Walküre

von Sylvain Cordurié, Dražen Kovačević (Illustrator*in)
Rezension von Stefan Cernohuby | 07. September 2015

Walküre

Wenn das gesamte Leben, die ganze Existenz oder gar das Schicksal eines ganzen Göttergeschlechts vorherbestimmt wurde, gibt es kaum etwas, das noch überraschen kann. Außer wenn sich herausstellt, dass alles ganz anderes kommt. Auf dieser Prämisse basiert auch die im Splitter-Verlag erschienene Graphic Novel „Walküre“, für die der französische Autor Sylvain Cordurié mit dem serbischen Illustrator Dražen Kovačević zusammengearbeitet hat.

Das Wetter ist furchtbar und eisig, ein Winter hält das Land in den Klauen, wie man ihn seit Anbeginn der Zeit nicht erlebt hat. Wölfe kommen bis in die Dörfer und töten Menschen. Obwohl Wikinger bekanntlich keine Schwächlinge sind, fordert sie dieser unnatürliche bis aufs Äußerste. Die Verzweiflung wird letztendlich so groß, dass der wahnwitzige Plan des Kriegers Alrik – Sohn des Wikingerkönigs Lothar – in Betracht gezogen wird. Er will direkt zu Göttervater Odin gehen, um diesen zur Rede zu stellen. Da kein Sterblicher den Weg nach Asgard kennt, bittet er die Walküre Gunhild, ihn zu führen. Sie, die ihre Jungfräulichkeit für den Odinssohn Hermod aufgab, lebt seitdem mit diesem zusammen in Midgard. Sie erklärt sich jedoch bereit Alrik und seinen Reisegefährten zu helfen, weil diese ihr einst Gastfreundschaft gewährten. Doch die Reise zum Fuß des Bifröst, der Brücke nach Asgard, ist gefährlich. Sie werden vom Wolfsrudel Fenrir angegriffen und finden den Wächter Heimdall erschlagen vor. Und auch der Rest von Asgard, in das sie kurz entschlossen vordringen, ist ein Ort der Toten. Als mitverantwortlich stellen sich schnell die dunklen Elfen heraus. Doch danke der Walküre und des Asen überleben die meisten der Menschen. Nun gilt es ein Komplott zu vereiteln, bei dem Menschen und Asen gleichermaßen ausgelöscht werden sollen…

Will man eine Geschichte erzählen, die düster und geheimnisvoll sein soll sowie mythologische Hintergründe haben, eignet sich dafür der typische Stil französischer Comics sehr gut. Neben zahlreichen Reihen, die in ebenso finsterem historischem Ambiente angesiedelt sind, haben das Duo Sylvain Cordurié und Dražen Kovačević mit „Walküre“ ein für sich stehendes Werk geschaffen, gut und gern auch der Ausgangspunkt einer Reihe sein könnte. Die Spannung im Band bleibt konstant, so wie auch ein gewisses Gefühl der Beklemmung aufgrund der Umgebung, in der das Werk spielt. Sonnenschein, Wärme und Normalität – so etwas gibt es hier kaum. Dem Illustrator ist es hervorragend gelungen, die Welt genau so darzustellen, wie es notwendig war. Was man allerdings ein wenig in Frage stellen kann, ist die Titelgebung. Ja, die gefallene Walküre Gunhild ist eine wichtige Person für die Handlung, in den Mittelpunkt tritt jedoch meistens der Königssohn Alric, vermutlich auch deshalb, weil er nicht die übernatürlichen Kräfte von Gunhild oder des Asen Hermond verfügt, sondern nur seinen gestählten Arm und sein Schwert. Dennoch ist das Werk sowohl optisch ein Augenschmaus als auch von der Handlung her gelungen. Jeder, der historische Fantasy in Graphic Novels mag, die sich idealerweise mit Göttern beschäftigen, sollte an diesem Werk nicht vorbeigehen.

„Walküre“ ist der Name einer Graphic Novel, die zur Zeit der Wikinger angesiedelt ist. Der Autor Sylvain Cordurié arbeitete mit dem Illustrator Dražen Kovačević zusammen. Das erfreulich hochwertige Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist ein spannendes Werk mit mythologischem Hintergrund, das Comicfreunden in jedem Fall zu gefallen weiß – und nicht nur, wenn man gut gebaute Walküren mag.

Details

Bewertung

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