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Vatikan gesteht ein: Erde vermutlich doch keine Scheibe

von Die Tagespresse
Rezension von Stefan Cernohuby | 08. Dezember 2014

Vatikan gesteht ein: Erde vermutlich doch keine Scheibe

Humor ist etwas, was sehr subjektiv wahrgenommen und empfunden wird. Dementsprechend gibt es natürlich die wüstesten Diskussionen darüber, was wirklich witzig ist und was nur halblustiges Geplänkel. Trotzdem, oder gerade deshalb, ist das Geschäft mit dem Humor im deutschsprachigen Raum ein großes. Ob es sich jetzt um tägliche Sendungen im Fernsehen, um deutsche Comedians, österreichische Kabarettisten oder schweizer Zeitschriften handelt, die Tendenz ist klar erkennbar. Doch auch Satirezeitschriften im Internet finden rasche Verbreitung. In Österreich ist die "Tagespresse" ziemlich populär. Von selbigem Online-Medium ist nun ein "Best of" in Buchform erschienen.

Nach einer kurzen Einleitung von Fritz Jegerisch, seines Zeichens Chefredakteur und Herausgeber der "Tagespresse", geht es gleich mit dem ersten und titelgebenden Artikel los: "Vatikan gesteht ein: Erde vermutlich doch keine Scheibe". Damit wird satirisch auf die vorsichtige Reformbereitschaft des neuen Papsts eingegangen - was vielen aber trotzdem zu langsam ist.
Weitere Artikel im Buch, also ausgewählte Artikel aus der Webpräsenz, zielen hauptsächlich auf Politiker, lokale Prominente (und solche, die es gerne wären), Reporter und allgemeines österreichisches Geschehen und Weltgeschehen. Hauptsächlich also was in aller Munde ist. Beispiele für vorhandene Artikel sind: "Jubiläum: Grasser und Staatsanwalt feiern fünf Jahre Ermittlungen", "FPÖ-Ball: Strache bedankt sich bei allen 300 Randalierern", "Facebook-Designer machen sich an die Arbeit, WhatsApp ebenfalls zu ruinieren" oder "100 000 Euro Gewinn: Wiener Linien gratulieren 1-millionstem Schwarzfahrer".
Alle Beiträge haben gemeinsam, dass sie sich über der jeweilige Person, ihre Aktionen oder den unfreiwilligen Beigeschmack eines Ereignisses lustig machen. Jeweils mit einem (un)passenden Bild versehen, ist der (Pseudo-)Artikel bissig, pointiert und keinesfalls politisch korrekt oder gar zurückhaltend. Genauso wenig wie die Kommentare der Leser dazu. Da die Artikel sich allerdings auf Personen des täglichen Lebens beziehen, die einer gewissen Fluktuation unterworfen sind, sind nicht mehr alle Artikel wirklich aktuell, sondern trotz ihrer relativen Neuheit - die ersten stammen aus 2013 - als historische Witze zu verstehen.

Personen die in der Öffentlichkeit stehen, ziehen das Interesse vieler auf sich. Vor allem wenn sie durch mehr oder weniger unsinnige Aussage auffallen. Manchmal lässt sich in solche Aussagen viel mehr hineininterpretieren als gedacht, ein anderes Mal ist es ein leichtes bei geneigter Geisteshaltung eine solche Aussage zu überzeichnen, um in beiden Fällen einen humoristischen Effekt zu erzielen. Man kann dies auf eine eher subtile Art und Weise durchführen, auf die Holzhammer-Methode oder irgendwo in der Mitte. Die Tendenz der Tagespresse geht eher in letztere Richtung. Und hier setzt auch das Problem der subjektiven Wahrnehmung des Humors ein. Denn während einem Leser brachial-herzlicher Humor an der Schmerzgrenze des Zumutbaren zusagt, sind andere eher Liebhaber einer feineren Klinge. Zweiteres ist leider auch beim Verfasser dieser Rezension der Fall. Zwar sind viele der Headlines der Artikel sehr gut gelungen, aber eine überschaubare Zahl an Beiträgen selbst würde bei diesem Leser ein Schmunzeln oder gar ein wirkliches Lachen provozieren. Da dies aber eine persönliche Vorliebe ist, kann dies natürlich nicht das einzige Kriterium für eine Bewertung darstellen. Schreibstil und Lektorat der Artikel sind dagegen durchgehend von guter Qualität.

Auch wenn die Artikel der "Tagespresse" nicht jedermanns Geschmack sind, ist ihre Reichweite und ihr Provokationsniveau unbestritten. So ist es auch kein Wunder, dass ein "Best of" der Beiträge seit Bestehen im Residenz Verlag erschienen ist. Da uns aber leider der Humor nicht hundertprozentig zusagt, die Wahl der Themen nicht unbedingt immer gefällt und die Artikel nicht wirklich lang aktuell sind, ist diese Zusammenstellung für uns nur durchschnittlich. Wer aber die Artikel des Magazins liebt und sich nicht nur online lesen möchte, für den ist das Werk sicherlich eine gute Wahl.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
    Keine Bewertung
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik:
    Keine Bewertung