Kapitel geht es um Bildgestaltung in dem Sinne, dass verschiedene Versionen von Fotos gezeigt werden und erklärt wird, wie (und warum!) die eine Version besser ist als die andere. Hier wäre allerdings eine stärkere Verknüpfung mit den vorhergehenden Kapiteln wünschenswert gewesen. Das wäre die eigentliche Stärke des Buches gewesen: den theoretischen ersten Teil durch einen (wesentlich längeren!) praktischen Teil zu ergänzen. Schade ist auch, dass die gelungenen Versionen oft nur mit Photoshop bearbeitet/retuschiert wurden. Wäre es nicht wünschenswert, die vorgestellten Gestaltungsmodelle gleich beim Fotografieren anzuwenden? Wie heißt es so schön: "Get it right in camera".

Letztlich beziehen sich alle Ausführungen nur auf Einzelbilder, auf den einen genialen Shot. Richtig spannend wird es erst, wenn man in kleinen Serien arbeitet und z. B. innerhalb einer Serie mit Farbkontrasten spielt oder Kamerastandpunkte variiert.

"Fotografische Bildgestaltung" ist ein Buch, das vom Autor eingeführte Begriffe erklärt, wichtige Elemente wie Linie, Farbe und Fläche beschreibt und mit guten Beispielfotos illustriert. Die Vielzahl der im Buch vertretenen Fotografinnen und Fotografen führt zu abwechslungsreichen Fotografien, von denen einige sicherlich etwas außerhalb der Komfortzone des Lesenden liegen. Der Weg zum "starken Bild" wird allerdings erst im letzten Kapitel behandelt - gerne mehr davon!

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